Salzburg. Es ist noch nicht lange her, da galt das Zusammenleben von zwei Generationen unter einem Dach als Lebensform von gestern. Heute findet ein Umdenken statt. Gründe dafür gibt es viele, Vor- und Nachteile ebenso. Der emotionale Aspekt und die sachliche Kompetente fließen gleichermaßen ein. Um diese Entscheidung vernünftig zu treffen, gilt es alle Ebenen abzuwägen.
Dabei kommt man auch nicht umhin, Probleme, die auftauchen können, zu be-leuchten. „Sich in die Angelegenheit der jeweils anderen Familie einzumischen, glauben etwas besser zu wissen, kann zu Konflikten führen“, erklärt Edith Aigner. Sie ist Referentin an der Akademie für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg. Unstimmigkeiten könnten zum Beispiel auch entstehen, wenn bei bestimmten Aufgaben keine klare Aufteilung erfolgt. „Das kann die Gartenbenützung, Kelleraufteilung, Lautstärke, häufige Freundesbesuche und Ähnliches betreffen.“
Auch unerfüllte Erwartungen können zu Konflikten führen: Wieso schauen sie nicht öfter auf meine Kinder? Wieso fragen sie mich nicht, ob ich etwas von der Stadt brauche?
„Alles, was man in guten Zeiten klärt, ist eine Hilfe in Krisenzeiten. Es ist von Vorteil, wenn man sich vorher schon gemeinsam an einen Tisch setzen und mögliche Prob-lemfelder klar abstecken kann.“
Wann und wie häufig in der Woche sehen wir uns? Wo finden diese Treffen statt? Dürfen wir ungefragt in den jeweils anderen Wohnbereich gehen? Diese Fragen sind gut im Vorhinein zu klären. Auch der Wunsch einer Familie nach Auszeit verlangt nach einer vernünftigen Regelung.
„Regelmäßige Zusammenkünfte, um die einzelnen Punkte zu besprechen, sind empfehlenswert. Dabei können alle mitteilen, wie es ihnen miteinander geht und das wiederum führt zu einem wertschätzenden Zusammenleben“, weiß Aigner. Tauchen trotzdem Konflikte auf, ist es ratsam, diese rasch zu lösen: „Wichtig ist, nicht über andere zu reden, sondern mit ihnen. Beim Gespräch können alle ihre eigenen Sichtweisen, Erfahrungen und Gefühle zu dem schwelenden Konflikt darlegen, ohne Anschuldigungen und Vorwürfe zu erheben. Wenn auf dieser Ebene keine Einigung möglich erscheint, ist es sicher von Vorteil, eine Begleitung beziehungsweise Beratung in Anspruch zu nehmen.“ Mit einer neutralen Person könne es häufiger einfacher sein, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.
Für Edith Aigner besteht kein Zweifel, das ein generationübergreifendes Modell des Zusammenlebens für alle Familienmitglieder Vorteile hat: „Gerade wenn Jung und Alt zusammenleben, kann das eine fruchtbringende Lebensform sein. Vom Lebensschatz der Älteren profitieren die Jungen, die sich wiederum mehr um die handwerklichen Dinge und Einkäufe kümmern können. In der Kinderbetreuung werden die Jungen entlastet. Ein weiterer Vorteil ist, dass so der Vereinsamung im Alter vorgebeugt wird.“ Der Praxistipp der Expertin: Ausflüge, Spieleabende oder Essenseinladungen stärken die Zusammengehörigkeit.
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