RB: Was macht für Sie persönlich das Ministrieren aus? Warum ist es so wichtig und wertvoll?
Hannes Ischia: Ich war selbst vor langer Zeit über viele Jahre als Ministrant in Innsbruck im Einsatz, manchmal sogar bei Bischof Reinhold Stecher. Daher ist mir ein würdiges und dem Anlass entsprechendes Auftreten sehr wichtig. Es hat sich aber in den letzten Jahrzehnten auch sehr viel geändert. Die Kirchenbesucher – speziell im urbanen Bereich – sind älter geworden. Dafür herrscht allseits große Freude, wenn Kinder – in welcher Weise auch immer – am Gottesdienst beteiligt sind. Auch unsere drei Ministranten werden mit Lob „überschüttet“.
RB: Wie erleben Ihre beiden Söhne und deren Cousin als Ministranten die Advent- und Weihnachtszeit?
Ischia: Nach der dritten Rorate gibt es als kleines Dankeschön ein Frühstück für alle im Pfarrsaal. Die Weihnachtszeit an sich ist geprägt von sehr schönen, feierlichen Gottesdiensten, die die Botschaft der Geburt Christi verkünden und auch an die Ministranten höhere Anforderungen stellen. Auch das Sternsingen war in den letzten Jahren ein großes Ereignis, weil es damit gelingt, vielen älteren, häufig einsamen Menschen, Freude zu schenken – ihnen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und daneben noch für einen guten Zweck zu sammeln.
Viele Familien besuchen am Wochenende keinen Gottesdienst mehr und wollen keine ,Verpflichtungen‘.
RB: Mit drei Mitgliedern leiten Sie eine der kleinsten Ministrantengruppen in der Erzdiözese. Warum gestaltet es sich in Ihrer Pfarre relativ schwierig, Nachwuchs für diese Aufgabe zu finden?
Ischia: Viele Familien besuchen am Wochenende keinen Gottesdienst mehr und glauben, dass es als „Verpflichtung“ angesehen wird, wenn das Kind zum Ministrieren geht. Dann könne man am Sonntag nicht ausschlafen oder gemeinsame Freizeitaktivitäten wie etwa Schifahren durchführen. Die Einwände, dass es auch die Vorabendmesse am Samstagabend gebe oder dass man ja nicht an jedem Wochenende ministrieren müsse, werden leider geflissentlich überhört.
RB: Dabei hat St. Vitus ja eine sehr lebendige Jungschargruppe.
Ischia: Das stimmt, dort sind auch unsere drei Ministranten mit Begeisterung bei den Freitag-Nachmittags-Treffen dabei, ebenso wie bei den Sternsingern. Aber obwohl meine beiden Buben in ihrer Klasse und darüber hinaus gut vernetzt sind und immer wieder Werbung fürs Ministrieren machen, haben wir noch keine Neuzugänge. Ich hoffe daher ein wenig auf die Kinder, die sich für die Erstkommunion im nächsten Jahr angemeldet haben.
RB: Wie motiviert man Kinder für den Dienst am Altar?
Ischia: Da sich unser Zulauf ja leider in Grenzen hält, bin ich vermutlich die falsche Auskunftsperson für diese Frage. Ich denke mir halt immer, es ist am besten, wenn die Kinder selbst berichten, wie toll das Ministrieren ist und welche Wertschätzung sie allseits erfahren. Dennoch ist es uns bislang nicht gelungen, die Begeisterung so zu verbreiten, dass auch andere Kinder kommen und bleiben. Über „Schnupperbesuche“ in der Ministrantenstunde kommen viele nicht hinaus. Aber wir bleiben dran und hoffen wie gesagt auf die Erstkommunionsstunden.
dap/tom
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