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St. Veit/Pongau. Photovoltaik auf Kirchendächern oder im unmittelbaren Umfeld von historischen Gebäuden und Kirchen? Daran scheiden sich die Geister. Der Denkmalschutz hat stets ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, die Rechtslage ist von Staat zu Staat und Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Die Bedenken reichen vom Schutz des Ortsbildes bis zur möglichen Brandgefahr. Demgegenüber steht ein klares Bekenntnis von Kirchenoberhäuptern bis hin zum Papst zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz – Stichwort Schöpfungsverantwortung.
Umso größer ist die Erleichterung in St. Veit im Pongau, wo kürzlich eine Photovoltaikanlage auf dem historischen Pfarrhof installiert werden konnte. „Im Zuge der Sanierung des Dachs hat sich diese Möglichkeit ergeben“, sagt der Diakon und Pfarrassistent Anton Fersterer. „Wir haben eine irrsinnige Freude, dass alle drei Stellen – Pfarre, Denkmalschutz und Erzdiözese – dieses Projekt gemeinsam haben schultern können.“ Das Vorzeigeprojekt in puncto Zusammenarbeit zwischen Kirche und Denkmalschutz bringe nicht nur mehr Selbstständigkeit beim Energieverbrauch, „es ist uns auch ein pastorales Anliegen, hier nachhaltiger zu werden und die Energiekosten bei Strom und Heizung zu senken“.
Die hochmoderne Anlage erstreckt sich mit 24 Paneelen über mehr als 60 Quadratmeter auf der Ost- und Westseite der Dachfläche. „Die Photovoltaikanlage in St. Veit ist wahrscheinlich die erste auf einem denkmalgeschützten Gebäude im Salzburger Teil der Erzdiözese“, sagt Erich Rieger vom Bauamt der Erzdiözese Salzburg. „Das wurde auch nur möglich, weil sie im Zuge der Dacherneuerung angebracht wurde und aufgrund der hangseitigen Lage vom Ortsbild her kaum sichtbar sein wird.“ Herausforderung war die Denkmaltauglichkeit der Anlage für das Dach. Dafür war Hermann Aigner als Projektbegleiter für die Pfarre zuständig, der gemeinsam mit dem Denkmalamt die passende Lösung fand.
Das Projekt ist obendrein ein Best-practice-Beispiel hinsichtlich ehrenamtlicher Leistung. „Unsere St. Veiter haben für die Renovierung von Pfarrkirche und Pfarrhof einige 100 Stunden ehrenamtliche Arbeit aufgewendet“, erklärt Fersterer.
wissenswert
PV-Debatte
Die Denkmalämter haben naturgemäß keine große Freude mit Photovoltaikanlagen auf Kirchen und anderen historischen Gebäuden. Auch innerkirchlich gibt es bisweilen Kritik, ob der sakrale Charakter des Gebäudes gegen eine solche Nutzung spricht. Die Meinungen reichen dabei von „Entweihung“ bis zur „Bewahrung der Schöpfung“. Befürworter entgegnen unter anderem, dass durch Projekte auf bestehenden Gebäuden kein weiterer Boden versiegelt werden müsse, um erneuerbare Energie zu erzeugen. Eine einheitliche Rechtsprechung existiert dazu nicht. Bei Klagen wird von Fall zu Fall entschieden.
Best-practice-Beispiele
Die Diözese Gurk informierte kürzlich unter dem Motto „Kraftwerk Kirche. Wir erzeugen unseren Strom selbst“, dass die Gesamtleistung der PV-Anlagen auf kirchlichen Gebäuden in Kärnten dem Energiebedarf von 250 Haushalten entspreche. Rund 60 Prozent der beheizten Gebäude in den Pfarren würden mit erneuerbaren Energieträgern beheizt.
Ein Beispiel aus Deutschland: Die Erzdiözese Freiburg will 120 Millionen Euro in Photovoltaik investieren. Dazu wurde mit einem Konzept für die kommenden zehn Jahre eine eigene Betreibergesellschaft für Planung, Bau und Betrieb möglichst vieler Photovoltaik-Anlagen gegründet. Sie sollen auf Dächern von Kindergärten, Gemeindehäusern und auch Kirchen entstehen. Auf dem Weg zur rechnerischen Klimaneutralität des kirchlichen Handelns sei der massive Ausbau von Solaranlagen ein zentraler Baustein, heißt es.
dap/tom/kap
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