Salzburg. Am 29. Juni erwartet die beiden ein voller Dom – mit unzähligen Gläubigen, viel Weihrauch und bedeutungsschweren Zeichen. Äußerlich spielt sich bei der Priesterweihe also viel ab. Mehr aber ist sie bestimmt ein innerlicher Vorgang, der die Herzen der Weihekandidaten und ihrer Familien bewegt.
„Meine Berufung kann ich nicht an einem spektakulären Einzelereignis festmachen. Jesu Rufen spüre ich von klein auf. Er zieht mich an sich, bis zum heutigen Tag“, sagt Pater Placidus Schinagl (im Bild) über seinen Weg zum Priestertum. Der 1993 im bayerischen Freilassing geborene Benediktiner lebte in seiner Kindheit und Schulzeit in Saaldorf. Schon als Kind errichtete er bei seinen Eltern im Wohnzimmer einen Altar. Dabei sollte es nicht bleiben. Es entstand ein „Gottesdienstraum“ mit allen Dingen, die es brauchte. „Natürlich selbst gebastelt“, erzählt Schinagl.
Als seine Familie meinte, sie hätte gerne wieder ein „normales“ Wohnzimmer, zog der Heranwachsende mit seiner „Kirche“ in einen frei gewordenen Raum des Hauses um. „Dieser Raum wurde für mich ein wichtiger Gebetsraum. Wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, waren es Freude, Begeisterung, Trauer oder Angst, ging ich an diesen Ort, an dem ich ungestört mit Jesus in Verbindung treten konnte. Ich fühlte, dass ER da ist, mir zuhört und mir auch antwortet“, erinnert sich der angehende Priester.
Die Predigten des heimischen Pfarrers über das Wirken der Heiligen ließen in ihm den Entschluss reifen, Priester zu werden. Eine Seminarfahrt nach Salzburg – inklusive Klosterbesuch – führte Pater Schinagl in die Benediktiner-Erzabtei St. Peter. Der Ort ließ ihn nicht mehr los: „Sowohl die Lebensweise, der Ort wie auch die Gemeinschaft sagten mir zu. Es war dieses ‚gewisse Etwas‘ vorhanden.“ Die Entscheidung war gefallen. Am Hochfest Mariä Himmelfahrt 2016 begann sein Leben als Benediktiner.
Seiner Aufgabe als Priester sieht Pater Schinagl zuversichtlich entgegen: „Priester zu sein bedeutet für mich, Zeuge für das Reich Gottes zu sein, dafür einzustehen und den Menschen diese Frohe Botschaft weiterzugeben – unter anderem auch in der Spendung der Sakramente.“ Über die Chancen und Herausforderungen im pastoralen Wirken meint der Pater: „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. So manche Sicherheiten und Traditionen brechen weg und in der Hektik der Zeit geht dabei leider bei einigen Gott unter. Es ist eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine Chance im Wirken als Priester, wenn möglich den Menschen wieder ein Fundament mit Sinn und Halt in ihrem Leben zu geben.“
Zweiter Weihekandidat ist Bruder Franz Bodapati (im Bild), der aus Indien stammt und seit knapp neun Jahren in Österreich lebt. „Ich bin 2013 durch Pfarrer John Santan Fernandes, den Gründer der Gemeinschaft der Apostel der Heiligen Familie, nach Österreich gekommen“, erzählt Bruder Franz. Ein Jahr war er in St. Ulrich am Pillersee im Noviziat. Im Heiligenkreuzer Priesterseminar Leopoldinum begann er seine Studien, nach dem Abschluss wechselte er in das Priesterseminar der Erzdiözese Salzburg. Auch bei ihm war die Sehnsucht, Priester zu sein, schon sehr früh spürbar: „Bereits als Elfjähriger fragte ich mich: Warum kann nicht auch ich Priester werden?“
Das Vorbild eines dortigen Priesters und ein „Herz-zu-Herz“-Gespräch mit seiner Mutter festigten seinen Entschluss. Der Verehrer des heiligen Franz von Assisi begann seinen spirituellen Weg zuerst bei den Kapuzinern in seiner Heimat und kam dann aber über einen Cousin zu der Gemeinschaft der Apostel der Heiligen Familie. „Wir wollen an der Seite von Familien gehen, ihnen in ihrem Glauben und Leben helfen und so einen Weg zu Gott ermöglichen“, erklärt Bruder Franz das Charisma jener Gemeinschaft, der er seit 2010 angehört.
Der Umzug nach Österreich war für Bodapati nicht einfach. Sprache, Kultur, die anderen Formen, Spiritualität zu leben – und auch das ungewohnte Essen machte sein neues Leben in Tirol nicht leicht. Dennoch sei er gut angekommen. „Ich mag die Leute“, sagt Bruder Franz. Seine Sehnsucht nach Gott finde sich vor allem auch darin, für die Menschen da zu sein. Und mittlerweile schmecke sogar der Leberkäse.
Der 30-jährige Priesteramtskandidat wird nach seiner Weihe in der Pfarre Saalfelden eingesetzt und als Kooperator wirken. „Ich freue mich auf die Firmlinge und die Arbeit mit den Ministranten. Gemeinsam mit den jungen Leuten unterwegs sein – das ist meine Aufgabe.“ Der Dienst des Priesters sei nicht bloß das Feiern von Messen, sondern beginne dort, wo der Priester das Leben mit den Menschen teile.
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