Salzburg. Solaranlagen entlang Autobahnen und Bahnstrecken, auf Familienhäusern, schnellere Genehmigungsverfahren und vereinfachte Möglichkeiten, Flächen für Photovoltaik (PV) zu erschließen – all das wird von Entscheidungsträgern diskutiert. Durchaus kontroversiell. Neben Dachflächen von Privathaushalten, Unternehmen, Gemeinden und Vereinen bieten auch die Dächer der vielen kirchlichen Gebäude großes Potenzial für die Errichtung entsprechender PV-Anlagen.
Die Diözese Linz kooperiert mit dem Land beim Photovoltaik-Ausbau. In Wien setzen immer mehr Kirchen auf Photovoltaikanlagen, der Strom – etwa für den Stephansdom – kommt mittlerweile zum Teil aus Sonnenenergie. Die Devise lautet: mehr Solarstrom soll bei der Energie-Umstellung helfen. Was aber sind die Vor- und Nachteile?
Der Solarboom hat auch seine Schattenseiten. Äcker, Wiesen und Flächen auf Kirchen und Denkmälern sollen für Solarstrom herhalten. Ein Konflikt mit Denkmalschutz, Landschafts- und Denkmalnutzung ist programmiert. „2021 entstammten 80 Prozent der Stromerzeugung in Österreich aus erneuerbaren Quellen, davon drei Prozent durch Photovoltaik. Bis zum Jahr 2030 soll die Stromversorgung in Österreich bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden“, berichtet Sabine Wolfsgruber vom Umwelt Service Salzburg.
„Argumente wie steigende Anschaffungskosten oder schwankende Stromausbeute einer PV-Anlage können mit zahlreichen Vorteilen wie der Senkung von Energiekosten, optimaler Dimensionierung und Ausrichtung der Module oder einem Batteriespeicher entkräftet werden“, listet die Expertin Vorzüge und Nachteile auf. Pfarren können ihren produzierten PV-Strom selbst verwenden oder mit entsprechender Netzinfrastruktur innerhalb der Institution verteilen.
Das Umwelt Service Salzburg bietet – als eigenständiger Verein und nicht gewinnorientiert – einen geförderten PV-Check für Betriebe, bei dem in bis zu acht Stunden alle relevanten Aspekte rund um betriebliche Photovoltaik analysiert werden. „Viele Unternehmen und Institutionen haben einfach zu wenig Zeit, sich mit Details, Zusammenhängen und Fördermöglichkeiten auseinanderzusetzen“, erklärt Wolfsgruber. Die Erzdiözese arbeitet eng mit ihrer Fachstelle zusammen.
Kommentar
Bis 2040 wollen wir in der Erzdiözese bilanziell unseren Strom selbst erzeugen. Das Ziel ist, den eigenen Strom selbst zu verbrauchen. Dazu bedarf es verschiedener Strategien: eine Reduktion des Stromverbrauchs und den Ausbau der Photovoltaik-Anlagen. Aber: Nicht überall ist es möglich, eine PV-Anlage auf das Dach zu bauen, es gilt den Denkmalschutz zu berücksichtigen. Oft heißt es: „Wir haben ein Kirchendach und da soll eine PV-Anlage rauf.“ Dieser Ansatz muss kritisch beleuchtet werden.
Die Dachfläche der Kirche ist meist nach Süden ausgerichtet und erscheint nur auf den ersten Blick als bestens geeignet. Bei genauerer Betrachtung tauchen viele Fragen auf. Man verbraucht ja nur einen geringen Anteil an Strom selbst, der Rest wird als Überschuss eingespeist. Das ergibt lange Amortisationszeiten. Den Pfarrhof, das Pfarrheim und die Kirche auf einen gemeinsamen Zählpunkt zusammenzuhängen, funktioniert in den seltensten Fällen.
Eine weitere Frage ist: Wie lange hält die Dachdeckung überhaupt noch, um eine Anlage (Haltbarkeit 30 bis 40 Jahre) tragen zu können? Was ist, wenn das Dach dann doch vorher eine neue Deckung braucht? Dann müsste die PV-Anlage abmontiert und neu aufgebaut werden. Und wie ist es im Winter mit den Dachlawinen, und wer haftet bei Schäden? All diese Fragen sind kritisch zu klären und mit Experten zu diskutieren, bevor Pfarren zu einer solchen Lösung kommen.
Ich bin für den Ausbau der PV-Anlagen, sehe ihren Standort jedoch nicht auf Kirchendächern. In der Erzdiözese verfolgen wir die Idee der kleinen Photovoltaikanlage für den Garten der Pfarre. Wir arbeiten gerade an Projekten für die Zukunft, wie der „kleinen“ PV-Anlage, und an vertikalen Windrädern im Pfarrgarten. Auch eine größere PV-Anlage ist geplant, an der sich Pfarren anschließen können.
Michael Hofstätter, Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbeauftragter der Erzdiözese Salzburg.
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