Salzburg. Im Zeichen des Gedenkens an die Novemberpogrome von 1938 standen am 9. November gleich zwei Veranstaltungen in Salzburg: Zum bereits traditionellen Kaddish (jüdisches Totengedenken) mit einer Kunstinstallation von Oskar Stocker und Luis Rivera lud unter anderem die Katholische Hochschulgemeinde Salzburg in die Kollegienkirche ein.
Gleichzeitig veranstaltete die Israelitische Kultusgemeinde Salzburg ein außergewöhnliches Konzert – nicht nur im Gedenken an die Reichskristallnacht, sondern auch zur Erinnerung an die Wiederinstandsetzung der Salzburger Synagoge vor 55 Jahren.
„Es fliegen wieder Brandsätze und Steine auf Synagogen sowie jüdische Einrichtungen, in Berlin, London, Paris, Halle und Graz“, sagte Gemeinde-Präsident Elie Rosen zum Auftakt der Veranstaltung in der Salzburger Villa Vicina und nahm Bezug auf den Antisemitismus, der seit den Terrorangriffen in Israel im Oktober dieses Jahres wieder auf der ganzen Welt aufflammt.
Rosen: „In Berlin werden Haustüren mit Davidsternen, in Salzburg wieder mit einem Hakenkreuz markiert. Und wir selbstbewussten Nachfahren der Shoah-Überlebenden, die vermeinten, ihren Großeltern und Eltern erklären zu können, dass hierorts das ,Nie wieder‘ gelte, beginnen zu stottern und sitzen gesenkten Hauptes vor den wissenden Blicken der Alten, die sich nie in Sicherheit wiegten.“
Als sichtbares Zeichen lebendigen jüdischen Lebens bot die Sängerin Ethel Merhaut im Anschluss an Rosens Worte jiddische Lieder und Wienerlieder dar. Begleitet wurde sie dabei von Belush Korenyi am Klavier und Peter Strutzenberger am Kontrabass.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 2023 jährte sich zum 85. Mal die Nacht, in der die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich für rechtlos erklärt wurde. Mit der vom NS-Regime im ganzen Land organisierten Zerstörung jüdischer Synagogen und Häuser sowie der Misshandlung unzähliger jüdischer Mitmenschen begannen jene Gräueltaten, die schlussendlich zur Ermordung und Vernichtung der Juden in Europa geführt haben.
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