Budapest. Zehn Stunden ist die Salzburger Pastoralassistentin Szidónia Lörincz mit Zug und Fahrrad unterwegs, doch dann ist der Weg nach Budapest geschafft – und es hat sich gelohnt. Die in Ungarn aufgewachsene Theologin kann Papst Franziskus nicht nur ein herzliches „Viva il Papa“ beim Vorbeifahren zurufen, sie erlebt das Oberhaupt der katholischen Kirche auch in einem Moment der Volksnähe und Menschlichkeit.
„Völlig unerwartet und entgegen dem Protokoll erhob sich der Papst vor unseren Augen aus dem Rollstuhl und stieg, gestützt von Security-Mitarbeitern, die Stufen zu den jubelnden Menschen herunter. Er suchte die Nähe zu den Gläubigen und hat damit demonstriert: Protokolle sind wichtig, aber die Menschen sind ihm wichtiger“, berichtet Szidónia Lörincz. Warum sie die beschwerliche Reise nach Budapest überhaupt auf sich genommen hat? „Weil mir die Zukunft der Kirche, der Weltkirche und der Gesellschaft wichtig ist“, erklärt die Mitarbeiterin der Erzdiözese Salzburg. In ihrer Budapester Heimatpfarre trifft sie tags darauf sogar einen Jesuitenpater, der aus Australien nach Ungarn gekommen ist, um erstmals den Papst zu treffen.
Viele Gläubige haben ihre Kinder mit – so auch die Familie des ehemaligen Salzburger Domkapellmeisters János Czifra. Der gebürtige Ungar ist als einer der Dirigenten für die musikalische Gestaltung des sonntäglichen Abschlussgottesdienstes auf dem Kossuth-Platz mitverantwortlich und begeistert damit nicht nur seine neunjährige Enkelin Clara: „Es war sehr besonders, weil der Papst da war. Ich habe ihn noch nie wirklich gesehen, nur im Fernsehen. Er hat uns aus dem ,Papa-Auto‘ gewunken. Dann haben wir noch ganz viele ungarische Lieder und die Landeshymne gesungen und ich habe mich sehr geehrt gefühlt, weil mein Opa dirigiert hat.“
Claras ein Jahr ältere Freundin Lili Kotolacsi hat ebenfalls ungarische Wurzeln, weshalb die in Salzburg lebende Familie nach Budapest gekommen ist. Ihren Eltern Gabor und Ilona bleibt von den Papst-Worten vor allem „die starke Botschaft der Zusammengehörigkeit“ in Erinnerung. „Dass wir als Christen unsere Komfortzone verlassen und offen für die anderen sein müssen – und dass wir die Botschaft des Christentums hinaustragen. Die Grenzen in Europa sind nicht da, um uns voneinander zu trennen, sie sind Verbindungspunkte. Wir gehören zusammen“, interpretiert das Paar die Franziskus-Predigt.
Lili Kotolacsi auf dem Kossuth-Platz. Die Zehnjährige hat sich die Zeit des Wartens auf Papst Franziskus mit Zeichnen vertrieben.
Eine weitere Ungarn-Reisende aus Salzburg ist Maria Angeles Serret, die sich mit Schülerinnen des Salzburger Jugendclubs Hallsteg aufgemacht hat. Sie ist fasziniert, „mit welcher Kraft Papst Franziskus trotz seiner Gebrechlichkeit den Glauben und die Liebe Gottes vermittelt. Die Mädchen waren sehr froh, den Papst erlebt zu haben, und fahren mit einem Rucksack an guten Vorsätzen zurück“.
Maria Angeles Serret (r.) mit den Schülerinnen Amalia Fink (16) und Hedwig Büchsenmeister (15) vom Jugendclub Hallsteg. Sie erlebten vor der Abschlussmesse mit, „wie schon in der Früh die Leute mit großer Freude auf allen Straßen herbeiströmten – ein unglaubliches Gefühl“.
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