Salzburg. „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Die jungen Leute widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Diese Worte des vorchristlichen Philosophen Sokrates werden seit Jahrhunderten zitiert, ist doch nahezu jede Generation der Meinung, dass „die Jugend von heute“ die schlimmste aller Zeiten sei. Gegen pauschale Kritik wie diese und für die Jugendlichen arbeitet seit mehr als 45 Jahren das Salzburger IGLU in der Haydnstraße – ein Teil der Katholischen Aktion Salzburg und zugleich ein offenes Haus der jungen Generation. Für die Schwerpunkte stehen bereits die vier Buchstaben im Namen:
„Wir sind ein Ort der Gemeinschaft, der Begegnung – ohne voreingenommen zu sein oder jemanden auszuschließen. Es ist uns wichtig, dass Jugendliche, egal welcher Religion oder kulturellen Abstammung, bei uns Platz haben“, sagt IGLU-Leiterin Manuela Wolf. Viele kommen aus den nahen Schulen: dem Campus Mirabell (vormals Andräschule) und dem Polytechnikum. Die Jüngsten seien mit Beginn der Pubertät, ab zirka zehn Jahren, auf der Suche nach Freizeitaktivitäten abseits der Schule. Das Durchschnittsalter liege aktuell zwischen 14 und 17 Jahren. „Danach hört es eigentlich auf, im besten Fall haben dann auch schon alle eine Arbeit“, beobachtet Wolf.
Trotz der Zugehörigkeit zur Katholischen Aktion werden Feste und religiöse Feiertage im IGLU interkulturell begangen und in Formaten wie dem „MonTalk“ gemeinsam besprochen. „Wir erklären einerseits die Hintergründe der Adventzeit oder von Pfingsten, aber wir feiern genauso den muslimischen Bayram, um auch unsere Wertschätzung für die Andersgläubigen auszudrücken. Beim Besuch der Langen Nacht der Kirchen oder bei Veranstaltungen der Jugendinitiative ,Denk dich neu‘ kommen zum Teil auch die muslimischen Jugendlichen mit. Wenn man sich gegenseitig besser versteht und zu schätzen weiß, entstehen auch nicht so viele Konflikte“, betont die IGLU-Leiterin.
Ein fixer Bestandteil des Jugendzentrums ist die klassische Präventions- und Sozialarbeit – vom „Safer Internet“ über Mobbing und die Suchtprävention bis hin zu psychischen Problemen werden Jugendthemen aufgegriffen. „Die psychische Gesundheit ist seit Corona massiv schlechter geworden – das Wohlbefinden der Jugendlichen, ihre Perspektiven, die Zukunftsängste. Besonders bei den jetzigen Drittklässlern, die schon den Schulstart mit Corona hatten, fallen Mobbing, Gewalt und Ausgrenzung auf. Da haben viele als Klassengemeinschaft nicht zusammengefunden“, sagt Wolf.
Und nicht zuletzt ist natürlich die Unterhaltung ein „megawichtiges Thema“. Billard, Tischfußball, Tischtennis, Darts, Computerspiele, Bandprobe, Holzwerkstatt, Musik und Tanz – das alles findet im IGLU Platz. Hinzu kommen Projekte, wie aktuell ein Film zum Thema Menschenrechte, für den die Jugendlichen das Drehbuch verfassen. Im Gegensatz zur Schule ist die exzessive Handynutzung im IGLU kaum ein Störfaktor. Manuela Wolf weiß auch den Grund: „Dafür ist unser Angebot einfach zu groß.“
Manuela Wolf ist seit 2008 pädagogische Mitarbeiterin und seit 2017 Leiterin des Jugendzentrums in der Stadt Salzburg.
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