Zehn Jahre Arbeit von der Entwicklung über die ersten Ideen und Skizzen bis zu den 14 fertigen, großformatigen Bildern liegen hinter Ägidius Keuschnigg. Allein vier Jahre malte er an seinem Bilderzyklus „Kreuzweg“ in Acryl-Mischtechnik. „Schon als Bub hat mich der Kreuzweg Jesu fasziniert, ich hatte immer einen Zugang zur Leidensgeschichte und Ideen im Kopf, die ich nun endlich in meiner Rente umsetzen konnte. Denn so ein Projekt ist sehr zeitintensiv“, erzählt der aus einer religiösen Familie stammende Sankt Johanner Künstler.
Keuschniggs Werke verkörpern eine Mischung aus Einsamkeit und Machtlosigkeit – ein Gefühl der Niedergeschlagenheit gegenüber politischen und militärischen Herrscherstrukturen. Für Ägidius Keuschnigg ist der Bilderzyklus mehr als ein Kreuzweg: „Er zeigt aktuelle Themen auf. Zum Beispiel wie wir gegenwärtig miteinander umgehen, wie schrecklich es auf der ganzen Welt zugeht. Es herrschen so viele Kriege und das Aggressionspotenzial ist sehr groß“, sagt er gesellschaftskritisch. Wer seine Bilder genauer betrachtet, stößt auf viele kleine Dinge, die in den Werken versteckt sind. Ein Beispiel ist die Szene der Verurteilung. Die spannenden eingeflochtenen Bezüge sollen aufzeigen, wachrütteln, zum Nachdenken anregen.
Schon als Bub faszinierte mich der Kreuzweg. Endlich konnte ich dieses zeitintensive Projekt
umsetzen.
Der Sankt Johanner Ägidius Keuschnigg (im Bild vor seiner siebten Kreuzwegstation) ist Grafiker, Maler, Zeichner sowie Web- und Industrial Designer.
Keuschniggs Bilder sind nicht starr an eine Liste von körperlichen Merkmalen gebunden. „Die menschlichen Figuren sind variabel austauschbar, denn der optische Anlass zur Bilderfindung ist für mich das Erlebnis von Formen und Strukturen“, so der heimische Kunstschaffende. Sein Credo lautet: „Um sein wahres Wesen zu sehen, muss man über das Offensichtliche hinausblicken, man muss nach innen schauen, denn beim Malen herrschen andere Gesetze – sie sind von der Art und Intensität des Erlebnisses diktiert und bestimmen die bewusste Gestaltung der Bilder.“
Akribisch arbeitete Ägidius Keuschnigg an seinem Kreuzweg.
Aktuell präsentiert diesen die Pfarrkirche St. Johann in Tirol.
„Die modernen Bilder fügen sich schön in unsere barocke Dekanatspfarrkirche ein. Ihre zeitgenössischen Elemente und die persönlichen Bezüge von Ägidius Keuschnigg, der ein sehr religiöser, demütiger und bescheidener Mensch ist, begeistern viele, die in unsere Kirche kommen“, freut sich Pfarrer und Dekan Erwin Neumayer über die positiven Stimmen aus der Region.
teilnehmen
Nicht nur in der Fastenzeit laden zahlreiche Kreuzwege in und um Kirchen zur Besinnung ein. Eine Auswahl finden Sie unter eds.at/kreuzwege
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