RB: Was sind nach drei Jahren Krieg die größten Sorgen und Hoffnungen der nach Salzburg geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer?
Vitaliy Mykytyn: Die Menschen hoffen immer noch auf Frieden, damit sie in ihre Heimat zurückkehren können. Sie wünschen sich, dass der Krieg aufhört, und – falls er aufhört – nicht in ein paar Jahren wieder beginnt. Die größte Sorge ist, dass in den Verhandlungen nicht die Menschen im Mittelpunkt stehen, sondern nur über Geld und Ressourcen geredet wird: wie viel Geld die unterstützenden Länder ausgeben und was der Gewinn durch ein Kriegsende wäre. Das schmerzt viele Menschen, die durch den Krieg leiden: die ihre Verwandten verloren haben, ihre Wohnungen verloren haben, die als Soldaten ihre Heimat beschützen, damit nicht in Zukunft ihre Kinder weiterkämpfen müssen.
RB: Warum ist das Vertrauen in politische Lösungen so gering?
Mykytyn: Man sieht keine russische Bereitschaft, direkt mit der Ukraine zu verhandeln, allenfalls auf der Ebene Russland–USA. Als ukrainische Bevölkerung ist man in der passiven Beobachterrolle. Man muss sich anpassen, was auch immer die Mächtigen entscheiden. Wie schon gesagt: Politiker sollten eigentlich Fürsprecher für unser Leben sein und Entscheidungen aufgrund der Menschlichkeit treffen, nicht des Geldes wegen.
Manche wünschen sich Frieden um jeden Preis, egal auf welche Art und Weise oder von wem der Anstoß kommt.
RB: Was halten die Menschen in Ihrem Umfeld von den Ankündigungen des US-Präsidenten?
Mykytyn: Man weiß, dass für Donald Trump eher die Interessen der USA als jene der Ukraine zählen. Und dass es wohl keine einfache Lösung gibt. Manche wünschen sich Frieden um jeden Preis, egal auf welche Art und Weise oder von wem der Anstoß kommt. Andere sagen, es muss ein „gerechter“ Frieden sein: dass die Gefangenen zurückkehren, die besetzten Regionen befreit werden und gesichert ist, dass es nie wieder solch eine Invasion geben wird. Auch wenn das nicht sehr realistisch erscheint.
RB: Bekommen die ukrainischen Geflüchteten noch viel Zuspruch?
Mykytyn: Es ist normal, dass viele Menschen nach drei Jahren müde geworden sind, vom Krieg zu hören – auch was die Spenden anbelangt. Umgekehrt gibt es noch immer zielgerichtete Projekte, auch mit Unterstützung der Erzdiözese und der Stadt Salzburg, und viele Menschen, die fragen: Wo kann ich helfen?
RB: Ihre Botschaft zum traurigen Jahrestag des Kriegsbeginns?
Mykytyn: Dass wir weiter standhaft beten, die Hoffnung und den Glauben an Gott nicht verlieren und dort Gutes tun, wo wir es vermögen: wo wir sehen, dass jemand in Not ist, Trost, Rat oder Unterstützung braucht. Das liegt in unserer Verantwortung.
teilnehmen
Mo., 24. Februar, 16.30 Uhr, Markuskirche Salzburg
Treffen der Ukrainerinnen und Ukrainer (und aller, die dabei sein möchten) vor der Kirche: Gebete, Segen und Friedensprozession durch die Altstadt bis zum Dom.
Mo., 24. Februar, 18 Uhr, Dom zu Salzburg
Ökumenisches Friedensgebet mit Weihbischof Hansjörg Hofer und Pfarrer Vitaliy Mykytyn.
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