St. Johann/Tirol. Wenn der St. Johanner Dechant Erwin Neumayer von der Taufe spricht, vergisst er auch niemals, die St. Johanner Damenrunde der Katholischen Frauenbewegung zu erwähnen. Kein Wunder, kümmern sich die fleißigen Ehrenamtlichen schon seit vielen Jahren darum, dass die kleinen Erdenbürger warme Füße haben.
„Vor vielen Jahren, als der Tag des Lebens in der Erzdiözese eingeführt wurde, wollten wir einen kleinen Beitrag leisten“, erklärt Erika Hager, Leiterin der Runde. Anfang Juni wurden damals alle Eltern mit ihren, im vergangenen Jahr geborenen, Babys zu einem Gottesdienst eingeladen. Zum Motto „Jesus geht mit“ strickten die Frauen Taufpatscherln. Damit wurden zwei Bäumchen in der Kirche drei Wochen lang dekoriert. Anschließend haben sie die kleinen Schuhe zu den Familien gebracht. Da sei es sogar einmal vorgekommen, dass eine der Frauen zu einer Familie gekommen ist, die von ihr schon das fünfte Paar bekommen hat.
Seit die Strickerinnen wegen des Datenschutzes die Namen nicht mehr erfahren, verteilen sie die Patscherln bei der Taufe, die sie gemeinsam mit Gebeten in ein Sackerl geben.
„Ich habe das Stricken auch probiert, aber meine Patscherln möchte ich lieber selbst nicht bekommen. Darum überlasse ich das nun unseren vier talentiertesten Handarbeiterinnen. Die können das wirklich gut“, erzählt Erika Hager lachend. Wie viele der winzigen Füßchenwärmer in all den Jahren produziert wurden, ist nicht bekannt. Eines aber weiß sie genau: Alle freuen sich darüber. „Ich erinnere mich an eine Frau, die ihrem Baby die Patscherln sofort angezogen hat, obwohl sie noch viel zu groß waren. Es würde wohl hineinwachsen, meinte die junge Mutter.“
Mit 24 Frauen ist die St. Johanner Damenrunde die größte weit und breit. Das Schönste: Für Nachwuchs ist gesorgt. „Unsere Jüngste ist 17 Jahre und kommt mit ihrer Mutter und unsere Älteste, Maria Trenker ist 99 Jahre alt. Sie ist eine unserer Patscherlstrickerinnen.“
Eigentlich war es gar nicht Erika Hagers Ansinnen, die Leitung der Gruppe zu übernehmen. „Meine Vorgängerin wollte nicht mehr und ich hatte Sorge, dass sich die Runde womöglich auflöst“, verrät sie. Die Frauenrunde wirkt in St. Johann noch an anderen Stellen. So „servierten“ sie kurzerhand ein eigenes Kochbuch, organisieren Oster- und Weihnachtsstände und verkaufen dort ihre selbstgemachten Produkte. „Wir arbeiten mit unserer Bastelrunde zusammen. Sie ist unser verlängerter Arm.“
Wertvolle Unterstützung kommt auch von der örtlichen Tourismusschule. „Meine Stellvertreterin ist Lehrerin und ermöglicht, dass wir dort Kekse backen und die Fastensuppe kochen können.“ Der Erlös aller Veranstaltungen kommt der Kirche zugute oder wird für eine gute Sache eingesetzt. „Einen Teil verwenden wir für Härtefälle in St. Johann. So unterstützten wir eine Bauernfamilie, deren Hof abgebrannt ist, haben einen Mietrückstand beglichen und in einem anderen Fall kostspielige Medikamente gekauft.“
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