Pfarrer, wann hast du wieder Zeit für mich?“ Jenes Kind, das diese Frage gestellt hat, hat die volle Kraft des Sakraments der Versöhnung gespürt. „Beim Beichtgespräch ist es wichtig, dass Kinder aufgebaut werden und Erleichterung verspüren“, sagt Albert Biesinger. Wenn Kinder gerne wieder zur Beichte gehen möchten, hat der Priester wohl alles richtig gemacht.
„Es geht wie so oft um die Qualität der Kommunikation.“ So wie Jesus damals die Menschen von der Last und dem Druck ihrer kleinen Sünden befreit hat, könne dies auch heute geschehen. Mit Feingefühl und den richtigen Worten.
Umkehr und Neubeginn können Kinder im Sakrament der Versöhnung erleben, ganz ohne Ängste.
Theologisch seien Einzelbeichten aber nur bei schweren Sünden vorgeschrieben, räumt Biesinger mit falschen Vorstellungen auf. „Kinder werden aus einem anderen Grund zum Versöhnungsakt eingeladen. Sie sind nicht nur Engel, sie können sich so verhalten, dass Inkehr fällig und nötig ist“, weiß er als Familienvater aus Erfahrung. Eine Spiegelung der eigenen Verhaltensweisen – ein Beichtspiegel – sei für die Persönlichkeitsentwicklung hilfreich. Nicht nur bei Kindern.
Wie sieht das Sakrament der Versöhnung heute aus? Mit einem dunklen Beichtstuhl, vor dem sich weitere Kinder versammeln und das Beichtgeheimnis dadurch ein schlecht gehütetes wird, hat es nicht mehr viel zu tun.
Zunächst legt Biesinger Wert auf eine gute Vorbereitung. „Da geht es um Selbstreflexion. Suche ich gerne Streit oder drücke ich mich vor Hausarbeiten? Wie gehe ich mit mir selbst, mit meiner Gesundheit um? Das sind Fragen aus dem Alltag, mit denen Kinder etwas anfangen können.“ Leider werde es heute immer schwieriger für Priester Zeit für ein Einzelgespräch zu finden. Einen guten Ausweg biete da ein gemeinschaftlicher Versöhnungsgottesdienst, bei dem der Priester die Lossprechung für alle gibt. Unterstützend können Kinder ihre Fehler auf Zettel schreiben, die dann von einem Erwachsenen in einem symbolischen Akt vorsichtig verbrannt werden.
Wenn ein Kind gerne ein Einzelgespräch mit einem Priester möchte sollte es aber in einem Beichtzimmer möglich sein. „Der Tag der ersten Beichte soll ein fröhlicher sein, er soll Kraft und Mut schenken“, wünscht Albert Biesinger allen Kindern.
Wissenswert
Albert Biesinger hat viele Bücher rund um Erstkommunion, Glauben und Kirche geschrieben. Sie sind im Kösel-Verlag München erschienen. Zur Erstkommunion empfiehlt er „Gott mit neuen Augen sehen – das FamilienBeziehungsbuch“.
Infos unter: www.penguin.de/Verlag/Koesel
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