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Salzburg. Rund 70.000 armutsgefährdete Menschen gibt es laut Caritas in Salzburg und im Tiroler Teil der Erzdiözese. Ihnen gilt die Haussammlung im März. Caritas und Pfarren sorgen gemeinsam dafür, dass die Spenden dort ankommen, wo sie am nötigsten gebraucht werden. 60 Prozent des Geldes gehen über die Caritas an Bedürftige in der Region und 40 Prozent bleiben in den Pfarren für unmittelbare Hilfe in der Nachbarschaft und in der Gemeinde.
„Wir stehen an der Seite derer, die in Not sind.“ Das sei ein ganz wesentlicher Grundauftrag für jede Christin und für jeden Christen sagt der Seekirchner Pfarrer Harald Mattel. Er berichtet wie sie unbürokratisch für die Nächsten in der Gemeinde da sind und dabei mit Kindergarten oder Schule zusammenarbeiten. Das könne zum Beispiel die Finanzierung des Schulausfluges für ein Kind sein. „Wir übernehmen Verantwortung“, hält Mattel unmissverständlich fest.
Wie notwendig Handeln in den aktuellen Krisenzeiten ist, untermauert der Caritas-Direktor mit Zahlen: Ein nur 15-köpfiges Team hat in den Caritas-Anlaufstellen im Vorjahr 3.500 Menschen beraten und damit mehr als 6.000 Frauen, Männer und Kinder erreicht. Da an der Person, die in die Beratung kommt, häufig eine Familie hängt. In den vergangenen Monaten stieg der Bedarf: „Wir hatten von Dezember bis Jänner ein Plus von 37 Prozent“, berichtet Dines und ergänzt: „Es kommen noch zehn Prozent ‚Lost Calls‘ dazu. Menschen melden sich, doch sie kommen telefonisch nicht durch. Aber wir können es uns nicht leisten, ein Callcenter zu betreiben und zurückzurufen.“ Dines appelliert an die Hilfesuchenden, eine Nachricht zu hinterlassen oder sich per mail zu melden: „Sie bekommen verlässlich eine Antwort.“
Wie bei vielen ehrenamtlichen Diensten sind bei der Haussammlung Frauen stark vertreten. In Piesendorf ist gar die gesamte Katholische Frauenbewegung (kfb) unterwegs. Eva Buchner zum Beispiel kennt es von Kindesbeinen an, war sie doch mit ihrer Großmutter schon haussammeln. Sie freut sich auf ihren heurigen Einsatz: „Die Leute wissen, dass ich im März komme. Das ist immer nett. Oft sitzen wir bei einem Kaffee zusammen und sprechen über Freud und Leid. Für mich ist das Gemeinschaft.“
Interview
mit Silvia Kroisleitner vom Caritas-Zentrum in Zell am See
RB: Wirken sich Teuerung und Inflation auf Ihre Arbeit im Caritas-Zentrum aus?
Silvia Kroisleitner: Im Vergleich zu früher sind es jetzt „neue“ Gesichter, die Hilfe brauchen. Immer mehr ist der so genannte Mittelstand betroffen. Es geht sich oft nicht mehr aus und die Menschen sorgen sich um die Zukunft. Vor kurzem war ein Pensionist bei mir. Er wartet voller Panik auf seine Energiekostenabrechnung und traut sich gar nicht mehr, seine Wohnung zu heizen. Ich konnte ihn beruhigen und habe ihm gesagt: Wenn er die Rechnung bekommt, finden wir gemeinsam eine Lösung. Häufig geht es darum, zu schauen, ob die Menschen Anspruch auf Unterstützung haben. Viele wissen hier zu wenig Bescheid.
RB: Wer ist neben Mindestpensionisten besonders betroffen?
Kroisleitner: Wenn jemand alleine alle Fixkosten stemmen muss, ist es schwierig. Eine Alleinerzieherin hat mir erzählt, sie könne nun, wo die Kinder größer sind, zehn Stunden mehr arbeiten. Finanziell einfacher ist es trotzdem nicht. Aufgrund der Teuerungen bleibt ihr am Ende des Monats noch immer nichts übrig. Vor allem das Auto reißt ein Loch ins Haushaltsbudget, aber sie braucht es, um zur Arbeit zu kommen. Ein Ausweichen auf Öffis ist am Land meist nicht möglich.
RB: Die Menschen sparen beim Heizen und beim Essen. Wo noch?
Kroisleitner: Natürlich ist das soziale Leben beeinträchtigt. „Hoffentlich wird meine Tochter zu keinem Kindergeburtstag eingeladen. Dann müsste ich ein Geschenk kaufen. Das ist nicht drinnen.“ So etwas von einer Mutter zu hören, tut weh.
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