Annika Vrece zupft den Kragen zurecht, Lena Tanner knöpft den Zierstreifen an die Mantel-Albe. Elisabeth Lienbacher, Religionslehrerin der beiden Fünftklasslerinnen, posiert als Model. Sie erklärt, wie dieses Projekt zustande gekommen ist. „Bei einer interreligiösen Feier in unserem Turnsaal sind alle in ihren liturgischen Gewändern aufgetreten. Nur wir katholische Frauen waren normal angezogen“.
So wurde die Idee geboren für eine Diplomarbeit ein Gottesdienst-Gewand für Religionslehrerinnen zu entwerfen. „Es soll das Engagement der Frauen in der Kirche repräsentieren“, sagt Lena und Annika erzählt, dass sie für die Umsetzung tief in die Geschichte eingetaucht ist. „Frauen waren in der Urkirche sehr stark vertreten. Das rückte immer mehr in den Hintergrund. In der Gesellschaft ist es genau umgekehrt. Frauen waren früher im Hintergrund und haben jetzt viel zu sagen. Die Kirche sollte zum Ursprung zurück, sodass Frauen wieder mehr präsent sind.“
Bevor es ans Nähen ging, besuchten die Pädagogin und ihre Schülerinnen das Benediktinerinnenkloster Steinerkirchen in Oberösterreich.
Dort werden Textilien für den gottesdienstlichen Gebrauch hergestellt. Eine Schwester hat sich Zeit genommen, um alle Fragen zum Paramentik genannten Kunsthandwerk zu beantworten. Um die perfekte Silhouette zu finden, beschäftigten sich die kreativen Mädchen mit allen möglichen ämterspezifischen Gewändern. Sie entschieden sich für eine klassische Mantel-Albe aus Leinen in Naturfarbe mit seitlichem Verschluss.
„Eine Stola darf eine nicht geweihte Person nicht tragen, so haben wir uns für austauschbare Zierstreifen entschieden.“ Die von Hand bestickten Streifen, einer in Violett und einer in Grün, spiegeln die Farben des Kirchenjahres wider. Doch bevor das Grün auf dem Stoff erscheint, braucht Lea Geduld. „Zum Färben gebe ich Grünzeug in einen Topf.“ Der Versuch misslingt, letztlich nimmt sie fürs Färben die Chemie zuhilfe.
Als Thema für ihre Stickerei wählt sie das Gleichnis vom Senfkorn. „Etwas Kleines kann zu einer großen Sache heranwachsen. Dabei dachte ich an unsere Schule. Wir kommen allein hierher und mit der Zeit wachsen wir zu einer Gemeinschaft.“ Auch Annika legt für ihren Zierstreifen ein Thema mit Tiefgang fest: Maria Magdalena. „Weil sie eine sehr wichtige Frau im Christentum ist und Jesus immer sehr nah war.“
Schulleiterin Andrea Luckert ist sehr stolz auf die Werke. Sie verrät, dass es noch einen Prototyp für eine Diplomarbeit gibt. „Michaela Ebner, eine unserer Schülerinnen, hat für den ökumenischen Arbeitskreis Gewänder entworfen, die Männer und Frauen tragen können und alle christlichen Konfessionen verbinden.“ Die junge Designerin erklärt: „Wir sollten uns damit auseinander setzen, wie das moderne liturgische Gewand der Zukunft aussehen könnte.“ Die Idee dazu kam von Pater Elias, der an der Modeschule den griechisch-orthodoxen Unterricht hält.
Michaela Ebner entwarf liturgische Gewänder mit modernem Design.
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