RB: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren Kindern die Rauhnächte näher zu bringen?
Barbara Rampl: Vor zwei Jahren hat mir eine Freundin erzählt, dass sie mit ihrer Tochter die Rauhnächte gestaltet. Damit haben die beiden eine Gemeinsamkeit gefunden, die ihnen eine besonders qualitätvolle Zeit beschert. Das hat mir sehr gut gefallen und wie der Zufall es wollte, ist mir auf einem Weihnachtsmarkt dazu ein Buch in die Hände gefallen. Unter all den unterschiedlichen Ritualen war natürlich auch das Räuchern. Was mich aber besonders angesprochen hat, war das Ritual der 13 Wünsche.
RB: Was können wir uns darunter vorstellen?
Rampl: Das Ritual der 13 Wünsche bringt in den Rauhnächten einen wunderschönen Zauber in die Familie. Bereits am 24. Dezember, an diesem Tag, an dem man gute Beschäftigungsideen für die Kinder braucht, setzen wir uns gemeinsam gemütlich ins Wohnzimmer. Wir schreiben, jeder für sich, auf einzelne Zettelchen 13 Wünsche für das kommende Jahr. Diese legen wir anschließend in schöne Gefäße. Eines ist dabei wichtig: Es geht bei diesem Ritual nicht um materielle Dinge, wie zum Beispiel Lego oder die neueste Playstation, sondern um echte Herzensangelegenheiten, um eigene Motivationen oder Gefühle.
RB: Wie reagieren die Kinder auf diese besondere Art des Wünschens?
Rampl: Dabei entwickeln sich sehr gute und sinnerfüllte Gespräche mit den Kindern. Was möchten sie gerne können oder lernen? Was ist ihnen wirklich wichtig? Wovon träumen sie? Natürlich schreiben wir auch Wünsche für die Familie auf. Manches Mal entsteht eine Kombination aus eigenen und welchen für uns alle. Auch Wünsche für andere Menschen auf der Welt beziehen wir mit ein.
RB: Was passiert in weiterer Folge mit den selbst gestalteten Zettelchen?
Rampl: Ab dem 25. Dezember wird dann jeden Abend ein Zettelchen verbrannt, damit der Wunsch Wirklichkeit werden kann. Das machen wir zwölfmal bis zum 6. Jänner. Jede dieser Nächte steht für einen Monat im folgenden Jahr. Der übrig gebliebene 13. Zettel wird am letzten Tag geöffnet. Ob dies nur für sich im Geheimen oder gemeinsam geschieht, bleibt jedem selbst überlassen. Diesen Wunsch darf man sich selbst erfüllen und es gilt, alles daran zu setzen, bis er wahr oder auch losgelassen wird. Es geht dabei nicht darum, sich selbst unter Druck zu setzen, sondern Vertrauen aufzubauen, dass Dinge so laufen, wie sie laufen sollen. Manches geht ganz schnell, anderes braucht seine Zeit.
RB: Ab welchen Alter macht es Sinn, dieses Ritual mit den Kindern zu praktizieren?
Rampl: Besonders empfehlen kann ich dieses Ritual für Kinder ab dem Schulalter, wenn sie schon selbst schreiben können. Meiner Tochter hat es im vergangenen Jahr besondere Freude bereitet, die Asche der Zettel zu sammeln und am Ende in den nahegelegenen Bach zu streuen. Damit hat sie die Wünsche sprichwörtlich dem Fluss des Lebens übergeben. Wir werden dieses bezaubernde Ritual heuer bestimmt wieder machen.
RB: Rituale üben nicht nur auf uns Erwachsene, sondern auch auf Kinder eine besondere Faszination aus? Warum ist das so?
Rampl: Gerade für Kinder sind Rituale besonders wichtig. Sie geben Sicherheit, Struktur und vermitteln Geborgenheit. Kleine Kinder blicken weder ständig auf die Uhr noch haben sie ein Zeitgefühl. Rituale helfen zudem den Tag, die Woche oder das Jahr zu strukturieren und bieten Orientierung. Vor allem am Abend sind sie bedeutsam, um entspannen zu können und zur Ruhe zu kommen. Eine gewohnte Abfolge wie das gemeinsame Geschichten lesen, das Abendgebet im Bett, das Gute-Nacht-Küsschen, das Licht abdrehen, wird von Kindern gerne eingefordert.
RB: Verraten Sie uns noch den Ablauf am Heiligen Abend bei Ihnen daheim?
Rampl: Bei uns zu Hause gibt es am Heiligen Abend immer mittags – typisch für Tirol – die Würstel-Nudel-Suppe, abends den von Opa mit Liebe gemachten italienischen Wurstsalat und die schöne rosafarbene Lachsterrine. Bereits im August höre ich das erste Mal von meinen Kindern, wie sehr sie sich schon auf Weihnachten freuen, wenn endlich wieder das traditionelle Menü auf den Tisch kommt. Und das ist wirklich etwas Besonderes, denn dieses Festessen gibt es bei uns nur einmal im Jahr.
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