RB: Bereits Ihre Dissertation war dem Thema „Pfarrverbände – Notlösung und Chance“ gewidmet. Warum setzen Sie sich seit Jahren für die Schaffung von Pfarrverbänden ein?
Josef Pletzer: Wir haben lange dafür gekämpft und diese Strukturen seit 2005 forciert, denn ich sehe eine große Chance darin, dass die Pfarren erhalten bleiben, aber in Pfarrverbänden zusammenarbeiten. Da es oft nicht mehr genug Mitarbeitende gibt, ist es eine riesige Entlastung, wenn die Pfarren Synergien nutzen und verstärkt im Team arbeiten. So kann man voneinander profitieren und sich gegenseitig unterstützen, indem man zum Beispiel das, worin man gut ist, mit den anderen Pfarren teilt.
Bei uns schwirrt niemand allein herum.
RB: Welche Beispiele sind typisch für das Teamwork in Ihrem Pfarrverband?
Pletzer: Wir machen gemeinsame Tauf- und Firmvorbereitungen, im Wechsel von Pfarre zu Pfarre, und tauschen uns auch bei gemeinsamen Treffen aller Erstkommunion-Teams aus. Da kann man sich gegenseitig fragen: Wie macht‘s ihr denn das? Wenn beispielsweise eine Pfarre wie Taxham den gemeinsamen Abend vor dem Ehesonntag besonders gut gestaltet, dann organisieren die das jetzt für den ganzen Pfarrverband. Wir machen, was möglich ist, gemeinsam: Bei uns schwirrt niemand alleine herum. Erst neulich hat mir jemand erzählt, dass er sich früher oft alleine und wie ein Einzelkämpfer vorgekommen ist.
RB: Wie begegnen Sie Kritik an der Struktur der Pfarrverbände?
Pletzer: Wir nehmen sie ernst, versuchen aber auch den Menschen zu erklären, wo sie vom Pfarrverband profitieren. Ein Bruder aus Graz hat einmal gesagt: Der Pfarrverband ist ein Netz, wo auch die Kleinen, die nicht mehr alles leisten können, aufgehoben sind. Nicht ein Netz, das gefangen nimmt.
RB: Was sind für Sie die Kernaufgaben einer Pfarre/Ihres Pfarrverbandes?
Pletzer: Das ist natürlich zuerst die Begleitung der Menschen, vor allem an den Lebenswenden. Da gut und professionell aufgestellt zu sein, ist etwas ganz Wesentliches. Zugleich müssen wir aber auch Wege finden, wie wir Menschen ansprechen, die nicht zu unserem Kern zählen. Menschen, die am Sprung weg von der katholischen Kirche – oder schon ganz weg – sind. Freiräume, die durch die Pfarrverbands-Synergien entstehen, nutzen wir dazu, missionarisch zu sein.
Belong, believe, behave. Das probieren wir aus.
RB: Zur „Missionierung“ setzen Sie auch auf „Alpha“. Was ist das?
Pletzer: Mit Alpha wollen wir in der Schwerpunktpfarre St. Martin genau jene Menschen am Rand der Kirche ansprechen. Interessierte sind eingeladen, mit uns über die Welt und den Glauben ins Gespräch zu kommen. Zuerst wird miteinander gegessen, dann folgt ein Impulsfilm zu verschiedensten Themen: Gott; der Glaube generell; wer ist Jesus Christus; warum soll ich in der Bibel lesen; Jesus starb für mich am Kreuz; der Heilige Geist und Ähnliches. Danach tauscht man sich aus, die Leute kommen in Kontakt und es entsteht eine Gemeinschaft. Das Ziel ist: Belong, believe, behave – zuerst dazu gehören, zum Glauben finden und dann mein Leben entsprechend gestalten. Wir probieren aus, ob man damit eine Pfarre wiederbeleben kann.
RB: Stichwort Gestaltung im gesamtkirchlichen Bereich: Was erwarten Sie sich von der Weltsynode?
Pletzer: Ich hoffe, dass der Zölibat freigestellt wird und glaube, dass das auch kommen wird. Und ich denke, dass es für das Diakonat der Frau an der Zeit ist.
Josef Pletzer beim Festgottesdienst in Mülln – dem Auftakt zur gemeinsamen Zeit im neuen Pfarrverband.
Zum Pfarrverband
unter der Leitung von Vizedechant Josef Pletzer zählen die Salzburger Pfarren Maxglan, Taxham, Liefering, St. Martin, Lehen, Mülln und St. Johannes/LKH. Mit fast 58.000 Menschen ist er der einwohnerstärkste der sechs neu strukturierten Pfarrverbände im Dekanat Salzburg-Zentralraum, darunter 17.000 Katholikinnen und Katholiken.
Aktuelles E-Paper