Salzburg. „Ich war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und weiß, wie schwierig es ist, wenn man niemanden hat, der einem hilft. Schon damals habe ich gesagt, ich werde in der Pension eine Leihoma“, sagt Anna Kreitl. Tatsächlich hat sie im Jahr 2012 beim Katholischen Familienverband diese Aufgabe übernommen.
Schon in ihrer aktiven Berufszeit kümmerte sie sich dreißig Jahre lang bei einer Familie in Salzburg um die Kindererziehung und die Haushaltsführung. Später wechselte sie den Beruf und wurde Köchin. Auch diese Erfahrungen kann sie als Leihoma einfließen lassen. Inzwischen hat die 68-Jährige selbst vier Enkelkinder. Als ihre Tochter im Jahr 2014 Zwillinge bekam, pausierte sie als Oma zum Ausleihen und fungierte zweimal in der Woche als „richtige“ Großmutter. Nun sind die Buben aus dem Gröbsten raus und Anna Kreitl wieder verfügbar. „Ich mache keinen Unterschied zwischen den eigenen und den ‚geliehenen‘ Enkeln. Weil ich Kinder mag, werte ich nicht.“
Auf was sie in jedem Fall wert legt, sind bestimmte Benimmregeln. Dazu gehören das Grüßen, Bitte und Danke. Probleme habe sie in einer Familie noch nie gehabt. „Schon beim Vorstellungsgespräch spüre ich, ob die Chemie stimmt. Wenn das nicht so ist, kann ich auch ablehnen.“ Die Gründe, warum eine Leihoma notwendig ist, seien oft Überlastung der Eltern, weil die leiblichen Großeltern weit weg wohnen oder keine Zeit haben.
Auf Abruf steht in einem solchen Fall Anna Kreitl zur Verfügung. Die Zeiten werden individuell ausgemacht. Auch das Alter der Kinder ist nicht festgelegt. „Ich hab schon auf ein Baby mit zwei Wochen aufgepasst und das älteste Kind war acht.“
Wenn die Leih-Großmutter mit ihren Schützlingen die Freizeit gestaltet, sind sie meist mit Begeisterung im Wald unterwegs. Dort baut die Naturliebhaberin mit ihnen Baumhütten und bastelt Tiere aus Tannenzapfen.
Das Wichtigste sei es, dem Kind mit Herzenswärme zu begegnen. Sie bekomme soviel zurück, sagt sie. Sei es ehrliche Zuneigung oder auch so manchen lustigen Spruch. „Ich spüre immer, wenn ein Wetterumsturz kommt. Einmal sagte ich zu einem dreijährigen Mädchen, sie solle sich freuen, denn am nächsten Morgen wird Schnee liegen. So war es auch. Die Kleine sagte dann zu ihrem Papa, dass Anna den Schnee gemacht hat“, erinnert sich die Leihoma lachend.
Auf die Frage, welche Voraussetzungen für diese wichtige Aufgabe notwendig sind, antwortet sie ohne Umschweife: „Man muss Kinder mögen.“
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