Salzburg. Sie liebt die Kunst, die Kultur, die Literatur – aber vor allem die Menschen und jedwede Form von „Sinn stiftender Freiwilligenarbeit“, wie sie ihr Engagement selber nennt. „Es ist ein einzigartiges Hochgefühl, etwas für andere zu leisten. Und gerade wir Senioren sind gefordert, unser Leben mit Sinnerfüllung, Lebensfreude und sowohl mit Selbstliebe als auch mit Nächstenliebe zu bereichern“, sagt die pensionierte Salzburger Unternehmerin Elke Polzer, die ihren (Un-)Ruhestand im Seniorenwohnhaus Hellbrunn verbringt.
Kulturliebhabern ist ihr Name vom lange Zeit bekanntesten Kartenbüro der Stadt Salzburg ein Begriff, doch wie heißt es schon bei Goethe? „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ In diesem Sinne hat die nimmermüde Firmenchefin auch eine stark ausgeprägte soziale Ader. Polzer gab Deutsch-Nachhilfe für Asylwerberinnen und kämpfte erfolgreich gegen die Abschiebung einer durch Gewalt und Vergewaltigung traumatisierten Geflüchteten. Ein Schlüsselerlebnis, das ihr zeigte, „wie viel man bewirken kann, wenn man dranbleibt“. Freundschaft und Dankbarkeit währen bis in die Gegenwart. „Sie besucht mich noch heute, so oft es ihr möglich ist“, berichtet Polzer.
Nach wie vor aktiv ist die heute 79-Jährige im Verein „Ausbildung und Frieden“, der in Armut lebende Kinder, Jugendliche und Familien in Südindien unterstützt. Ihre Kernerfahrung aus der Summe an sozialem Engagement, besonders nach der Pensionierung: „Die Freude, benachteiligten Menchen geholfen zu haben, ist ungleich größer als die über einen finanziellen Gewinn bei der Erwerbsarbeit.“
Polzer ist fast eine Getriebene, auch bei kleinen Alltagstätigkeiten im Seniorenwohnhaus Hellbrunn: „Ich habe das irgendwie in meinem Unterbewusstsein. Ob der Boden zu putzen oder der Geschirrspüler auszuräumen ist – wenn ich Bedarf erkenne, bin ich schon dort. Das ist keine Charaktereigenschaft, sondern fast ein Zwang.“
Und sie steckt andere damit an. Mit einer Gruppe weiterer Seniorinnen tüftelt Polzer gerade an Ideen für zukünftige Freiwilligenprojekte. Diese reichen von der Unterstützung von Kindergartenkindern aus Familien, die nicht Deutsch sprechen, bis zur Erstellung kurzer Texte, die sie als „positive Nachricht am Morgen“ ausdrucken und auflegen möchte, um andere Mitbewohner aufzumuntern. „In den Zeitungen liest man fast nur von Krieg, Mord und Tragödien. Dem wollen wir etwas Positives oder Lustiges entgegensetzen.“
Senioren-Seelsorger Peter Ebner sieht Elke Polzer als Vorbild: „Wie sie sich einbringt, das ist schon außergewöhnlich. Wenn sie Probleme wahrnimmt, beschwert sie sich nicht, sondern packt an und verändert Dinge.“ Für die solcherart Gelobte ist dies auch ein Ausdruck ihres Glaubens und der christlichen Nächstenliebe: „Über meinen Glauben zu sprechen, ist mir immer schon schwer gefallen. Aber ich versuche, mein Glaubensbekenntnis mit guten Taten zu leben.“
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