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„Die Himmelfahrt wird in der Pfarre Oberndorf noch jedes Jahr durchgeführt. Vier Männer braucht es, um den Heiland und die vier Engel unbeschadet aufzufahren“, erzählt die Sekretärin des Pfarramtes St. Johann in Tirol, Rosi Hopfenberger. Zuerst komme der Christus, begleitet von zwei Engeln, wenn diese ungefähr auf halber Höhe sind, kommen von oben zwei weitere Engel mit Kerzen und fahren bis zum Heiland herab. Anschließend fahren alle zum Heiliggeistloch
auf und verschwinden darin. Die Jesusstatue und die Engel
werden festlich mit Blumenkränzen geschmückt. Während der Auffahrt spielt die Orgel und der Chor singt das Lied „Großer Gott“.
„Für die Oberndorfer ist es ganz wichtig, zu wissen, wohin der Herrgott geschaut hat, bevor er im Heiliggeistloch verschwunden ist? Aus dieser Richtung kommen nämlich
die Wetter im kommenden Sommer, vom Kitzbüheler Horn oder vom Wilden Kaiser?“
In Oberndorf ist der Müllnerbauer Sebastian Aufschnaiter für
die Himmelfahrt verantwortlich. Sein Vater habe, als er gesund vom Krieg zurückkam, versprochen, sich um die Himmelfahrt zu kümmern.
In manchen Gemeinden in Salzburg und in Tirol kommt heute das „Heiliggeistloch“ noch zum Einsatz. Dabei wird die Christusfigur mit einem Seil hochgezogen und verschwindet
durch eine Öffnung an der Kirchendecke.
„Meist ist das Heiliggeistloch in barocken Kirchen zu finden. Früher wurde dies wie ein Schauspiel inszeniert. Der Sinn soll sein, dass der Geist Gottes durch dieses Loch zu den Menschen kommt“, erzählt der St. Johanner Dechant Erwin
Neumayer. Ursprünglich hatte das Loch eine andere Funktion. Es diente zur Lüftung. Die kreisrunde Öffnung an der Decke der Kirchen wird meist mit Verzierungen und
Malereien umrandet. Doch nicht nur hierzulande ist diese Tradition beliebt. „Auch das Pantheon in Rom hat eine Öffnung, aus der am Rosenmontag Millionen Rosen
gestreut werden,“ weiß Dechant Neumayer.
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