Salzburg. Menschlich und volksnah – so kennen die Gläubigen „ihren“ Erzbischof Franz Lackner, der vergangenen Sonntag während des Hochamts im Dom sein 10-Jahre-Jubiläum als Oberhirte der Erzdiözese feierte. Die menschliche Seite des aus dem Franziskanerorden berufenen Erzbischofs offenbarte sich dabei noch einmal in vielen Details: von berührenden Momenten während des Gottesdienstes, als das Vaterunser von der musikalischen Abordnung eines Tiroler Trachtenvereins im wahrsten Sinne des Wortes „eingeläutet“ wurde, bis schließlich die ganze Kirchengemeinde mitsummte und mitsang, bis zur anschließenden Agape im Bischofshaus, bei der er für alle Gratulanten ein offenes Ohr hatte und sich Zeit für viele persönliche Gespräche nahm.
Der Trachtenverein D´Reitherkogler aus Reith im Alpbachtal war Erzbischof Franz Lackner anlässlich einer Visitation in Tirol aufgefallen. Nun interpretierten die „Glockenspieler“ im Salzburger Dom das Vaterunser.
Auch die Laudatoren betonten diesen Wesenszug des Jubilars. „Wir sind dankbar für den freundschaftlichen Umgang, nicht nur mit uns Priestern, sondern mit allen in unserer Diözese, für deine Kompetenz, für deine überlegte Art, dass du nicht zu Schnellschüssen neigst“, fasste Domkapitular Josef Zauner, Pfarrer von Thalgau, das bisherige Wirken des Salzburger Erzbischofs zusammen. Weihbischof Hansjörg Hofer ergänzte: „Synodalität ist für dich kein Schlagwort, der Dialog ist ein Wesensmerkmal deines bischöflichen Wirkens. Das direkte Gespräch mit den Menschen ist dir wichtig. Ich und wir alle freuen uns, dass du unser Erzbischof bist.“
Für Roland Rasser, Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, ist diese erste Dekade erst der „Anfang der Ära Franz Lackner als Erzbischof von Salzburg“. Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer und die Tiroler Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann ließen es sich nicht nehmen, dem Erzbischof zum Jubiläum persönlich zu gratulieren. Für die Ökumene waren Pfarrerin Dorothee Büürma (evangelisch-methodistische Kirche) und Archimandrit Ilias Papadopoulos (griechisch-orthodoxe Kirche) anwesend.
„Ich wäre gerne Franziskaner geblieben“, meldete sich schließlich der vielfach Gewürdigte selbst zu Wort. Schon mehrfach hatte Franz Lackner in der Vergangenheit betont, das Bischofsamt nicht aktiv angestrebt zu haben: „Zum 91. Nachfolger des heiligen Rupert erwählt zu werden, das kann man nicht wollen – man kann es aber auch nicht ,nicht-wollen‘. Es bleibt Berufung.“ Allerdings: Aus der anfänglichen Überraschung, an die sich Franz Lackner rückblickend erinnert, ist längst eine tiefergehende Zuneigung zu Salzburg und dem Tiroler Teil der Erzdiözese geworden: „Es ist eine Gnade, hier Erzbischof zu sein. Ich bin gerne da.“
Der Philosoph und Denker Franz Lackner – auch so kennt man den Salzburger Oberhirten. Entsprechend wichtig war es dem Erzbischof in der Jubelstunde, das Augenmerk weg von den zahllosen Lobeshymnen für die eigene Person auch auf die Fehler der Kirche in der Vergangenheit und die Lehren daraus für die Zukunft zu lenken: „Zurückblickend auf die letzten zehn Jahre gilt es, auch die schweren und dunklen Dinge anzusprechen. Zuvorderst ist der Missbrauch zu nennen, der von Vertreterinnen und Vertretern der Kirche an Schutzbefohlenen begangen wurde. Eine ,Entschuldigung‘ kann es dafür nicht geben – uns bleibt als Institution nur das Eingeständnis und die inständige und aufrichtige Bitte um Vergebung und der Wille der Wiedergutmachung. Es kann und darf keine Rechtfertigung für das Begangene geben.“ Einrichtungen wie den diözesanen Ombuds- und Beratungsstellen, der hiesigen Diözesankommission, aber auch der unabhängigen „Klasnic-Opferschutz-Kommission“ sprach Lackner in diesem Zusammenhang ausdrücklich seinen Dank aus. Er selbst möchte „ein Mann der Kirche sein, die im 21. Jahrhundert angekommen ist“. Die katholische Kirche sei „trotz ihrer Gebrechlichkeiten nach wie vor Trägerin der größten Botschaft, der Geschichte Jesu“.
Und auch auf seinen Vorgänger im Amt, den seit einigen Wochen schwer erkrankten Erzbischof Alois Kothgasser, vergaß der Jubilar inmitten der Feierstimmung nicht. „Ich möchte auch bitten: Beten wir für unseren Emeritus, dem diese Diözese so viel verdankt.“ So schloss sich zum Ausklang seines Ehrentages der Kreis zu jenem eingangs erwähnten Wesenszug, für den Erzbischof Franz Lackner vielfach Respekt gezollt wurde: Der immerwährenden Sorge um die Menschen.
Volle Reihen im Dom: Die Salzburgerinnen und Salzburger – samt Tiroler Gästen – feierten den Sonntagsgottesdienst und ihren Erzbischof.
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