Das Imkern ist Fadi Koussa quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater in Syrien ist Bienenzüchter und Besitzer von über hundert Völkern. Er zeigt auf dem Handy die Fotos aus seiner Heimat. Die Stöcke seiner Familie stehen in Reih und Glied mitten in einer unberührten Naturlandschaft. Hier in Elsbethen sorgt sich der Geflüchtete seit gut einem Jahr um das Wohlergehen der nützlichen Tiere.
Andrea Schmid, stv. Caritas-Direktorin in Salzburg, freut sich, dass dieses Integrationsprojekt Früchte trägt oder wohl in diesem Fall Honig produziert. Der Initiator dieser Idee, Leonhard Ségur-Cabanac, blickt zufrieden auf den Ertrag. Er ist Geschäftsführer des Schädlingsbekämpfungsunternehmens BioTech und selbst begeisterter Imker. Versteht sich, dass er Fadi Koussa nun am Tag der ersten Ernte tatkräftig zur Seite steht.
Zuerst werden die Bienenstöcke von allen Seiten begutachtet. Die tierischen Bewohner schwirren neugierig um ihr Zuhause. Die beiden Männer heben die Holzrahmen vorsichtig aus dem Stock und schaben die goldgelben Wachswaben ab. Fadi Koussa zeigt auf eine Stelle, an der das Wachs unterschiedliche Schattierungen hat. „Das zeigt, dass dies kein sortenreiner Honig ist, sondern von verschiedenen Blumen- und Pflanzenarten kommt“, erklärt Leonhard Ségur-Cabanac und reicht anschließend Andrea Schmidt ein Stück Wabe. Sie kostet und schwärmt: „Das schmeckt einfach köstlich.“
Nach dem fachmännischen Schaben und dem genüsslichen Verkosten folgt der nächste Schritt. Die Wachswaben werden in die Schleuder gesteckt, beide Imker drehen abwechselnd an der Kurbel. Erwartungsvoll richten sich alle Augen auf die Öffnung. Wenige Sekunden später rinnt der Honig zuerst durch ein Sieb und anschließend in den dafür vorgesehenen Metallbehälter. Wenn man Fadi Koussa beobachtet, spürt man die Begeisterung an dieser Arbeit. Kein Wunder also, dass er bereits mit Imkern aus Salzburg einen guten Kontakt pflegt. Nun habe er die Möglichkeit, bei einem aus dieser Zunft ein Praktikum zu beginnen. Das möchte er sehr gerne machen, sagt der subsidiär Schutzberechtigte. Es sei sein größter Wunsch, hierbleiben und von der Imkerei leben zu können. Einerseits, weil die Arbeit mit den Bienen Freude macht und zum anderen, weil die Bienen hier viel friedlicher sind als in seiner Heimat
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