Salzburg. „Die Lehrerin in der Mittelschule fragte einmal im Religionsunterricht, wer in der Klasse betet. Niemand zeigte auf, außer mein Sohn Elias“, erzählt Gabriele Kreuzer, Mitarbeiterin der Katholischen Jungschar. Sie sei sehr überrascht gewesen über seinen Mut und die Selbstverständlichkeit, zu diesem Ritual zu stehen, sagt sie. Von klein auf hat sie ihren Kindern das Beten nahe gebracht.
„Beim Mittagsgebet danken wir für unser Essen. Es ist nicht selbstverständlich, Nahrung zu haben.“ Ebenso abends, vor dem Schlafengehen, wenn der Tag ausklingt, spricht die Familie ein Gebet. Begleitet von den Fragen: Was ist heute gut gelaufen? Wofür sind wir dankbar? Dankbarkeit sei eine wichtige Haltung, um im Leben gut zurechtzukommen. „Wenn Kinder das schon früh lernen, bekommen sie diese Haltung mit. Später können sie entscheiden, ob sie das für sich beibehalten und irgendwann ihren Kindern weitergeben.“
In Zeiten, da das Beten bei jungen Menschen nicht „im Trend“ liegt, brauche es einen unkomplizierten Zugang. Ohne Druck können Eltern einfache „Angebote“ machen. „Wir haben in der Küche ein Weihwasser gut sichtbar und präsent platziert. Wenn uns danach ist, machen wir ein Kreuz“, erzählt die dreifache Mutter.
Ihr sei es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass es keinen bestimmten Ort und keine bestimmte Zeit braucht, um zu beten. „Es ist immer möglich, mit Gott zu reden. Jedes Kind kann für sich seine persönliche Art der Kommunikation finden. Das gibt auch Halt in Situationen, in denen spirituelle Hilfe vonnöten ist.“ Das Gebet sei ein gutes Handwerkszeug, auch bei Schicksalsschlägen. Niederschwellig und ohne bestimmten äußeren Rahmen, schenkt dieser Dialog mit Gott Trost und nimmt das ungute Gefühl, alleine zu sein. „Gott ist immer da. Wir können mit ihm sprechen wie mit einem Freund.“
Auf dem Weg zum Erwachsenwerden scheint es oft nicht mehr „cool“ zu sein, mit Gott zu sprechen. „Es gibt Zeiten, da können Jugendliche damit wenig anfangen. Das darf so sein. Wichtig ist zu wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. Im späteren Leben kann das Beten wieder eine Bedeutung bekommen.“ Für junge Menschen, die noch nie in Kontakt mit dem Gebet gekommen sind, könne dies etwas Besonderes sein und sie nehmen „das Neue in ihrem Leben“ gerne an.
Ebenso wie das Sprechen eines Gebetes entfaltet auch die gesungene Form ihre Wirkung. „Singen ist eine wunderbare Art des Betens. Kinder sind für Musik sehr empfänglich. Manche mögen das sogar lieber, weil sie nicht so gerne reden.“
Der Gesang bringe einem ins Hier und Jetzt und kann schon bei den ganz Kleinen praktiziert werden. „Ich habe meinen Kindern bereits als Babys vorgesungen. Es gibt so viele schöne kirchliche Lieder mit Praxisbezug.“ Gabriele Kreuzers Lieblingslied „Ich rufe dich bei deinem Namen“ singt sie auch heute noch oft. Einfach so für sich. Der Text und die Melodie berühre sie sehr. „Wer singt, betet doppelt“, sagte schon der spätantike Theologe und Philosoph Augustinus.
Für Gabriele Kreuzer eignen sich Rituale, wie das Kreuzzeichen, sehr gut für das Beten in einer Gemeinschaft.
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