RB: Seit kurzem bietet „aktion leben salzburg“ Beratung zum Eltern-Kind Pass an. Was kann man sich darunter vorstellen?
Franziska Wessely: Im Zuge des neuen Eltern-Kind-Passes gibt es eine kostenlose Elternberatung, genauso wie es die Hebammenberatung gibt. Diese Elternberatung kann man in Anspruch nehmen, sobald man den Eltern-Kind-Pass hat. Bis zum ersten Geburtstag des Kindes geht es um Fragen wie Mutterschutz, Wochengeld, Kinderbetreuung. Es geht auch um den Wiedereinstieg in Ausbildung oder ins Berufsleben, während oder nach dem Kinderbetreuungsgeld oder Karenz. Ebenso werden Themen wie Trennung, Scheidung, alles rund um das ganze Elternsein, um die Erziehung angesprochen.
RB: Gerade in der Zeit des Mutter- oder Elternwerdens fällt oft viel Papierkram an. Können Sie da auch Unterstützung geben?
Wessely: Auch da helfen wir gerne. Die ganzen Formalitäten sind manchmal kompliziert. Gerade wenn man ein Baby hat, ist man mit all den Papieren und Behördengängen überfordert. Wir füllen die Formulare vorab aus, rechnen und schauen, welche Option die beste ist, sei es beim Kinderbetreuungsgeld oder Tagesgeld. Wir helfen den Familien bei den ganzen bürokratischen Dingen, damit sie nicht ins Strudeln kommen und gut starten können.
RB: Wie können Alleinerziehende es schaffen, wieder ins Berufsleben einzusteigen?
Wessely: Uns ist es wichtig, dass alle einen wertvollen Platz in der Gesellschaft bekommen. Es gibt viele Frauen, die eine Ausbildung machen wollten, aber diese wegen der Kinder abgeschrieben haben. Die Rahmenbedingungen sind unterschiedlich, aber es gibt immer Möglichkeiten. Bei manchen geht es leichter, bei anderen braucht es mehr Ressourcen und mehr Zeit. Wir schauen trotzdem, dass wir dranbleiben. Auch wenn eine Frau gerade am Kämpfen ist, fragen wir sie in der Beratung, was früher ihr Ziel, ihr Wunsch, war. Wie kann sie sich entfalten? Darum geht es ja im Leben, dass der Mensch seine Talente lebt. Motivation entsteht aus Wünschen und Träumen. Auch Kreativität entsteht auf diese Weise.
RB: Nun ist es aber doch oft so, dass Frauen diese verloren haben, weil es in ihrem Leben um die Existenz geht. Wie gelingt diese Motivation?
Wessely: Natürlich steht die Existenzerhaltung an erster Stelle. Und doch finden sie bei uns einen Raum um, nach langer Zeit, wieder zu spüren, welche Ziele und Träume sie hatten. Dieser Teil in ihnen darf trotz des Kämpfens noch da sein.
RB: Haben Frauen diese Erfahrung dank Ihrer Unterstützung tatsächlich umsetzen können?
Wessely: Ja, es sind einige. Diese Frauen haben gesagt, jetzt gerade geht es nicht, aber vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Ich erinnere mich an eine Klientin, mit einem schweren Schicksal, die wir lange begleitet haben. Sie hat durchgehalten. Vor ihrem Bewerbungsgespräch haben wir viel geübt und sie hat gut ins Leben zurückgefunden.
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