RB: Gratulation! Hatten Sie schon eine Ahnung oder waren Sie überrascht, als die geheime Wahl der 22 Benediktinermönche der Erzabtei St. Peter auf Sie gefallen ist?
P. Jakob Auer OSB: Es war ehrlich gesagt schon eine Überraschung. Natürlich gibt es vorbereitende Gespräche im Konvent, wenn die zwölfjährige Amtszeit eines Abtes zu Ende geht und die Wahl bevorsteht. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es eine Mehrheit für mich gibt. Ich habe als Prior gespürt, von den Mitbrüdern akzeptiert und bei einigen sicher auch beliebt zu sein. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man als geeigneter Kandidat für das Amt des Abtes gesehen wird.
RB: Haben Sie eine Vermutung, was letztlich für Sie den Ausschlag gab?
P. Jakob: Ich weiß es nicht. Da hat vermutlich jeder Mitbruder unterschiedliche, ganz persönliche Gründe. Vielleicht lag es am Umgang untereinander, vor allem mit den älteren Brüdern. Und daran, dass ich als Prior eine gewisse Präsenz im Haus habe. Ich sehe mich schon auch als Verbindungsglied zwischen junger und alter Generation.
RB: Sie wurden 2022 zum Priester geweiht, 2024 zum Prior ernannt, nun 2025 zum Erzabt und sind erst 33 Jahre alt. Geht Ihnen das manchmal selbst ein wenig zu schnell?
P. Jakob: Ja sicher, ich hätte das selber nie so erwartet. Andererseits haben meine ehemaligen Matura-Kolleginnen und -Kollegen in großen Firmen zum Teil auch schon Verantwortung in leitenden Positionen. Ein Kloster zu führen, unterscheidet sich da nicht so sehr. Und wie ein Mitbruder sagte: Das Alter ist nicht entscheidend. Maximilian Aichern im Stift St. Lambrecht, der verstorbene Abt von Göttweig Clemens Lashofer oder Bernhard Mayrhofer als Propst von Stift Vorau waren beim Amtsantritt in einem ähnlichen Alter. Alt sein ist kein Fehler, und jung sein auch nicht – weil es ändert sich von selbst.
Für meinen persönlichen Glauben ist die zentrale Frage die Nachfolge Jesu.
RB: Wie hat eigentlich Ihre Familie auf die Nachricht reagiert?
P. Jakob: Es war schon ein großer Schritt, als ich ins Kloster gegangen bin. Die Wahl zum Abt war eine noch größere Überraschung. Ich glaube, sie freuen sich vor allem darüber, wie durch die Wahl zum Ausdruck kommt, dass ich hier wirklich meinen Platz gefunden habe.
RB: Woraus schöpfen Sie Ihre Spiritualität? Was ist Ihnen persönlich im Glauben wichtig? Und was als zukünftiger Abt für das Kloster?
P. Jakob: Für meinen persönlichen Glauben ist die zentrale Frage die Nachfolge Jesu: Ich schaue in diese Welt, in mein persönliches Leben und jenes der Gemeinschaft und entdecke da immer wieder das Evangelium. Durch das Vorbild Jesu habe ich eine Folie, durch die ich eine neue Perspektive auf das Leben gewinnen kann – und das Evangelium im Leben entdecke.
Für das Kloster ist es letztlich ganz ähnlich. Als brüderliche Gemeinschaft sind wir nach der Regel des heiligen Benedikt hauptsächlich einmal gerufen zu einem Gebetsleben – zum Beispiel mit dem mehrstündigen Gebet der Psalmen. Da sind vom Jubel bis hin zu Mordgelüsten alle Gefühlsregungen der Menschen drin. Die Psalmen zu beten, bedeutet: Der Welt vor Gott Raum zu geben und im selben Schritt Gott in dieser Welt einen Raum zu geben. Da sind monastische Klöster wirklich am Kern ihrer Berufung.
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