Elisabeth Lang hat selbst keine Kinder, in ihrer Rolle als Leihoma geht die 64-Jährige voll auf. „Ich mag Kinder und Kinder mögen mich“, sagt die mehrfache Tante. Sie kommt derzeit regelmäßig in eine Familie mit einem Buben und einem Mädchen. Sie sagt, dass die „Chemie zwischen ihr und der Familie stimmen muss“. Aber dann macht sie alles, was Omas so machen: gemeinsam kochen, Hustensaft herstellen und Butter rühren. Eines ihrer Leihkinder hat einmal im Kindergarten erzählt, dass die Oma alles könne, auch den weltbesten Pudding. „Ich hätte mir nie gedacht, dass man für Kinder, mit denen man nicht verwandt ist,
solche Gefühle entwickeln kann.“ Als Leihoma bekomme sie mehr zurück, als sie gebe. „Mir würde die Wärme im Herzen fehlen, wenn ich aufhören würde.“ Sie betont: Es sei einen Versuch wert, denn jede Oma und jede Familie hat jederzeit die Möglichkeit, die Betreuung zu beenden.
Renate Zehentmayer (69) ist seit acht Jahren Leihoma für den Familienverband Salzburg. Momentan betreut sie zwei Familien mit einem Buben beziehungsweise einem Buben und einem Mädchen. „Ich kann das Leihoma-Sein nur empfehlen. Es ist eine Bereicherung, mit Kindern kommt man so viel ins Lachen“ Beim Kennenlernen der Kinder und Eltern nehme sie sich viel Zeit. Leihomas müssen Bescheid wissen über die Werte in der Familie, über Vorlieben der Kinder, die wesentlichen Dinge eben. Eines ihrer Leihenkel ist mittlerweile ein Teenager. „Sie whatsappt mir heute noch, dass der Tag mit mir schön war.“ Bei all dem Schönen, das man als Leihoma erleben kann, ist ihr aber auch wichtig zu sagen: Leihomas und Leihfamilien müssen zusammenpassen. Es muss immer möglich sein, selbst zu entscheiden, dass es nicht mehr weitergeht. Ein klares Nein ist erlaubt. Ihr selbst sei das aber bisher nur einmal passiert.
Den Leihomadienst des Katholischen Familienverbands (KFV) in der Erzdiözese Salzburg gibt es seit 28 Jahren. „Derzeit haben wir genau 101 Leihomas, die 251 Familien von der Stadt bis ins Tiroler Unterland betreuen“, sagt Anita Strumegger vom KFV Salzburg. Jede Leihoma könne Wünsche angeben, was Alter der Kinder, Einsatzort oder Betreuungsvorlieben angeht. Wer zum ersten Mal in eine Familie kommt macht im ersten Jahr ein achtstündiges Basisseminar, in dem Wissenswertes über den Umgang mit Kindern vermittelt wird. Außerdem gibt es einmal im Jahr für alle Leihomas einen vierstündigen Erste-Hilfe-Kurs für Kleinkinder. Leihoma wie Leihfamilie müssen Mitglied im KFV werden, der Jahresbeitrag beträgt 25 Euro und enthält eine Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Infos: www.familie.at
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