Salzburg. „Bevor ich Kinder hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, im Elternhaus zu leben. Seit ich Kinder habe, kann ich mir nichts Schöneres und Erfüllenderes mehr vorstellen“, sagt Sarah Gishamer. Die Salzburgerin ist mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Söhnen im Juli 2020 von Wien nach Salzburg gezogen. „Meine Eltern haben uns angeboten, aus ihrer ursprünglichen Wohnung eine Drei- und eine Vierzimmerwohnung zu gestalten“, erzählt die junge Frau. „Mein Mann stellte Überlegungen an, ob wir so nahe beieinander wohnen können, ohne dass die Grenzen verschwimmen. Nicht ohne die Vor- und Nachteile abzuwiegen, haben wir uns aber dann recht schnell entschlossen, diesen Schritt zu gehen.“
Schon bald stellte sich heraus, dass diese Entscheidung zum Wohle aller gefallen ist. „Die Kinder haben sich nichts mehr auf der Welt gewünscht, als zu den Großeltern zu ziehen. Getragen von großer Liebe sei die Beziehung auch eine Entlastung. Oma und Opa schauen auf die Kinder, wenn wir zu tun haben. Umgekehrt können Mama und Papa hautnah miterleben, wie ihre Enkel aufwachsen.“ Sarah Gishamers Eltern, Thomas und Katharina Seywald, sehen es als wunderbare Bereicherung, die Entwicklung ihrer Enkelkinder auf diese Weise mitzuverfolgen. „Wir versuchen, uns nicht einzumischen, auch wenn wir vielleicht einmal etwas anders machen würden“, sagt Thomas Seywald.
Dank dem gegenseitigen guten Umgang hat es bis dato noch keine Reibereien in diesem Lebensmodell gegeben. Und durch eine gute Idee von Florian Gishamer war auch ein kleines Problem gleich aus dem Weg geräumt: „Die Kinder wollten immer schon ganz früh morgens zu Oma und Opa, zu früh in meinen Augen. So hat Florian eine ‚Kasparuhr‘ gebastelt. Zeigt der rote Arm nach oben, bleiben die Kinder zuhause. Zeigt der grüne Arm nach oben, dürfen die beiden hinüber.“
Schwiegersohn Florian findet es schön, dass seine Söhne Jakob und Kilian noch andere nahe Bezugspersonen neben den Eltern haben. Vielleicht gibt es Themen, die sie lieber mit den Großeltern besprechen möchten. Es sei immer ein Geben und Nehmen. Sollten ihre Eltern später einmal Unterstützung brauchen, werde die Familie alles wieder zurückgeben.
Heute kümmere sich hauptsächlich die Großmutter um den Garten. Wenn die Großeltern Hilfe bei technischen Angelegenheiten brauchen, ist der fachkundige Schwiegersohn zur Stelle. „Mein Mann sagt, unsere Wohngemeinschaft ist das Beste, das ihm passieren konnte“, erzählt Sarah Gishamer lachend und möchte abschließend all denen einen Ratschlag mitgeben, die ebenso diese Form des Zusammenlebens wählen möchten: „Wenn alle Beteiligten jeden Tag aufs Neue versuchen, sich mit Würde und Wertschätzung zu behandeln, kann dies eine wertvolle Lösung sein. Das heißt nicht, dass man immer einer Meinung ist, aber wenn alle an einm Strang ziehen, ist schon viel getan.“
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