Salzburg/Michaelbeuern. Seit sich Johanna bei einem Sturz die Hüfte schwer verletzt hat, kommt sie kaum noch in die Kirche. Die Schmerzen beim Gehen sind einfach zu groß und auch das Sitzen auf den Holzbänken ist für die 85-Jährige mit zunehmender Dauer eine Qual. Auf das Mitfeiern der Gottesdienste aus der Ferne will sie aber nicht verzichten. Jeden Sonn- und Feiertag schaltet die Pensionistin den Fernseher oder das Radio ein und lauscht von Zuhause aus der Liturgie, um sich trotz der räumlichen Trennung im Glauben mit der jeweiligen Pfarrgemeinde verbunden zu fühlen. „Besonders die Predigten höre ich gern. Da macht es für mich auch keinen Unterschied, ob ich in der Kirchenbank oder in meinem Wohnzimmer auf dem Sofa sitze“, sagt Johanna.
Die gebrechliche Seniorin ist keine Ausnahme. Zuseher- und Zuhörer-Zahlen bei live übertragenen Gottesdiensten befinden sind in Österreich nach wie vor im Aufwärtstrend: zirka 700.000 Menschen lauschen jeweils der Radio-Übertragung, zwischen 60.000 und 100.000 sitzen Woche für Woche vor dem TV-Gerät, bei Kooperationssendungen mit dem deutschen ZDF werden sogar bis zu einer Million Menschen erreicht. „Dass eine Pfarre auf diese Weise quasi den pastoralen Dienst für ganz Österreich übernimmt, ist ein wichtiges Service-Angebot. Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen aus verschiedensten Gründen nicht in die Kirche gehen können – vor allem, weil sie zu alt, gebrechlich oder verletzt sind“, sagt Birgit Esterbauer-Peiskammer, Liturgiereferentin der Erzdiözese, und beschreibt einen doppelt positiven Effekt: „Die Menschen vor dem Fernseher oder dem Radio erleben sich selbst als mitfeiernd und in den Pfarren schweißt die intensive Vorbereitung auf einen Live-Gottesdienst als gemeinsame Herausforderung oft die Gemeindemitglieder noch mehr zusammen.“
Eine Besonderheit bietet heuer die Karwoche, in die erstmals gleich drei Gottesdienst-Live-Übertragungen aus der Erzdiözese fallen: zwei aus der Stiftskirche Michaelbeuern, eine aus dem Dom (siehe unten). „Das hat es in Salzburg in dieser Form noch nie gegeben“, sagt Martin Seidler, Sekretär des Erzbischofs, zum bevorstehenden TV-Triple, für das jedes Jahr eine andere heimische Diözese verantwortlich zeichnet. Warum die Wahl dabei auf Michaelbeuern und den Dom fiel? „An beiden Schauplätzen gibt es viel Erfahrung mit solchen Live-Übertragungen. Sowohl Michaelbeuern als auch der Dom haben das schon oft und gut gemacht und sind mit dem ORF bestens eingespielt.“
live in orf III und radio ö-regional
Do., 17. April (Gründonnerstag) - 19 Uhr, Stift Michaelbeuern
Feier des Letzten Abendmahls mit Abt Johannes Perkmann
Fr., 18. April (Karfreitag) - 19 Uhr, Stift Michaelbeuern
Feier vom Leiden und Sterben Christi mit Abt Johannes Perkmann
Musikalische Ausführende: jeweils Stiftschor Michaelbeuern; Leitung und Orgel: Christian Giglmayr.
Sa., 19. April (Osternacht) - 21.03 Uhr, Salzburger Dom
Feier der Osternacht mit Erzbischof Franz Lackner
Musikalische Ausführende: Chorschola und Bläserensemble der Dommusik; Solist: Martin Fournier (Tenor); Domorganistin Judith Trifellner-Spalt; Leitung: Domkapellmeisterin Andrea Fournier.
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