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Unter großer Anteilnahme haben Familie, Kirche, Ökumene und Vertreter des öffentlichen Lebens am Samstag bei einem Requiem im Salzburger Dom Abschied von Alterzbischof Alois Kothgasser genommen. Der frühere Erzbischof von Salzburg (2003-2013) und Bischof von Innsbruck (1997-2002) war am 22. Februar mit 86 Jahren gestorben. Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst mit rund 1.500 Trauergästen und einen Trauerzug mit dem Sarg um den Salzburger Dom wurde der allseits geschätzte Ordensmann der Salesianer Don Boscos in der Domkrypta beigesetzt.
Der von Osterkerze und Bischofsstab begleitete schlichte Holzsarg des verstorbenen Alterzbischofs stand während des Requiems vor dem Altar der Salzburger Domkirche. Auf dem Sarg Kothgassers lagen das Evangelium, sein Messkelch, eine liturgische Stola und die Mitra, die traditionelle Kopfbedeckung der Bischöfe.
Auch Papst Franziskus sandte eine Beileidsbekundung, die zu Beginn der Begräbnisfeier vom Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, verlesen wurde. Dem Vorbild des Ordensgründers Don Bosco folgend, habe Kothgasser als Ordensmann, Priester und Bischof gemäß seines Wahlspruchs die Wahrheit des Evangeliums in Liebe bezeugt, so Franziskus in der Botschaft: „Ein besonderes Herzensanliegen war ihm dabei der Schutz des Lebens und die Förderung der geistlichen Berufungen.“
Kothgassers Nachfolger auf dem Salzburger Bischofsstuhl, Erzbischof Franz Lackner, würdigte in seiner Predigt dessen „segensreiches Wirken“ als Priester und Bischof. Der verstorbene Alterzbischof sei mit einer „ruhigen Heiterkeit“ und einem „weiten Herz für die Menschen“ durch das Leben gegangen. Wie der Heilige Don Bosco sei Kothgasser bis ins Alter ein Freund junger Menschen geblieben, unter denen er sich wohl gefühlt und die er nach besten Kräften unterstützt habe, erinnerte Lackner.
„Bischof Alois war mutig, wenn es darum ging, die Werte des Lebens an seinem Anfang und seinem Ende zu schützen“ , hob auch Lackner des Einsatz Kothgassers für den Lebensschutz hervor. Zudem würdigte er dessen Herz für die Ökumene, insbesondere für die Ostkirchen, sowie die theologische Kompetenz des Verstorbenen.
Schon zu Studienzeiten sei Kothgasser der Frage nachgegangen, wie sich die in ihrer inneren Gestalt unverhandelbare Lehre der Kirche dennoch weiterentwickeln soll und kann, sagte Lackner - um zur von Papst Franziskus vielfach eingemahnten geistlichen Dimension des weltweiten Synodalen Prozess der Kirche überzuleiten. „Entwicklung, Fortschreiben der Geschichte des Evangeliums geht unter der Leitung und Führung des Heiligen Geistes. Das war für unseren verstorbenen Erzbischof Zeit seines Wirkens klar“, so Lackner.
Das Requiem feierten rund 20 weitere Bischöfe aus dem In- und Ausland mit, darunter der Salzburger Weihbischof und Dompropst Hansjörg Hofer und fast alle heimischen Diözesanbischöfe mit Ausnahme von Kardinal Christoph Schönborn und Militärbischof Werner Freistetter, die aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnten.
Auch zahlreiche Äbte und Ordensobere gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit. Aus den Nachbarländern waren Laibachs Erzbischof Stanislav Zore, der Südtiroler Bischof Ivo Muser und der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nach Salzburg gekommen.
Die Ökumene wurde u.a. vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und dem syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin in Vertretung des armenischen Bischofs und aktuellen Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen, Tiran Petrosyan, repräsentiert.
Für Kothgasser sei Ökumene ein Herzensanliegen gewesen, die er nicht bloß als eine Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Kirchen verstanden habe, sondern als Weg des vertrauensvollens Miteinanders der christlichen Kirchen im gegenseitigen Respekt, betonte Dantine in einer Ansprache am Ende des Trauer-Gottesdienstes. Bei seinem Amtsantritt als Salzburger Erzbischof habe Kothgasser eine „ökumenisch herausfordernde Situation“ vorgefunden, erinnerte der evangelische Superintendent. Kothgasser habe es aber verstanden, „Wunden zu heilen und wieder Vertrauen aufzubauen“.
Vonseiten der Politik und des öffentlichen Lebens erwiesen unter anderem die Landeshauptleute von Salzburg und Tirol, Wilfried Haslauer und Anton Mattle, die EU-Kommissarin a.D. Benita Ferrero-Waldner sowie zahlreiche Vertreter aus Nationalrat, Bundesrat und den Ländern Salzburg, Tirol und Steiermark dem verstorbenen Erzbischof die letzte Ehre.
„Erzbischof Alois war ein Segen für Salzburg, ein wirklich Berufener“, sagte Landeshauptmann Haslauer in seinen Abschiedsworten im Dom. Er hob Kothgassers mit vornehmer Bescheidenheit gelebte und genau deshalb ausstrahlende tiefe innere Frömmigkeit hervor. In seiner auch vom entschiedenen Eintreten für die Wertigkeit und den Schutz des Lebens und den interkonfessionellen Dialog gekennzeichneten Bischofszeit sei Kothgasser das Miteinander besonders wichtig gewesen. Er habe Kothgassers Ausgeglichenheit und Gelassenheit bewundert, so Haslauer, aber auch dessen Mut, in grundsätzlichen Fragen klare Haltung zu beweisen. Der Erzbischof habe hohe ethischen Anforderungen an Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gehabt und sei stets dafür eingetreten, eine „Gesellschaft des Seins, nicht des Habens“ zu leben.
In sehr persönlichen Worten nahm auch der Tiroler Landeschef Mattle Abschied. Er berichtete im Dom, wie er als damalige Bürgermeister von Galtür 1999 den damaligen Innsbrucker Bischof Kothgasser bei den Trauerfeiern nach der Lawinenkatastrophe im Paznauntal kennen und schätzen gelernt habe und dieser für ihn zu einem „freundschaftlichen Gesicht Gottes hier auf Erden“ geworden sei. Dem selbst aus der Steiermark stammenden Kothgasser sei es als Bischof mit seiner Persönlichkeit in kurzer Zeit gelungen, Brücken zu den Tirolerinnen und Tirolern zu bauen, sagte Mattle. Der verstorbene Bischof hinterlasse so nicht nur durch seine religiöses und bischöfliches Wirken über den Tod hinaus gehende Spuren. „Vergelt's Gott für Dein Wirken, Vergelt's Gott für Deine Arbeit, Vergelt's Gott für Dein Sein“, schloss Mattle.
Der anschließenden Aussegnung stand der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler vor. Den vom Glockengeläut des Salzburger Doms begleiteten Kondukt in Beisein der Vereine und Garden mit Ehrensalven und letzten Grüßen sowie die Beisetzung in der Domkrypta leitete wiederum Erzbischof Lackner.
kap
(Online-Kondolenzbuch der Erzdiözese Salzburg unter https://eds.at/trauer/kondolenzbuch-erzbischof-alois-kothgasser/)
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