isa fällt es schwer, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten. Sie spricht kaum, spielt meist alleine in der Puppenecke und kann Aufforderungen nur schwer folgen. Ihrer Pädagogin fällt auf, dass ihr Wortschatz auf ein Minimum reduziert ist und sie ihre Bedürfnisse nicht mitteilen kann. Eine Therapie bringt Licht ins Dunkel. Die Dreijährige hat eine Sprachentwicklungsstörung aufgrund von deutlich erhöhtem Medienkonsum. Das kleine Mädchen hat sich in einer digitalen Welt verloren.
Ein erhöhter Medienkonsum kann drastische Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben und führt zu einer herabgesetzten Entwicklung des Denkens, zu Problemen bei der Bewegungsentwicklung, bei der Entwicklung von Gefühlen, beim Ein- und Durchschlafen und ebenso bei der Aufmerksamkeit. Im Speziellen wirke er sich vor allem auf die Sprachentwicklung aus, sagt Sophia Pabinger. Sie ist in ihrer Logopädischen Praxis in Salzburg beinahe täglich mit ähnlichen Fällen konfrontiert. „Es ist wichtig zu verstehen, dass ein natürlicher Spracherwerb eine biologische Basis hat und Kinder von Natur aus vorbereitet sind, Sprache zu erwerben.“ Die frühe Aktivierung der Spracherwerbsmechanismen geschehe durch Interaktion mit dem Gegenüber und werde so zum Blühen gebracht.
Es geht aber nicht nur um den Medienkonsum der Kinder, sondern auch um jenen der Bezugspersonen. „Überhöhter digitaler Medienkonsum der Eltern führt dazu, dass sie nicht auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können. Der sprachliche Austausch wird reduziert und es gibt eine sehr große Frustration der Kinder durch das Unterbrechen der Interaktion.“
Wenn die Expertin von Medien spricht, zählt sie dazu Handy, Fernseher, Tablet und PC. „Mir wird häufig gesagt, dass im Fernsehen ja auch Sprache vorkommt. Nun ist es aber so, dass der Dialog und die Interaktion fehlen. Zudem wissen wir, dass Kinder unter zwei Jahren nicht in der Lage sind zu analysieren, was auf einem Bildschirm geschieht.“
Wieviel Medienkonsum ist empfehlenswert? „Dazu gibt es klare Empfehlungen der WHO. So sollte bei Kindern unter drei Jahren gar kein Medienkonsum stattfinden, zwischen drei und sechs Jahren maximal 30 Minuten Bildschirmzeit, zwischen sieben und zehn Jahren maximal 60 bis 90 Minuten und später 90 bis 120 Minuten. Das sind Richtwerte aufgrund der Entwicklung“, weiß die Logopädin.
Sie stellt eines klar: „Wir wollen Kinder nicht davon fernhalten. Das ist Bestandteil des Alltags. Doch wie so oft: die Dosis macht das Gift. Deshalb gilt es klare Regeln und fixe Bildschirmzeiten festzulegen.“
Wichtig sei auch, dass der Inhalt qualitativ hochwertig ist. „Es sollten viele Dialoge und Interaktionen in einer kindgerechten Sprache enthalten sein.“ Eltern sollten mit jüngeren Kindern das entsprechende Medium gemeinsam konsumieren und anschließend den Inhalt besprechen. Die Verantwortung liege bei den Bezugspersonen, in welcher Form sich die digitalen Medien auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder auswirken.
Sophia Pabinger sieht aber auch die positiven Aspekte der digitalen Medienwelt. So seien Kinder damit in der Lage etwas in Gang zu setzen. Und ältere Kinder könnten unkompliziert beim Chatten in Kontakt mit Freunden treten.
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