Salzburg. „Ich erfülle meinen Dienst mit Herzblut. Es ist meine Berufung.“ Wenn Jürgen Rauscher über sein Dasein als Diakon spricht, ist zu spüren, das sind keine dahergesagten Worte. Er ist mit Leib und Seele Diakon. Im Salzburger Dom wurde er am 21. März 2021 geweiht. Die Jahre dorthin markierten mehrere wichtige Stationen wie er erzählt: „Im Jahr 2000 war ich nach der Wahl zum ersten Mal im Pfarrgemeinderat. Das hat mir sehr viel Freude gemacht. Mit unserem Pfarrer gab es ein hervorragendes Miteinander. Eines Tages meinte er, Jürgen wie schaut es aus, möchtest du nicht die Ausbildung zum Wortgottesdienstleiter machen?“ Das sei für ihn der erste Schritt gewesen, der einige Jahre später in der „Diakonen-Frage“ gipfelte.
Gegangen sei er den folgenden Weg gemeinsam mit seiner Frau. „Es kann sein, dass an einem Samstag zwei Taufen und eine Hochzeit anstehen. Wenn ich mich fortwährend entschuldigen müsste, dass ich nicht daheim sein kann, ginge das für mich nicht. Meine Frau erklärt dann immer: Ich habe Ja gesagt und dabei bleibt es.“ Ohne Zustimmung der Ehefrau sei bei verheirateten Männern keine Weihe zum Diakon möglich. „Das ist keine leere Worthülse, wenn die Frauen gefragt werden, ob sie einverstanden sind. Das hat eine enorme Tragweite“, unterstreicht Rauscher. „Ich kann mir den diakonalen Dienst, wie ich ihn ausfülle, nur mit der Unterstützung meiner Frau vorstellen.“
„Ein weiteres Um und Auf ist die Harmonie oder die Chemie, die zwischen Pfarrer und Diakon stimmen muss.“ Er sei überzeugt, dass in Zeiten, da längst nicht mehr in allen Pfarrgemeinden ein Priester wohne, das religiöse Leben in der gewohnten Form kaum mehr aufrechtzuerhalten sei, wenn dem Ortspfarrer nicht ein Diakon zur Seite stehe. In dieselbe Kerbe schlägt der zuständige Bischofsvikar in der Erzdiözese, Gerhard Viehhauser, der sich in jeder Pfarrgemeinde einen Diakon wünscht. „Auf das Diakonat können wir in der Kirche nicht verzichten.“ Er zitiert aus einem Schreiben aus der frühen christlichen Zeit, in dem es heißt: „Der Diakon ist das Auge der Kirche.“ Dieses Auge sehe, was es in der Kirche für die Caritas, für das Wort Gottes und in den Feiern der Kirche brauche.
Das bestätigt Jürgen Rauscher. „Ich habe 55 Jahre in Kirchbichl gewohnt und kenne die Leute und sie mich. Als Diakon bin ich nahe an den Menschen, ich habe auch die Chance, wenn jemand mit dem einen oder anderen unzufrieden ist, ausgleichend zu wirken.“
60 Diakone sind derzeit in der Erzdiözese tätig. Jürgen Rauscher sagt, „ich mag alle meine Aufgaben, da kann ich eigentlich nichts hervorheben“ und zählt auf: „Ich bin für Hochzeiten zuständig, Begräbnisse, das Assistieren bei der heiligen Messe, Wortgottesfeiern im Altenwohnheim, Krankenbesuche…“ Die Vereinbarkeit mit einem Beruf stelle sich bei ihm nicht. „Mit 1. Jänner 2020 habe ich das Finanzwesen ad acta gelegt. In meinem Bekanntenkreis erlebte ich, wie manche nach der Pensionierung in ein Loch fallen. Das kann mir als Pfarrgemeinderatsobmann und Diakon nicht passieren“, lacht Rauscher und greift dann doch noch etwas als besonders hervor: „Taufen sind für mich sehr bereichernd. Einen Täufling als Kind Gottes anzunehmen, das ist wunderschön.“ Mitunter könne er in der Vorbereitung sogar „missionarisch wirken“. „Ich habe es schon erlebt, dass sich bei einem Paar ein Teil der Kirche nicht mehr so zugehörig fühlt. Wenn ich dann mit dem Gegenüber zum Reden komme, können sich gute Glaubensgespräche ergeben.“
Auf die Frage, ob die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt unter den Diakonen ein Thema ist, antwortet Rauscher: „Die einen können sich das vorstellen, die anderen nicht.“ Er verweist abschließend auf den Pastoraltheologen Paul Zulehner, der meinte, dass die Weltsynode dezentrale Lösungen zulassen beziehungsweise aufzeigen könne.
Hintergrund
„Das Diakonat in der Kirche ist die sichtbare und sakramental menschliche Darstellung der dienenden Liebe Christi“, sagt Gerhard Viehhauser, Bischofsvikar für die Diakone in der Erzdiözese Salzburg. Der Diakon (diákonos, Diener, Helfer) bekleidet ein geistliches Amt innerhalb der Kirche. Er assistiert dem Priester in der hl. Messe, verkündet das Evangelium und kann predigen. Der Diakon spendet die Taufe und die Kommunion, leitet Trauungen, Begräbnisfeiern und Wortgottesfeiern und führt Segnungen durch. In der Erzdiözese wirken 60 Diakone, sieben sind in Ausbildung, die im Herbst 2024 geweiht werden.
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