RB: Eine tolle Atmosphäre, mit österreichischen Medaillen als Sahnehäubchen der Weltmeisterschaft – wie geht es Ihnen aktuell als Saalbacher „Ski-Pfarrer“?
Rudolf Weberndorfer: Es ist beeindruckend und ich fiebere bei jedem Rennen mit. Zumal ich mit vielen Menschen vom Skiclub und der Veranstaltungsorganisation auch freundschaftlich verbunden bin. Hier in Saalbach ist fast jeder mit Herzblut dabei, von der Pistenpräparierung bis zum Streckenchef, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarre. Man gehört dazu und ist mittendrin. Es mag kitschig klingen, aber es ist wirklich wie eine große Familie.
Ich konnte als Priester über den Sport mehr Leute fürs Leben mit Christus und den Glauben begeistern als über alles andere.
RB: Sie sind auch persönlich sportbegeistert und jemand, der damit immer wieder die Brücke zur Kirche schlägt. Warum ist das generell und speziell Ihnen so wichtig?
Weberndorfer: Man merkt in diesen Tagen wieder, was der Sport in den Menschen im positiven Sinne bewirken kann. Wir machen etwas miteinander und füreinander und haben eine riesige Freud‘ daran. Das tut uns in schwierigen Zeiten auch abseits des Sports gut. Ich war als Priester im Vorstand der Salzburger Sportunion und auch von Seiten der Erzdiözese als Sportseelsorger abgestellt. Und ich schätze, ich konnte in mehr als drei Jahrzehnten als Pfarrer oder Priester über den Sport mehr Leute fürs Leben mit Christus und den Glauben begeistern als über alles andere.
RB: Worin liegt für Sie diese besondere „Kraft“ des Sports?
Weberndorfer: Es geht dabei um Grundwerte, die auch für eine gute Charakterbildung, also ein gutes Mensch- und Christsein nötig sind: Man muss sich beherrschen, überwinden, Ausdauer haben und auch auf andere schauen. Man ist nicht alleine stark, sondern miteinander. Der Sport ist ein tolles Übungsfeld, um solche menschlichen Fähigkeiten auszubilden und zu stärken. Wir wollen Friede haben, wir wollen Freude haben – und das über die Grenzen von Nationen und Religionen hinweg. Sport verbindet und löst in uns viele gute Dinge aus. Wenn wir diesen Bereich als Kirche vernachlässigen, weil wir denken „Der macht am Wochenende seinen Sport und geht am Sonntag eh nicht in die Kirche“, wäre das in meinen Augen eine Katastrophe.
RB: Sie haben während der Ski-WM in Saalbach einige Andachten und Segensfeiern abgehalten. Was war dabei Ihre Botschaft an die Sportstars?
Weberndorfer: Ich kann euch keine Stockerlplätze versprechen, aber ich wünsche euch eine schöne Zeit. Dass ihr euch nicht weh tut und jede und jeder sein Bestes geben kann.
RB: Wie war der Pferrverband während der WM generell „sichtbar“?
Weberndorfer: Wir haben unter dem Titel „Ski & Pray“ einen Plan mit Gottesdiensten und Gebetszeiten in unseren Pfarrkirchen während der Weltmeisterschaft aufgelegt und da auch den Rennkalender eingearbeitet. Es gab viele Abendmessen, wie wir sie auch sonst während der Skisaison anbieten. Und es war auch wichtig, als Priester einfach vor Ort zu sein. Es kamen Einheimische auf mich zu und sagten: „Ich habe ein großes Problem. Komm doch bitte mal zu mir, wenn die WM vorbei ist.“
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