Salzburg. Als wäre beides untrennbar miteinander verbunden, kommt einem beim Wort Fasten unweigerlich Verzicht in den Sinn. Doch dass dies keineswegs so schwarz-weiß gesehen werden muss, sondern dass gerade diese Zeit viel Potenzial für eine bunte Sichtweise enthält, davon weiß Christa Rohrer-Fuchsberger vom Schulamt der Erzdiözese zu erzählen. Dabei kann ein farbiges Fastentuch hilfreich sein. „Das Hungertuch, wie es auch genannt wird, kann in verschiedenen Farben und mit Darstellungen aus der Bibel bemalt werden. Eltern können mit ihren Kindern zu Hause ein eigenes Fastentuch gestalten, dieses mit Stofffarben bemalen oder bedrucken und aufhängen.“
Das sei eine gute Möglichkeit auf spielerische Weise mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und zudem mit ihnen gemeinsam ihre „Heiligtümer“ zu verhüllen. Durch die nicht alltägliche Beschäftigung mit dem Thema falle es den Kindern oftmals leichter, dafür auf andere Dinge wie Handykonsum zu verzichten.
Ein ähnliches Ergebnis mit diesem positiven Effekt habe das „Jesus-Story-Telling“ bei einer Tochter der Bloggerin bewirkt. „Vor dem Einschlafen erzählte sie mir die Geschichte von Jesus, die sie im Religionsunterricht hörte. Angesteckt von ihrer Begeisterung erzählten wir uns gegenseitig von Jesus. Meine Tochter wollte alle noch so kleinen Details der Geschichten wissen. Ich konnte ihre Fragen nicht jedes Mal beantworten, schlug aber vor, ihr am nächsten Abend aus der Familienbibel vorzulesen. Ich nahm mir vor, öfter einzelne Jesusgeschichten detailhaft vorzubereiten und diese dann meiner Tochter in eigenen Worten zu erzählen.“
Mit allen Sinnen die Fastenzeit genießen, das sei nicht immer leicht, den Kindern schmackhaft zu machen. „Wir haben uns darauf geeinigt unter der Woche die Süßigkeiten wegzulassen.“ Die Sonntage sind von der Fastenzeit ausgenommen, denn beim sonntäglichen Gottesdienst feiern wir immer wieder aufs Neue Jesu Auferstehung, und die darf und will gefeiert werden. Das erleben wir beim gemeinsamen Backen.“ Ein guter Duft von einem frisch gebackenen Kuchen und nicht zuletzt das gemeinsame Essen der Mehlspeise sei ein Erlebnis für alle Sinne, das den Verzicht unter der Woche für alle Familienmitglieder gut aushalten lasse.
Ebenso sei das Malen und Basteln mit Asche eine wertvolle Erfahrung des Fühlens. Im biblischen Kontext hat die Asche eine besondere Bedeutung bei den Trauernden.Früher kleideten sich die Menschen in raue Gewänder und streuten sich Asche über ihr Haupt.
„Die Symbolik der Asche finden wir als zentrales Element in unserer kirchlichen Tradition am Aschermittwoch. Der Priester zeichnet mit einer Prise Asche ein Kreuzzeichen auf die Stirn der Gläubigen.“ Es sei ein außergewöhnliches Erlebnis für Kinder, die Asche berühren zu dürfen. „Auch im Religionsunterricht habe ich immer gerne Asche mitgebracht. Manche haben sich davor geekelt und den grauen Staub mit Schmutz in Verbindung gebracht. Wenn die Kinder die Asche freiwillig angegriffen haben, stellten sie fest: Die Haut wird plötzlich ganz zart und angenehm weich. Dies liegt an der reinigenden Eigenschaft der Asche.“ Hier spanne sich der Bogen zur Fastenzeit, der Zeit der Reinigung und des seelisch-körperlichen „Rein-Werdens“ auf das Osterfest hin.
„Anders als in der Adventszeit, die auch als die ‘kleine Fastenzeit‘ bezeichnet wird, ist in vielen Familien die Zeit vor Ostern die ‚große Fastenzeit‘ und nicht so geprägt von Ritualen und Bräuchen. Es gibt keine Ablenkungen wie Kalender, bestückt mit Schokolade, oder süße Kekse, die in der warmen Stube gebacken werden.“ Ostern sei anders und in gewissem Sinne noch ursprünglicher und stiller als die in unserer Zeit so laut gewordene und hastige Adventzeit. „Gerade darin kann die Kraft liegen: Ganz bewusst, in Ruhe und mit allen Sinnen mit der Familie durch die Fastenzeit zu gehen.“
Das Entwickeln eigener Rituale stärke die Familie, gibt Kindern, aber auch Erwachsenen Halt. Sie tragen bei, das alltägliche Leben, besonders in den so genannten geprägten Zeiten, wie es die Fasten- und Osterzeit sind, ganz bewusst und mit Achtsamkeit und Freude wahrzunehmen und zu leben.
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