Niederalm. In Maria Schönleitners kleinem Blumengeschäft in Niederalm herrscht geschäftiges Treiben. Gerade ist sie dabei, den Kranz für ein Begräbnis zu gestalten. Fingerfertig fügt sie die einzelnen Teile zu einem Ganzen zusammen. Dieses Zusammenfügen erinnert sie an den Weg zu ihrer Berufung. „Vor gut zwanzig Jahren begann ich mit der Mitarbeit in der Kirche. Damals waren meine zwei Töchter klein und es hat mir viel Freude bereitet, Kindermessen zu gestalten, die Jungschar zu leiten und mit den Sternsingern unterwegs zu sein“, erinnert sie sich. In dieser Zeit sei ihr die Liturgie vertraut geworden.
Viele Jahre später war der Tod des Schwiegervaters wohl das nächste Ereignis, das sie ihrer Bestimmung näherbrachte. „Wir haben damals einen Gedenkgottesdienst in unserer Kirche in Niederalm abgehalten und ich habe gesungen. Das hat den Leuten so gut gefallen, dass sie mich gefragt haben, ob ich auch bei ihnen singe.“ Maria hatte zudem mit der Niederalmerin Elisabeth Schneider-Brandauer, sie wirkt seit 2020 als Direktorin des Bischöflichen Seelsorgeamtes der Diözeses Gurk, eine wunderbare Lehrmeisterin. „Sie gestaltete bei uns in der Kirche in Niederalm Andachten zum Rosenkranzgebet und lockerte diese mit Gesang und Versen auf. Dazu dekorierten wir die Kirche mit vielen Lichtern“, erzählt Maria mit strahlenden Augen. So sei sie mit dieser besonderen Art von Andachten in Berührung gekommen.
„Ich setze mich vor dem Begräbnis mit den Leuten zusammen, sie erzählen mir die Lebensläufe der Verstorbenen und ich schreibe sie mit meinen Worten nieder. So trage ich die Texte dann in der Kirche vor.“ Je öfter Maria zum Gesang auch Trauerreden verfasste, umso mehr Menschen kamen zu ihr und baten sie darum. „Die Leute sehen, dass ich mit meinem ganzen Herzen dabei bin. Ich empfinde eine tiefe Gottverbundenheit und diese Führung gibt mir viel Kraft für diese Aufgabe, die ich als Berufung sehe.“
Sie habe gespürt, dass sie das Trauerreden und -singen in ihr Leben integrieren soll. „Gerade in der heutigen Zeit geht die Wertigkeit von Trauerfeiern immer mehr verloren. Ich bin froh, dass ich zu einer würdigen Trauerkultur beitragen kann, sodass die Verstorbenen einen schönen Abschied bekommen und nicht einfach nur schnell-schnell begraben werden.“
Die Floristin legt viel Wert darauf, dass das Singen ebenso seinen festen Platz bei der Trauerarbeit hat. „Wenn die Leute die Musik hören, fließen die Tränen und sie können die Trauer noch leichter zulassen als bei den Reden. Schöne Lieder gehen mitten ins Herz.“
Je nach Wunsch der Hinterbliebenen wählt sie die Musik aus. Ein Kyrie, ein Lied zur Gabenbereitung und ein „Heilig“ seien immer dabei. Dazu finden auch weltliche Lieder heutzutage immer mehr Anklang bei den Angehörigen. „Die Texte passen oft gut zu den Verstorbenen. Manchmal singe ich auch ihre Lieblingslieder.“
Ihre Reden und Lieder stimmt Maria stets mit dem jeweiligen Pfarrer ab. Sie erzählt schmunzelnd, dass dabei auch schon die moderne Kommunikation Einzug gehalten hat: „Manchmal schicke ich ihm den Liturgieablauf über WhatsApp und er schickt mir eventuelle Änderungen auf diese Weise zurück.“ Am liebsten sei ihr aber immer noch der persönliche Kontakt.
Das schönste Erlebnis als Trauerrednerin für sie sei, wenn es in der Kirche ganz still ist, während sie singt und spricht. In diesen Momenten spürt sie, wie sehr die Menschen von ihren Worten berührt sind.
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