Salzburg/Tirol. Da werden wochenlang Vorbereitungen getroffen, es wird geprobt, eingekleidet, gesungen, damit sich die Sternsinger auf den Weg machen können. Und dann? Bricht sich der Herr Pfarrer das Bein. „Das war vor etwa dreißig Jahren in meiner Heimatgemeinde Kirchbichl. Dann habe ich seine Route übernommen“, erinnert sich Angelika Hechl, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar Salzburg.
Damals begleitete sie die Sternsinger in ihrer Heimatgemeinde im Tiroler Unterland. An diesem besagten Tag lud sie die singende Schar in ihr kleines Auto mit Schiebedach. „Die Tour war zu weitläufig, um die Strecke zu gehen und so war das Auto voll mit Kindern. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Stern oben beim Dach hinausschauen zu lassen. So fuhren wir von Station zu Station. Da staunten die Leute nicht schlecht“, lacht sie.
Auch an eine ernsthafte Geschichte kann sie sich noch gut erinnern. „Das ist viele Jahre her, da ist unser damaliger Erzbischof Alois Kothgasser in Kirchbichl mit den Sternsingern gegangen. Ein Mann hat alleine gewohnt. Als der Erzbischof mit den Kindern vor seiner Türe stand, ist er in Tränen ausgebrochen und konnte sich kaum beruhigen vor Rührung. Das ist allen sehr nahe gegangen.“
Eine ähnliche Geschichte erzählt Monika Bosetti aus Brixen im Thale. „Ich bin schon einige Jahre als Begleitperson dabei und war selbst als Kind unterwegs. Meine vier Kinder tun es mir gleich. Meine jüngste Tochter feiert heuer ihr fünfjähriges Sternsinger-Jubiläum. „Besonders die älteren Menschen, die viel alleine sind, weinen vor Freude, wenn wir kommen.“ Manche richten Geschenke für die Sternsinger her. Meist seien es Süßigkeiten. „Nicht ganz alltäglich waren kleine Schutzengerl aus Ton. Diese halten die Kinder heute noch in Ehren.“
Vergleicht die gebürtige Oberndorferin das Sternsingen früher und heute, hat sich im Brixental fast nichts verändert. „Wir kommen nach wie vor jedes Jahr zu jedem Haus.“
So ist es auch im Salzburger Ort Werfen. Innerhalb der Pfarre müssen elf Regionen abgedeckt werden. Und doch gibt es in dieser Pongauer Gemeinde einen großen Unterschied. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dort sind nämlich tatsächlich nicht die Kleinen, sondern Erwachsene die Könige. Und diese gehen nicht zu Fuß, sie reiten hoch zu Ross. Seit über zwei Jahrzehnten sei dies Tradition, sagt Pfarrer Bernhard Pollhammer. Er selbst schlüpft meist in die Rolle des Melchior. „Bauern kümmern sich um die Organisation, Rossknechte und Bläser haben wir auch mit im Gepäck“.
Denkt er an besondere Begegnungen zurück, kommt ihm diese in den Sinn. „Es war ein Rekordwinter mit riesigen Schneemengen. Zum Abschluss unserer Route sind wir weit hinauf zu einem entlegenen Haus geritten. Dort lebt eine alte Frau, die tief berührt war, dass wir uns bei diesem Wetter aufgemacht und sie nicht vergessen haben. Da kommt das Eigentliche dieses Brauches wahrhaftig zum Vorschein“.
Ebenso wie in Werfen, müssen auch die Itzlinger mit einer erwachsenen Sternsingergruppe rechnen. Pfarrer Johann Schwaighofer darf sich getrost als erfahrenen König bezeichnen. Seit seinem achten Lebensjahr ist er im Einsatz. Heute begleitet er zum einen die Kinder der Volksschule. Zum anderen macht er sich selbst mit zwei Gefährten auf den Weg. Dass auch so manches Hoppala passiert, bereitet ihm keineswegs Kopfweh. Dabei wäre dies nicht verwunderlich gewesen, als er nicht bedacht hatte, dass die Kronen für die Köpfe der Großen schlichtweg zu klein sind. „Immer wieder sind die Kronen verrutscht. Es brauchte ständig eine gegenseitige Korrektur, und dabei gab es viel zu lachen.“ Inzwischen hätten sich die drei Könige passende Kronen besorgt. Für viele sei es eine Überraschung, dass die Sternsinger keine Kinder sind. „Wir werden trotzdem mit Süßigkeiten überhäuft“, verrät Pfarrer Schwaighofer. Das Schönste sei das Glücksgefühl, das mit dem Besuch bei den Menschen einkehrt. „Eine Frau meinte sogar, wir hätten ihr die schönste Freude der ganzen Woche bereitet.“
Natürlich kommt der Spaß nicht zu kurz. Davon weiß Heidi Gschößer vom Organisationsteam der Dreikönigsaktion in der Pfarre Reith im Alpbachtal zu erzählen. Sie war Anfang der siebziger Jahre in ihrer Gemeinde unterwegs. „ Viele Jahre später begleitete ich vier Mädchen. Sie trugen ihre Texte und Lieder vor und wollten weiterziehen. Doch als der letzte König durch die Haustür ging, schnappte diese zu früh zu und unser Sternträger war mit seinem königlichen Kleid eingeklemmt. Lautes Gelächter folgte und es dauerte eine Weile bis sich der König aus seiner misslichen Lage befreien konnte.“
Im selben Ortsteil ein Jahr später passierte Folgendes: Nachdem das Weihrauchfass mit Kohle und Weihrauch gefüllt wurde, betrat die Sternsingergruppe das Stiegenhaus eines mehrstöckigen Wohnhauses. „Im Dachgeschoss angekommen, rauchte und qualmte es ordentlich aus dem Fass. Woher sollten wir wissen, dass sich genau dort ein Rauchmelder befand und dieser prompt den Alarm auslöste?“ Aufgescheucht durch den Lärm machten die Sternsinger auf der Treppe kehrt und verließen vor lauter Schrecken mit wallenden Gewändern das Haus.
Die Könige aus Reith im Alpbachtal auf Tour.
Die Itzlinger Könige Wolfgang Sallmanshofer (l.), Pfarrer Hans Schwaighofer und Johannes Holztrattner.
Marina, Katharina und Martin Bosetti in der Brixner Pfarrkirche 2017.
Hans Scharten, Andreas Palfen, Pfarrer Bernhard Pollhammer (r.) als Werfener Sternsinger hoch zu Ross mit den Fußknechten Rupert Ess (l.), Peter Sparek und Norbert Kain, Bläser Thomas Hafner (l.) und Hannes Holzmann.
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