Salzburg. „Die Verehrung des heiligen Martin ist bei uns älter als die unserer Diözesanpatrone“, sagt Reinhard Gratz vom Dommuseum und verweist dabei auf eine nicht mehr bestehende Martinskapelle aus der Zeit, als der heilige Rupert nach Iuvavum (später Salzburg) kam. Diese frühchristliche Kirche auf der Nonnbergterrasse war dem heiligen Martin geweiht.
Ebenso verfügt die Erzdiözese über Reliquien und ein Stück des Mantels des Heiligen. Unter Erzbischof Arn kamen diese wahrscheinlich als Schenkungen des mit Arn befreundeten Gelehrten Alkuin nach Salzburg. Sie befinden sich in der Martinskapelle des Doms. Nicht von ungefähr ist der heilige Martin also auch der Patron der Stadt Salzburg.
Zwölf Pfarren der Erzdiözese haben den Heiligen ebenso als Patron, mehrere Filialkirchen sind ihm geweiht, darunter St. Martin in St. Michael und St. Martin in Pfongau/Neumarkt. Das sind mehr Namenspatrozinien als zum Beispiel in der Diözese Eisenstadt, die den heiligen Martin als Diözesanpatron hat.
„Martin ist ein typisch merowingischer Heiliger und somit auch ein Stück weit ein Modeheiliger dieser Zeit“, erklärt Heimatgeschichte-Experte Franz Paul Enzinger. Er recherchierte zur Geschichte des Martinskults in der Neumarkter Filialkirche in Pfongau und im Flachgau. Die zweite bajuwarische Besiedelungsswelle nach Abzug der Römer habe demnach viele Martinskirchen gebracht. „Der Martinskult erreichte um 700 n. Chr. eine Hochblüte“, so Enzinger. „In dieser Zeit wurden in Pfongau und im restlichen Flachgau erstmals Kirchen gebaut und seither tragen sie das Patrozinium des heiligen Martin.“ Dazu gehörte auch Straßwalchen, das ebenfalls seit Ende des 8. Jahrhunderts ein martinisches Gotteshaus hat.
„Die jüngste Martinskirche steht in Salzburg-Liefering. Der damalige Pfarrer Franz Pfab war für ihre Errichtung im Jahr 1980 verantwortlich. Auch hier war die Armut vieler Menschen ein Grund, die Pfarre dem Heiligen zu widmen“, berichtet Irene Blaschke, Urgestein der Pfarre St. Martin.
Die Stadtpfarre St. Martin zeigt, dass die Beziehung zu dem Heiligen aus dem vierten Jahrhundert auch heute noch stabil und fruchtbar sein kann. Mit der Martinsfestwoche etabliert sie einen wesentlichen Feier- und Themenzusammenhang. „Damit wollen wir gemeinsam mit unserem neuen Pfarrvikar P. Thomas Gögele neue Wege suchen, um unsere Sendung als Pfarre im Stadtteil Liefering im Licht dieses großen Heiligen und seiner Nachfolge Jesu besser zu verstehen und zu leben“, sagt Pfarrgemeinderatsobmann Josef Skrna.
Die Festwoche in St. Martin beginnt am Sonntag, den 5. November, um 10 Uhr mit dem Kirchweihfest durch Weihbischof Hansjörg Hofer. Die darauffolgenden Veranstaltungen sprechen aktuelle Themen an: Umgang mit mentalen Erkrankungen, eine Dauerausstellung mit Werken von Wolfgang Richter, eine Poesie-Lesung mit Musik der Lieferinger Theaterleut’ sowie ein Abend der Begegnung, an dem sich die unterschiedlichen Kulturen in Liefering kennen lernen und austauschen. „Die Woche ist der Auftakt einer Neuausrichtung und Neubelebung der Pfarre für die kommenden Jahre. Dabei soll der international bekannte christliche Videokurs ,Alpha‘ eine wichtige Rolle spielen“, erklärt der PGR-Obmann. Pfarrer Josef Pletzer ergänzt: „Der heilige Martin ist ein lebbares Beispiel christlicher Liebe. Dieser Mann stand für soziale Gerechtigkeit und ist uns damit ein Vorbild im Umgang mit armen oder bedürftigen Menschen.“
Infos zur Martinsfestwoche 2023 in der Stadtpfarre St. Martin unter: www.stmartin-sbg.at/aktuelles
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