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Es war an einem Dienstagmorgen vor mehr als 15 Jahren. Vor der Amtsleiterkonferenz war es üblich, sich noch einen Kaffee zu richten. Ab und zu war es meine Aufgabe, dies für Erzbischof Alois zu tun. Ich fragte ihn danach, aber er meinte – schon offensichtlich etwas verkühlt – dass ihm heute ein Tee lieber wäre. „Es geht dir nicht so gut, Herr Erzbischof?“ Er wartete ein wenig und meinte, so dass es wohl auch alle anderen hören konnten: „Ja des Kranksein is gar net g‘sund.“
Danach schaute er in die Runde und wartete auf unsere Reaktionen. Eigentlich waren wir solche humorvollen Antworten mit einem verschmitzten Lächeln von ihm gewohnt. Was aber dann kam, hat uns alle etwas überfordert: „Des Kranksein is net g‘sund. Und das Sterben bringt mich auch nicht um ...“ Wir reagierten nonverbal, eher unsicher, bis irgendjemand so etwas wie „hohe Theologie, einfach erklärt“ hervorstammelte und sich das Ganze etwas entspannte.
„Das Sterben bringt mich auch nicht um.“ Dieser Satz ist wohl jetzt Wirklichkeit geworden und ich bin mir sicher, lieber Bischof Alois, dass du damit Recht gehabt hast. Ich habe dich als Menschen mit einem großen humorvollen Gottvertrauen erlebt, der sehr verständnisvoll, wertschätzend und doch auch klar und beharrlich war. Du hast ganz bewusst mit und von einer anderen Dimension gelebt – das war für mich dein Lebensbeispiel, für das ich sehr dankbar bin und das mich immer wieder herausfordert.
Josef Rupprechter, früherer Leiter des Amtes für Schule und Bildung der Erzdiözese Salzburg
Erzbischof Alois war ein Menschenfreund. Er ist auf die einfachen Menschen wie auch höchsten Persönlichkeiten zugegangen, hat die tägliche Politik interessiert verfolgt. Fußball hat ihn ebenso interessiert. Ich erinnere mich an das Europameisterschafts-Endspiel zwischen Italien und England. Erzbischof Alois hat natürlich auf Italien gesetzt.
Jedes Jahr im Sommer, ab 15. August, gab es in seiner steirischen Heimat St. Stefan im Rosental ein C&C-Treffen, das heißt Cousinen- und Cousins-Treffen. Meist waren wir 25 bis 30 Verwandte. St. Stefan war auch ein guter Boden für Priesterberufe, so gab es immer wieder Jubilare. Erzbischof Alois war immer anwesend. Er hatte noch so viel vor. Hier in Graz hat er sich sehr für die Fürstbischof-Zwerger-Seligsprechung eingesetzt. Er konnte seine Vorstellungen durchsetzen, ohne jemanden zu verletzen, versuchte aber immer, mit Gespür zu handeln.
Grießkoch und Palatschinken waren ihm lieber als Schnitzel und Schweinsbraten. Am liebsten hatte er Kastanien, die ich halbfertig bei Maronessa in Graz besorgte und zu Hause im Rohr fertigbackte. Ein Glas italienischer Rotwein durfte dabei nicht fehlen. Vor dem Schlafengehen wurde immer ein Rosenkranz gebetet, egal wie spät es war. Ohne Rosenkranz keine Bettruhe. Für mich war er Vater, Bruder und Freund. Ich vermisse ihn sehr.
Erna Spreizer, Cousine von Alois Kothgasser
Ich war zuvor schon relativ lange Sekretär von Erzbischof Eder und wurde von Alois Kothgasser nach seiner Ernennung in dieser Funktion übernommen. Nach der Amtseinführung stand ich bei der Sakristei. Beim Auszug ging er aus der Reihe heraus und hat mich im vollen Ornat umarmt – das war eine rührende Geste, die ich nicht vergessen werde. Da habe ich viel von seiner Dankbarkeit und Wertschätzung gespürt; in dem Moment war ihm das Protokoll egal.
Ich bewunderte an ihm, dass er immer seine Ruhe und Gelassenheit bewahrt hat. Je mehr Stress um ihn herum war, desto ruhiger wurde er. Das habe ich sehr genossen und davon viel gelernt: sich nicht anstecken zu lassen von der Hektik anderer und dann ruhig das Richtige zu tun. So hat er gelebt. Er war das Gegenteil von einem gestressten Menschen. Wenn er einmal gestresst war, hat er das in sich getragen und nach außen Frieden ausgestrahlt. Was ich auch erlebt habe, war ein offenes Miteinander. Er hat es geschätzt, jemanden an der Seite zu haben, der nicht immer nur Ja sagt. Das war anregend für ihn und er war dann auch nicht beleidigt. Das war seine Art, dass man sehr offen mit ihm reden konnte.
Otmar Stefan, ehemaliger erzbischöflicher Sekretär
Es war ein schöner Moment, als Erzbischof emeritus Alois Kothgasser im Herbst 2022 bei uns im Priesterseminar eingezogen ist. Wir haben mit ihm regelmäßig das Morgengebet gebetet und die heilige Messe gefeiert. Ein großes Highlight war auch die gemeinsame Rom-Reise. Dort haben wir jeden Vormittag etwas unternommen und dann in den päpstlichen Kirchen heilige Messen gefeiert. Das war sehr bewegend.
Ich bin auch dankbar, dass wir ihn zum Schluss haben begleiten dürfen. Da ich Diplomkrankenpfleger bin und von Seminaristen, teilweise auch von Priestern, und dem Regens großartig unterstützt wurde, konnten wir ihm noch eine würdevolle Zeit ermöglichen. Auch die Haushälterin von Erzbischof Franz Lackner war in den letzten Wochen sehr viel bei Erzbischof Alois und hat uns mit größtem Engagement unterstützt. Es war für uns alle eine sehr fruchtbringende Zeit und wir sind dafür sehr, sehr dankbar.
Manuel Zehetner, Salzburger Priesterseminarist
Erzbischof Alois Kothgasser habe ich erlebt mit einer stets aufmerksamen Offenheit und einem großen Engagement für die weltweite Kirche, vor allem für unsere Partnerdiözesen. Es fragte immer interessiert über die Vorgänge in den Partnerdiözesen nach und setzte sich für deren Belange ein. Es war Erzbischof Kothgasser ein Anliegen, ihre Situation vor Ort kennen zu lernen.
Danke, Erzbischof Alois, für die gemeinsamen Reisen, für deine Sorge um die weltweite Kirche und deine Wertschätzung.
Markus Roßkopf, Referent für Weltkirche der Erzdiözese Salzburg
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