Salzburg. Früher war alles anders. Erst in den letzten 40 bis 50 Jahren hat man vermehrt damit begonnen, Kirchen zu beheizen. Warum? „Es ist technisch machbar gewesen und Energie hat so gut wie nichts gekostet“, sagt Michael Hofstätter, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbeauftragter der Erzdiözese Salzburg. Die Rede ist von den großteils unter den Kirchenbänken verbauten „Wadlbrennern“ – so die humorig-bissige Bezeichnung durch Experten und Kirchgänger. Dass diese Heizsysteme nun vielfach ihr Lebensende erreichen und ausgetauscht werden müssen, begrüßt er. Und das nicht nur aus Gründen der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.
„Die beste Beheizung ist eigentlich gar keine Beheizung. Früher haben Kirchen langsam den Jahreszyklus mitgemacht und es hat kaum Probleme gegeben. Dann hat das Heizen begonnen und wir stellen fest, dass die Sanierungszyklen seitdem kürzer werden – etwa von 50 auf 25 Jahre. In manchen Kirchen muss ich zur Erhaltung heizen, aber beim Großteil hat es irgendwelche Folgeschäden, auch wenn diese nicht von heute auf morgen, sondern erst nach Jahren auftreten“, berichtet Hofstätter von den negativen Erfahrungen.
Die Schäden reichen von Salzblumen in den Mauern, Quellen und Schwinden (Zusammenziehen) des Holzinventars bis zu zerstörten Fresken, angegriffenen Altären und Orgeln, die wegen der Feuchtigkeit schimmeln. Ein Paradebeispiel sei das Weltkulturerbe-Kloster Müstair in der Schweiz. „Die Fresken dort haben 1.200 Jahre Kriegswirren und löchrige Dächer überstanden. Dann wurde eine Heizung eingebaut und die Fresken begannen sich aufzulösen. Die Heizung wurde abgedreht und der Verfall konnte wieder gestoppt werden“, erzählt der Experte.
Für aktuelle Heizungssanierungen in Kirchen der Erzdiözese lautet die Devise daher: Zuerst das Raumklima verstehen (Messungen, Dokumentation und Interpretation), dann an der Effizienzschraube drehen (LED, Dämmung etc.) und erst dann den Heizungstausch angehen. Dabei gibt es nicht „die eine“ Patentlösung, sondern immer ein maßgeschneidertes Projekt – so wie aktuell in der Pfarr- und Wallfahrtskirche „Maria, Mutter vom Guten Rat“ in Böckstein (Bad Gastein), wo anlässlich der Renovierung die „Wadlbrenner“ unter den Kirchenbänken durch Infrarot-Heizungen an den Rückenlehnen der Bänke ersetzt werden.
Die Richtung ist vorgegeben – auch durch einen „Raus aus Öl und Gas“-Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz. Die Kirche steigt mit ihren Geldveranlagungen aus allen Unternehmen aus, die fossile Brennstoffe fördern oder produzieren.
Projekte
Eine Auswahl an abgeschlossenen, laufenden sowie in Planung befindlichen „Energiespar“- und Nachhaltigkeitsprojekten in der Erzdiözese Salzburg:
Abersee: Umstellung von Stromheizung auf Wärmepumpe
Anthering: Umstellung auf LED
Faistenau: Umstellung von Öl auf Fernwärme
Koppl: Umstellung von Öl auf Pellets
Kramsach: Photovoltaik (PV) und Infrarot für die Kirchenheizung
Kuchl: PV-Anlage für mehrere Gebäude
Lessach: Umstellung von Öl auf Nahwärme
Maria Kirchental: Umstellung auf LED beim Gasthaus
Neualm: Umstellung von Gas auf Nahwärme und PV-Anlage im Pfarrhof
Salzburg/Kapitelplatz 2: Dämmung der obersten Geschossdecke
Salzburg/Kapitelplatz 6: Wasserturbine zur Stromerzeugung
Salzburg/St.Vitalis: PV-Anlage auf Dach Kindergarten
Salzburg/St. Paul, St. Koloman und Untertauern: Umstellung von Öl auf Nahwärme
Waidring: PV-Anlage und Umstellung der Kirchenheizung auf Infrarot
Wörgl: Umstellung auf LED
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