Salzburg. Die Lange Nacht der Kirchen in Salzburg wird jünger – und zwar in jeder Beziehung. Das beginnt schon bei Anna Tiefenthaler (29) und Sebastian Riedel (37), dem heuer neu installierten Leitungsduo für die Projektkoordination. Wer das naturgemäß skeptisch sieht, wird umgehend beruhigt. „Wir versuchen Früheres und Neues zu verbinden: eine gute Mischung aus traditionell bespielten Kirchenräumen, Musik, Führungen, Kunst und Kultur mit neuen Hot Spots – etwa in der Andrä- und Kollegienkirche, den Katakomben von St. Peter und dem Mirabellgarten“, sagt Tiefenthaler.
Bereits die Programmpräsentation startet als Performance. Riedel und Tiefenthaler nehmen auf Standfahrrädern (siehe Bild), die über Trafos die Lichterketten im Hintergrund zum Leuchten bringen, symbolisch Fahrt in Richtung Lange Nacht der Kirchen am 2. Juni auf. Ein Sinnbild für die Tatsache, „dass jeder von uns etwas bewegen kann“.
Jugendliche Hot Spots sind – wie in der Vorwoche berichtet – vor allem Kollegien- und Andräkirche. Das Gotteshaus am Universitätsplatz bietet mehrere künstlerische Workshops und einen Tattoo-Gottesdienst – anschließende Gratis-Tätowierung mit einfachen christlichen Motiven inklusive.
Auf der anderen Salzachseite wird die Andräkirche mit Auftritten von „Der Nino aus Wien“, „Coperniquo“, „Loveboat“, „Maddy Rose“ sowie (vorwiegend lokalen) Talenten zur Rock-, Pop- und Soul-Bühne. „Als Musiker bin ich in den letzten 15 Jahren sehr viel herumgekommen, aber das ist eine der bislang interessantesten Locations. Mit einer Rockband in einem Kirchenraum zu performen, der für mich eher für Stille steht, das ist eine Challenge, die wir gerne annehmen“, sagt etwa Coperniquo-Leadsänger Michael Mörth und fügt hinzu: „Über die Grenzen der Religion hinaus mit der Kunst die Menschen zu verbinden – das ist ein wunderschöner Gedanke.“
Für manche mag diese Art von Musik in einer Kirche ein Kulturschock sein, Projektkoordinator Sebastian Riedel sieht darin jedoch eine wichtige Weiterentwicklung: „Kirchen haben ein bestimmtes Erscheinungsbild, einen bestimmten kulturellen Gestus. Unter der neuen Dachmarke ,Update Church‘ wollen wir aufzeigen, dass Kirche auch anders daherkommen kann. Die Frohbotschaft Gottes, die wir Evangelium nennen, liegt nicht einfach so vor, sie muss mit den Menschen gemeinsam entdeckt werden. Das versuchen wir in der Langen Nacht der Kirchen.“
Publikum jeden Alters dürfte sich beim Flanieren durch den Mirabellgarten angesprochen fühlen. Dort hat Angelika Bamer-Ebner ein buntes Programm mit rund 30 Künstlerinnen und Künstlern zusammengestellt: ein Tanzensemble; ein Schauspielensemble, das Bibelszenen modern interpretiert; eine Installation, die zur Stille und zum Nachdenken inspiriert; Chor, Erzähler und zwei Pantomimen in oppulenten Kostümen. „Es gibt viel zu entdecken und einige Überraschungen“, verspricht die künstlerische Leiterin.
In den Katakomben von St. Peter kann man um 19 und 21 Uhr Volksmärchen aus Armenien, China, der Schweiz, Ungarn und Österreich lauschen – erzählt von Armin Ziesemer. Am Mozartsteg startet um 19 Uhr eine ökumenische Busfahrt, um die Salzburger Ostkirchen besser kennen zu lernen.
Sie möchten mehr zum Programm der Langen Nacht der Kirchen am 2. Juni ab 18 Uhr wissen? Das (Salzburg-)Programm finden Sie auf www.langenachtderkirchen.at
Das Bild zeigt einige Protagonisten der Langen Nacht der Kirchen in Salzburg: Auf den Rädern nehmen Sebastian Riedel (l.) und Anna Tiefenthaler Fahrt in Richtung 2. Juni auf – sie verantworten in Salzburg die Projektkoordination. Beteiligte Kunstschaffende sind (v. l.) Peter und Angelika Bamer-Ebner, Sängerin Maddy Rose, Erzähler Armin Ziesemer und Coperniquo-Leadsänger Michael Mörth. Stellvertretend für die ökumenische Ausrichtung lädt Pfarrer Martin Eisenbraun (r.), Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises, zur Langen Nacht der Kirchen ein.
Aktuelles E-Paper