RB: „Jede Familie verdient es, mit Zuversicht in die Zukunft blicken zu können.“ Dieser Satz stammt von Ihnen, als Sie die Aufgabe des Familienverbandspräsidenten übernommen haben. Wie funktioniert ein System, das Familien Sicherheit gibt?
Peter Mender: Österreich ist prinzipiell recht gut aufgestellt, dennoch gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. In der Familienpolitik wird immer von drei Säulen gesprochen: Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur wie Betreuungsmöglichkeiten, gute Bildung oder ein funktionierendes Gesundheitssystem. Im Bereich Geld ist sehr viel gemacht worden, etwa die regelmäßige Wertanpassung von Familienbeihilfe und Co., die Einführung des Familienbonus – da schauen wir nun vor allem auf jene Familien, die massiv unter der Teuerung leiden. In punkto Infrastruktur ist aktuell sicher viel Handlungsbedarf bei der Betreuung und im Gesundheitswesen. Dafür haben wir zwei Arbeitskreise gegründet, die sich intensiv mit diesen beiden Themen auseinander setzen.
RB: In Zeiten wie diesen ist es nicht immer leicht, vertrauensvoll nach vorne zu blicken. Gibt es von Ihrer Seite aus Forderungen an die Politik, Familien den Rücken zu stärken?
Mender: Wir wollen von den Familien selbst hören, wo der Schuh drückt. Dafür haben wir für das neue Forderungsprogramm einen breiten Beteiligungsprozess gestartet, auf www.familie.at/zukunftsfit2024 können uns Familien schreiben, welche Wünsche sie an die Politik haben. Wir arbeiten diese dann ins aktuelle Forderungsprogramm ein. Zudem gibt es fünf virtuelle Stammtische, an denen wir diskutieren wollen.
RB: Sie sagten bei Ihrem Antritt, Sie werden gemeinsam mit Ihren Vizepräsidentinnen Barbara Fruhwürth, Judith Tscheppe und Britta Brehm-Cernelic eine laute Stimme für die Anliegen der Familien sein. Wohin wird sich diese Stimme richten und was möchte sie erreichen?
Mender: Wir erarbeiten gerade unser neues Forderungsprogramm, das wir dann der neuen Bundesregierung vorstellen. Es ist wichtig, klarzumachen, dass Familienpolitik ein eigenständiges Politikfeld ist, wo immer die Interessen der Familien im Mittelpunkt stehen sollten. Oft wird Frauenpolitik, Arbeitsmarktpolitik oder Sozialpolitik unter dem Deckmantel der Familienpolitik gemacht. Uns ist wichtig, dass Familien ernst genommen werden und bei allen politischen Entscheidungen ihre Perspektive mitbedacht wird. Und daran werden wir auch in der nächsten Legislaturperiode bei Bedarf erinnern und eine laute Stimme für Familien sein.
RB: Die Väterbeteiligung ist in Österreich gering. Wie können Väter motiviert werden, sich einzubringen?
Mender: Wir haben eine Studie durchführen lassen, was Väter hindert, sich mehr einzubringen, und da wurde vor allem der finanzielle Aspekt betont. Die Verdoppelung des Familienzeitbonus, des so genannten Papamonats, auf 1.500 Euro pro Monat war ein sehr guter Anfang. Väter scheuen die Beteiligung auch aus Sorge um den Job und die Karriere. Da müssen wir uns als Gesellschaft viel familienfreundlicher positionieren. Aktuell werden zwei Monate der Karenz für Väter reserviert, die, wenn sie nicht genommen werden, verfallen. Das ist unserer Meinung nach der falsche Weg, so werden Familien unter Druck gesetzt.
RB: Was stärkt Sie auf Ihrem Weg, diese Rolle erfolgreich zu gestalten?
Mender: In meiner Rolle schreite ich mit großer Zuversicht voran. Diese Zuversicht speist sich aus der festen Überzeugung, dass wir durch gezielte Initiativen und Projekte einen signifikanten Unterschied im Leben der Familien bewirken können. Ein Beispiel dafür ist unsere „Online Familien Kochshow“, die bringt Familien zusammen und fördert den Austausch über gesunde Ernährung und gemeinsame Aktivitäten.
RB: Ihre beruflichen Stationen führten Sie in die USA und nach Liechtenstein. Nun wirken Sie als Speaker, Coach und Unternehmensberater. Können Ihnen diese Erfahrungen als Präsident des Familienverbandes bei schwierigen Themen behilflich sein?
Mender: Es hat mir ein tiefes Verständnis für diverse Kulturen, Arbeitsweisen und die Bedeutung von effektiver Kommunikation vermittelt. In meiner Arbeit habe ich gelernt, mit Zuversicht und Entschlossenheit meinen Weg zu gehen, Herausforderungen strategisch zu begegnen und vielfältige Perspektiven zu integrieren. Durch den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern, die Mobilisierung unserer Mitglieder und die Nutzung strategischer Partnerschaften möchte auch ich dazu beitragen, dass die Bedürfnisse und Rechte von Familien in Österreich bestmöglich vorangebracht werden.
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wert
Peter Mender ist seit 1. Oktober 2023 an der Spitze des Katholischen Familienverbandes. Nach wichtigen beruflichen Stationen lebt der gebürtige Wiener seit dreißig Jahren in Dornbirn.
Der Katholische Familienverband ist die größte Familienorganisation und engagiert sich für die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbstätikeit, für finanzielle Gerechtigkeit für Familien, für die ideelle Aufwertung von Ehe und Familie und für die Erziehung, Bildung und Betreuung.
Der Katholische Familienverband ist in sämtlichen entscheidenden familienpolitischen Gremien vertreten und begutachtet alle relevanten Gesetzesentwürfe.
Als Service- und Beratungsstelle bietet, vermittelt und organisiert der Verband Kinderbetreuung, wie Omadienst oder Tagesmütter, Eltern- und Erziehungsseminare und Familienurlaube, Veranstaltungen für Familien und Kinder, Information durch die Herausgabe von Zeitungen und Broschüren, Symposien und Enqueten, Vergünstigungen für Mitglieder.
Infos unter:
www.familie.at
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