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Mitte Jänner übersiedelt die erste Frau in das „SafeHome“ im Dechanthof Hallein. Sie bleibt nicht lange alleine, bald schon zieht in alle 17 Wohnungen Leben ein. „Der Bedarf ist da“, weiß Caritas-Direktorin Andrea Schmid. Sie verweist auf die Zahlen: In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Im Vorjahr gab es 27 Femizide und 39 Fälle von schwerer Gewalt an Frauen. „Kaum etwas erfordert von einem Menschen so viel Mut, wie aus einer Gewaltspirale auszubrechen. Ist der Schritt getan, stehen Betroffene vor einem Abgrund an Ängsten. Um heilen zu können, braucht es Zeit, Ruhe und Hilfe.“
Im „SafeHome“ finden die Frauen und ihre Kinder einen Rückzugsort, der sie stark für einen Neustart machen soll. Zur Seite steht ihnen ein dreiköpfiges Team, das sich aus einer Pädagogin, Psychotherapeutin und Psychologin zusammensetzt. „Die Frauen dürfen mit allem zu uns kommen. Sei es mit Fragen zur Jobsuche oder zur Kinderbetreuung“, sagt die Leiterin, die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden möchte.
Sicherheit spielt im „SafeHome“ überhaupt eine große Rolle, wenngleich der Standort anders als bei Frauenhäusern nicht geheim ist. Das „SafeHome“ ist ein Anschlusswohnen. „Die Frauen sollen wie in einem ,normalen‘ Mietshaus wohnen – so selbstständig wie möglich und mit allen Freiheiten. Zum Schutz sind aber Alarmknöpfe angebracht, so kann direkt die Polizei angefordert werden und im Eingangsbereich haben wir eine Kamera.“
Im „SafeHome“ der Stadt Salzburg – hier leben aktuell 30 Frauen und 22 Kinder – gebe es mit diesem Konzept bereits beste Erfahrungen. „Mit den Kolleginnen sind wir in gutem Austausch.“ In der Stadt Salzburg sei das Finden einer leistbaren Wohnung die größte Hürde. Immerhin, zehn Frauen konnten im Vorjahr ihr eigenes Heim beziehen. „Wir werden sehen, wie es in Hallein läuft“, erklärt die Leiterin, die auf die Voraussetzungen verweist, die die Frauen in beiden Häusern erfüllen müssen: Keine akute Gewaltbedrohung, die Fähigkeit, sich selbst und Kinder durch eigenes Einkommen oder Sozialhilfe zu versorgen. Für die durchschnittlich 30 m² große „SafeHome“-Wohnung ist ein Nutzungsbeitrag zu entrichten.
Neben diesen Einnahmen kommen heuer für den laufenden Betrieb 100.000 Euro aus dem Frauenressort des Landes. Mit dieser guten Nachricht war Landesrätin Daniela Gutschi zur Eröffnung nach Hallein gekommen. Der Caritas-Einrichtung streut sie rote Rosen und sie unterstreicht weiters das Gemeinschaftswerk: „Mein Dank ergeht an die Caritas und alle Beteiligten, die dieses Projekt mit ihrem Engagement möglich gemacht haben und damit zu einem sichereren Leben für Frauen und Kinder beitragen.“
Die längst überfällige Sanierung des historischen Gebäudes im Halleiner Kirchenbezirk ist ein Meilenstein. Der 1594 errichtete und denkmalgeschützte Dechanthof strahlt wieder. Vorausgegangen waren eine intensive Planungszeit und eine einjährige Bauphase. Damit das Sechs-Millionen-Projekt gestemmt werden konnte, brauchte es die Zusammenarbeit von Land Salzburg, Stadt Hallein, Pfarre und Erzdiözese. Corne-lius Inama, Ökonom der Erzdiözese Salzburg: „Das alte Schulgebäude der Modeschule hat mit dem ,SafeHome‘ eine wunderbare Bestimmung erhalten. Mit der Caritas und den Möglichkeiten der Wohnbauförderung ist ein Ergebnis entstanden, das keiner von uns alleine geschafft hätte.“
Für die Pfarre sind die beengten Verhältnisse Vergangenheit. Zuletzt musste das Team auf engstem Raum im Vikarhaus arbeiten. „Zum Glück verstehen wir uns alle gut“, lacht Andrea Leisinger. Als Seelsorgerin in Hallein freut sie besonders, „dass die vielen Gruppen und Ehrenamtlichen Raum für ihre Aktionen, Gespräche und Vernetzungen haben. Die Türen für die Anliegen der Menschen wieder weit aufmachen zu können, ist das Schönste in der pastoralen Arbeit.“ In dieselbe Kerbe schlägt Dechant Markus Danner: „Ein offener und gastfreundlicher Ort für Menschen zu sein, die aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns kommen, ist eine zentrale Aufgabe von Kirche und Pfarre.“ Als Verantwortlicher für den Pfarrverband Hallein+ kann er die Leitung der acht Pfarren nun von einem zentralen Büro in Hallein aus wahrnehmen.
Einen guten Platz finden schon die Kleinsten im Dechanthof. Die St.-Erentrudis-Stiftung der Erzdiözese ist mit einer Kleinkindgruppe im Haus. Zwei Pädagoginnen betreuen Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren. Es sind noch Plätze frei. Größere Kinder (6 bis 15 Jahre) sind im Lerncafé der Caritas willkommen. „Bildungsarmut führt oft in materielle Armut“, betont Direktorin Andrea Schmid. „Mit unseren acht Lerncafés wollen wir diesen Kreislauf stoppen.“ Freiwillige unterstützen bei den Hausaufgaben und beim Lernen. Denn: Jedes Kind hat das Recht auf gleiche Chancen.
Kleinod saniert
„Das ist ein besonderer Flecken Erde. Seine Ressourcen sind zum Wohle der Menschen und zur Ehre Gottes verwendet“, sagte Erzbischof Lackner in seiner Predigt in Hallein. Vergangenen Sonntag wurde bei einem Festgottesdienst für die gelungene Renovierung gedankt.
Erzdiözese und Pfarre Hallein haben neben dem Dechanthof auch die direkt anschließende Peterskapelle saniert. Das gotische Kleinod ist urkundlich bereits 1384 erwähnt. 1443 wurde die bis dahin einjochige Kapelle um ein zweites Joch erweitert und ein Stockwerk erhöht. Sie ist die einzige Doppelkapelle in Salzburg und ein bedeutendes kulturelles Erbe der Region. Bei der Sanierung wurden barocke Malereien freigelegt – wie in der Nische, in der ein Kruzifix hängt (im Bild). Anbetung, kleinere Konzerte oder Lesungen ... das alles können sich die Verantwortlichen in Zukunft in der Peterskapelle vorstellen. Dazu muss jedoch der Aufstieg über eine enge Wendeltreppe „bewältigt“ werden.
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