St. Johann/Tirol. Vor zwei Jahren erkrankte Dagmar Hausers Partner Manfred schwer an Corona. Die Wahl-Sankt-Johannerin haderte sehr mit dem Schicksal, da sie bereits vor einigen Jahren ihren Sohn verloren hatte. Doch auf Anregung ihrer Schwiegermutter fasste die Tirolerin wieder neuen Mut. „Sie brachte mich zum Glauben. Sie schenkte uns eine Josefsfigur und stellte mir den heiligen Josef vor. Sie schwärmte richtig von ihm“, erinnert sich Dagmar Hauser.
Darauf begann sie viel über diesen Heiligen zu lesen und war beeindruckt, wie viele Menschen er im Lauf der Jahrhunderte inspiriert hat. „Ich begann zu beten und bat den heiligen Josef, mir meinen Manfred, den ich damals erst seit einem Jahr kannte, nicht schon wieder wegzunehmen, ihn bei mir zu lassen. Alles, worum ich den heiligen Josef in den vergangenen zwei Jahren gebeten habe, ist genauso geworden. Dafür bin ich unendlich dankbar “, sagt die Bibliothekarin und Angestellte, der dieses Vertrauen und diese Zuversicht Ruhe, Halt und Kraft geben.
„Versprich ihm etwas für deine Bitte, denn das Leben ist ein Geben und Nehmen, hat mir meine Schwiegermutter auch mitgegeben“, erzählt Dagmar Hauser weiter: „Ich habe eines Tages einfach nur so dahergesagt, dass ich eine Kapelle baue. Dieser Gedanke wurde immer tiefer und ich dachte: Vielleicht schaffen wir es wirklich.“ Dass Manfred Hauser wieder vollständig gesund ist und die beiden im Vorjahr heirateten, bestärkte sie in ihrem Vorhaben. „Außerdem gibt es in St. Johann noch keine Josefskapelle. Und einen großen Helfer können wir alle in diesen herausfordernden Zeiten gut brauchen“, meint Dagmar Hauser.
Es entsteht eine typisch tirolerische Kapelle: mit Lärchenschindeldach, Apsis, Malereien und einigen Bänken im Inneren sowie der von Schwiegermutter Marianne Hauser gestifteten Josefsfigur. Und das an einem ganz besonderen Platz. Dort fließen zwei Achen (die Kitzbüheler und die Fieberbrunner Ache) zusammen, er befindet sich in einem schönen alten Park nahe dem Altenwohnheim und ist barrierefrei erreichbar. Familie Hager vom Binderhof in St. Johann stellte gerne den Hausers dieses Grundstück zur Verfügung.
Im November erfolgte der Spatenstich, mittlerweile steht der Rohbau. „Ohne einen Großspender hätten wir dieses kostspielige Vorhaben nicht beginnen können. Um das Gesamtprojekt um rund 130.000 Euro zu stemmen, sind wir für jede Spende oder Unterstützung dankbar“, sagt Dagmar Hauser. Es freut sie, dass schon jetzt viele vorbeigehen und schauen, was sich tut, dass die Menschen kurz innehalten und man miteinander ins Gespräch kommt.
Ein Ort für alle, ein Ort der Lebensfreude und Spiritualität. Ein Ort, der Himmel und Erde zusammenführt.
Denn: „Es soll ein Ort für alle werden, ein Ort der Lebensfreude und der inspirierenden Begegnungen, der Stille und der Spiritualität, ein Ort, der Himmel und Erde zusammenführt“, hofft Dagmar Hauser, für die der künftige Segen des heiligen Josef sehr wichtig ist: „Ich bitte um Schutz für meine Familie und für alle anderen in dieser Zeit mit Krankheiten und Krieg.“
Das Schöne für Dagmar und Manfred Hauser ist, dass sie der Glaube und ihr persönlicher Heiliger verbinden. „Hätte ich das alles nicht selbst erlebt, würde ich es nicht so glauben. Für uns ist der heilige Josef wie ein Vater. Wir beten täglich gemeinsam zu ihm. Am Abend ist das unser Ritual, wir zünden eine Kerze an, haben die Figur mit dem Jesuskind am Arm vor uns und beenden so jeden Tag. Das gibt uns beiden Kraft“, freut sich Dagmar Hauser.
Heiliger Josef
Der heilige Josef ist einer der beiden Schutzheiligen Tirols. Zu seiner Ehre wird am 19. März der „Josefitag“ gefeiert.
- Der hl. Josef war der Bräutigam Mariens und der Nährvater von Jesus.
- Er ist unter anderem Schutzpatron der Familien, der Tischler und Handwerker sowie der Sterbenden.
- Er war „Hauspatron“ der Habsburger.
- Da der 19. März 2023 auf den 4. Fastensonntag fällt, weicht der kirchliche Josefstag ausnahmsweise auf den 20. März aus.
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