Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen. Dann werden wir immer beim Herrn sein. Tröstet also einander mit diesen Worten! (1 Thess 4,16–18). Trost und Zuversicht schöpfen Christinnen und Christen aus ihrem Glauben, denn der Tod ist nicht das Ende. Darauf bezog sich auch Erzbischof Franz Lackner in seiner Predigt, in der er seinem Vorgänger danke sagte: „Wir als pilgernde Kirche danken Gott für das segensreiche Wirken unseres Erzbischofs Alois Kothgasser und erneuern in Anbetracht seiner sterblichen Überreste den uralten Glauben an das Leben über den Tod hinaus.“
Unter großer Anteilnahme haben Familie, Kirche und Vertreter des öffentlichen Lebens vergangenen Samstag Abschied von Alois Kothgasser genommen. Der frühere Erzbischof von Salzburg (2003–2013) und Bischof von Innsbruck (1997–2002) war am 22. Februar mit 86 Jahren verstorben. Im Anschluss an den Gottesdienst mit rund 1.500 Trauergästen und einem Trauerzug mit dem Sarg um den Salzburger Dom wurde der geschätzte Ordensmann der Salesianer Don Boscos in der Domkrypta beigesetzt.
Der von Osterkerze und Bischofsstab begleitete schlichte Holzsarg des Verstorbenen stand während des Requiems vor dem Altar. Auf dem Sarg lagen das Evangelium, sein Messkelch, eine liturgische Stola und die Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung der Bischöfe. Teile von Mozarts „Spatzenmesse“ erklangen zum Abschied. Gleich zu Beginn der Begräbnisfeierlichkeit verlas der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, eine Beileidsbekundung von Papst Franziskus. Dem Vorbild des Ordensgründers Don Bosco folgend, habe Kothgasser als Ordensmann, Priester und Bischof gemäß seinem Wahlspruch die Wahrheit des Evangeliums in Liebe bezeugt, so Franziskus in der Botschaft.
Erzbischof Franz Lackner würdigte das „segensreiche Wirken“ Kothgassers. Er sei mit einer „ruhigen Heiterkeit“ und einem „weiten Herz für die Menschen“ durch das Leben gegangen. Wie der heilige Don Bosco sei er bis ins Alter ein Freund junger Menschen geblieben.
Besonders ging Lackner auf die letzten Monate ein. „An seinem Kranken- und Sterbebett wurden wir an den Wert der Achtsamkeit erinnert.“ An die Seminaristen, die Kothgasser begleiteten, sagte der Salzburger Oberhirte: „Das Seminaristen-Sein ist in Zeiten, in der das priesterliche Verständnis eher im Schwinden begriffen ist, nicht einfach. Darum meine Bitte an euch: Bewahrt euch diese innere Haltung von Achtsamkeit, sie hilft Not zu sehen und nährt die Bereitschaft, Menschen zu helfen. Darin liegt die wohl glaubwürdigste Form von Seelsorge, und auf diese Weise bleibt ihr auf der Spur Jesu.“
In seiner Predigt hob Lackner den Einsatz Kothgassers für den Lebensschutz hervor: „Bischof Alois war mutig, wenn es darum ging, die Werte des Lebens an seinem Anfang und seinem Ende zu schützen.“ Zudem würdigte er dessen Herz für die Ökumene, insbesondere für die Ostkirchen, sowie die theologische Kompetenz des Verstorbenen. Schon zu Studienzeiten sei er der Frage nachgegangen, wie sich die in ihrer inneren Gestalt unverhandelbare Lehre der Kirche dennoch weiterentwickeln soll und kann. „Entwicklung, Fortschreiben der Geschichte des Evangeliums gehen unter der Leitung und Führung des Heiligen Geistes. Das war für unseren Erzbischof zeit seines Wirkens klar“, sagte Lackner und verwies hier auf ein brandaktuelles Anliegen der Kirche – die Synodalität und laufende Bischofssynode.
Das Requiem feierten rund 20 Bischöfe aus dem In- und Ausland mit, darunter der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer und fast alle heimischen Diözesanbischöfe. Zahlreiche Äbte und Ordensobere gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit. Aus den Nachbarländern waren Ljubljanas Erzbischof Stanislav Zore, der Südtiroler Bischof Ivo Muser und der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nach Salzburg gekommen. Die Ökumene wurde unter anderem vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und dem syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin repräsentiert.
In persönlichen Worten nahm der Tiroler Landeschef Anton Mattle Abschied. Er berichtete, wie er als Bürgermeister von Galtür 1999 den damaligen Innsbrucker Bischof Kothgasser nach der Lawinenkatastrophe im Paznauntal kennen und schätzen gelernt habe. Er sei für ihn zu einem „freundschaftlichen Gesicht Gottes hier auf Erden“ geworden.
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer hob Kothgassers mit vornehmer Bescheidenheit gelebte tiefe innere Frömmigkeit hervor. Er habe seine Ausgeglichenheit und Gelassenheit bewundert, so Haslauer, „aber auch seinen Mut, in grundsätzlichen Fragen klare Haltung zu beweisen“. Der Erzbischof habe hohe ethische Anforderungen an Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gehabt und sei stets dafür eingetreten, eine „Gesellschaft des Seins, nicht des Habens“ zu leben.
In Anlehnung an den Wahlspruch Alois Kothgassers (Die Wahrheit in Liebe tun) beschrieb Haslauer ihn treffend als „einen in Liebe Berufenen“. Ein Segen für Salzburg sei er gewesen. Dem gilt nur hinzuzufügen: Er war nicht nur für die Erzdiözese ein Segen, sondern weit darüber hinaus – als Bischof und Mensch.
Aktuelles E-Paper