Bei der Caritas Haussammlung bleiben 40 Prozent der Spenden in den Pfarren für unmittelbare Hilfe in der Gemeinde. 60 Prozent gehen über die Caritas an Menschen in Not in der Region. Wir haben bei den Caritas-Zentren in der Erzdiözese nachgefragt, wo der Schuh bei den Menschen am häufigsten drückt und wie Hilfe möglich ist.
Die Themen sind seit Jahren gleich: Energie, Wohnen und Lebensunterhalt. Renate Stromminger, Leiterin des Caritas-Zentrums Bischofshofen, ist wichtig, den Menschen mit ihren Sorgen auf Augenhöhe zu begegnen: „Oft ist schnelles Reagieren gefragt, das heißt finanzielle Überbrückung für Lebensmittel, Windeln oder auch offene Rechnungen. Parallel stellen wir Anträge für Wohnbeihilfe, Heizkostenzuschuss, ORF-Gebührenbefreiung oder Sozialunterstützung.“
„Die aktuelle Unsicherheit in der Gesellschaft hat viele Gründe. Die instabile wirtschaftliche Lage und soziale Ungleichheiten spielen eine große Rolle“, unterstreicht Andrea Klapper, Leiterin des Caritaszentrums Wörgl. „Die Notlagen der Menschen werden komplexer und nehmen immer mehr Zeit in Anspruch. Und sie kommen leider oft sehr spät mit einem sehr großen Rucksack und mehreren Problemen gleichzeitig“, fügt Silvia Kroisleitner hinzu. Sie leitet das Caritas-Zent-rum Zell am See. „Die Leute belasten finanzielle Sorgen, die Suche nach leistbaren Wohnungen und psychische Probleme“, weiß Andrea Wieser, Leiterin des Caritaszentrums Sankt Johann in Tirol. Für ihre Kollegin Liesi Huber aus Tamsweg stellen vor allem „die hohen Kosten für Nahrung, Strom, Miete“ die großen Herausforderungen dar. Ihr Rezept: „Durch gutes Hinhören können wir bestmöglich helfen.“
Durch gutes Hinhören können wir bestmöglich helfen.
Liesi Huber, Leiterin Caritaszentrum Tamsweg
Für manche sind auch fehlende Kostenübernahme für Medikamente, Therapien mit Selbstbehalt oder Arztrechnungen, sehr belas-tend. „Aus Angst vor den finanziellen Folgen nehmen die Menschen Therapien nicht in Anspruch, lösen Rezepte nicht ein oder gehen nicht zum Arzt“, weiß Silvia Kroisleitner.
Wir prüfen sorgfältig, bevor wir rasch und unbürokratisch helfen.
Andrea Klapper, Leiterin Caritaszentrum Wörgl
Die Spenden der Haussammlung kommen Menschen zugute, die am dringendsten Hilfe brauchen: Alleinerziehende, Familien, Pensionistinnen und Pensionisten und alle Betroffenen in Notlagen. Nach sorgfältiger Prüfung reagieren die Caritas-Expertinnen und -Experten rasch und unbürokratisch mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung oder medizinischer Versorgung. Wichtig ist die Begleitung bei sozialen Fragen oder auch beim Thema Energiesparen.
Die Einsatzbereiche, die von der Haussammlung profititeren sind aber noch weit vielfältiger: Sie reichen von der Katastrophenhilfe, den mobilen Palliativteams bis zum Haus Elisabeth. Dieser Caritas-Standort in der Stadt Salzburg vereint ein Tageszentrum für Wohnungslose, Sozialberatung, Winternotschlafstelle für Frauen und Kulturzentrum unter einem Dach.
wissenswert
Die Nachfrage nach sozialer Beratung und (finanzieller) Unterstützung ist hoch: Im Vorjahr stellten 650 Menschen aus dem Lungau Anfragen ans Caritaszentrm Tamsweg, mehr als 750 in Bischofshofen, rund 1.000 in St. Johann in Tirol, 1.500 in Zell am See und 2.500 im Bezirk Kufstein. Insgesamt verzeichnete die Caritas 2024 19.000 Beratungskontakte, ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; von den 7.500 Sozialberatungen waren 21 Prozent zum ersten Mal bei der Caritas.
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