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Salzburg. Was macht die Kirche mit dem Geld? Wie gestaltet sich das Leben in einem Kloster? Welche Studien und Jobmöglichkeiten gibt es im kirchlichen Bereich? Wie wird in der Kirche gesungen oder meditiert? Antworten auf diese und viele weitere Fragen erhielten Salzburger Jugendliche am traditionellen Theotag in Gesprächen und Workshops im Bildungszentrum St. Virgil. „Mit 433 Schülerinnen und Schülern, 30 Lehrenden und zirka 45 bis 50 Mitwirkenden, darunter zwei Bischöfe, wurden mit diesem Theotag die Grenzen der letzten zehn Jahre gesprengt“, freute sich Mitveranstalterin Irene Blaschke, Leiterin der Referats für Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg, über den Erfolg.
Die höchsten kirchlichen Vertreter vor Ort, Weihbischof Hansjörg Hofer und der emeritierte Erzbischof Alois Kothgasser, fanden sich im Workshop „Frag den Bischof“ auch sogleich in einer spannenden Diskussion wieder. „Warum dürfen Frauen nicht Priesterinnen werden“, lautete die wenig überraschende Einstiegsfrage zur Rolle der Frau in der Kirche. Da die Jugendlichen nach den Ausführungen der Bischöfe kritisch und mit intelligenten Gegenargumenten nachbohrten, entspann sich ein reger Meinungsaustausch. Weibliche Diakone im Urchristentum wurden ebenso ins Treffen geführt wie frühere gravierende Änderungen beim Zweiten Vatikanischen Konzil.
„Die Frage nach der Frauenpriesterweihe kommt immer wieder und interessiert nicht nur die jungen Leute. Das wird überall diskutiert“, sagte Weihbischof Hansjörg Hofer, der vom Niveau der Diskussion angetan war: „Man hat gespürt, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage schon im Religionsunterricht beschäftigt haben – und das ist auch gut so. Sie haben nicht irgendetwas aufgeschnappt, sondern mit viel Hintergrundwissen diskutiert. Es ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Jugendlichen Interesse haben.“
Bei der Zielgruppe kam das offene Gespräch jedenfalls gut an. Isabella, 17 Jahre alt und ehemalige Ministrantin, besucht das BG Zaunergasse. Ihr Resümee: „Mir ist Gleichberechtigung sehr wichtig und es stört mich schon, dass Frauen in der Kirche einige Dinge nicht machen dürfen. Es war sehr interessant, dazu einmal die Perspektive von Leuten zu hören, die in der Kirche engagiert sind.“
Vor vielen Problemen sieht der an Theologie und Geschichte interessierte Adrian die Kirche. „Es war interessant, die Frage des Frauenpriestertums in Verbindung mit der Ökumene zu erörtern – auch im Hinblick auf den Priestermangel und die Frage des verpflichtenden Zölibats. Ich würde mir wünschen, dass die katholische Kirche beim Frauenpriestertum eine Vorreiterrolle übernimmt“, sagte der Schüler des Missionsprivatgymnasiums St. Rupert in Bischofshofen.
Szenenwechsel zu einem Workshop, der sich dem Leben im Priesterseminar und in Klöstern widmete – mit vielen Fragen von Seiten der Jugendlichen: Wie sieht es im Kloster mit dem Kontakt zur Familie aus? Darf man persönlichen Besitz haben? Was gibt es dort zu essen, kocht ihr selbst? In welchem Alter entscheiden sich Menschen im Durchschnitt für ein Leben im Kloster? Und kann man auch wieder austreten? Besonders oft fragte die 17-jährige Hanna aus dem BORG St. Johann im Pongau nach – mit gutem Grund. „Ich hatte noch nie die Chance, in dieser Form mit jemandem zu sprechen, der im Kloster lebt.“
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