2023 lebten in Österreich 59,53 Prozent der Bevölkerung in Städten. Damit erreichte der Urbanisierungsgrad einen erneuten Höchststand. Ist die vielzitierte „Landflucht“ eine logische Konsequenz für junge Menschen, die in Städten von allem mehr erwarten? Jobs, Ausbildung, gesellschaftliches Leben, unkomplizierte Mobilität und von all dem mehr Auswahl und Möglichkeiten. Das Leben auf dem Land erscheint vor allem Pubertierenden oft als „uncoole“ Zumutung – schließlich sind Freunde und Lokale zum Teil kilometerweit entfernt.
Wer bereits als Kind ein Leben auf dem Bauernhof geschätzt hat, sieht die Dinge differenzierter. Ein Leben mit und in der Natur ist etwa der besondere Anreiz für die Jungbauern Hans-Peter Schlegl und Sissi Arthofer. Sie bewirtschaften den steirischen Hofveitl-Hof und setzen gemeinsam mit Hans-Peters Eltern und einem kleinen Team auf Kreislaufwirtschaft mit Schwerpunkt Legehennen. Nachhaltige Lebensweise sei auf jeden Fall ein Punkt, der fürs Land spricht. „Am Land gibt es mehr Möglichkeiten, um die Ecke regional einzukaufen“, betont Sissi. Erschwerend sei allerdings für viele, dass Hofübergaben und Mehrgenerationen-Haushalte eine Herausforderung sein können. Und freie Tage und Urlaube mit Verantwortung für Tiere eher dünn gesät sind. Für die Beiden ist das Landleben auf dem Hofveitl-Hof dennoch perfekt: „Wir sind gerne Teil einer Gemeinschaft und betreiben die Landwirtschaft mit Leidenschaft!“
pro und contra landleben
Um das optimale Umfeld zu finden, muss man die eigenen Prioritäten kennen.
Pro – Landgenuss:
1. Regionale Lebensmittel ganz nah
2. Gute Luft, naturnahes Umfeld
3. Mehr Platz
4. Weniger Lärm
5. Gemeinschaft
Kontra – Landverdruss:
1. Schlechtere Infrastruktur, weitere Wege
2. Weniger Freizeit- und Kulturangebote
3. Schlechtere ärztliche Versorgung
4. Wohnen ist nicht immer leistbarer
5. Jeder kennt jeden – das kann auch einengen
für sie gelesen
Hochmobile Generation: 2020 erschienen, veröffentlicht dieses Buch die Ergebnisse einer Studie rund um Bleibe- und Wanderungsmotive junger Menschen in ländlichen Räumen (in Bayern). Was eine hochmobile Generation dazu bewegt, das Landleben zu verlassen, oder bewusst raus ins Grüne zu ziehen, und was Junge brauchen, um fern der Städte ihr Glück zu finden, ist hier gut belegt nachzulesen. – Theresa Schäfer, Maria Stöckl, Joachim Vossen: Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt. (Verlag KLJB)
In Ruhe leben: „Man ist Teil einer Gemeinschaft“
Was schätzt ihr am Landleben?
Die Ruhe, die frische Luft, und dass das Leben stressfreier verläuft, da weniger Verkehr ist. Wir mögen es, unsere Nachbarn zu kennen, nicht anonym zu leben. Man ist Teil einer Gemeinschaft.
Was könnte eine „Landflucht“ verhindern?
Der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein wesentlicher Aspekt. Natürlich auch leistbares Wohnen: die Möglichkeit, sich hier etwas aufzubauen. Für Junge ist außerdem interessant, dass es in der Gemeinde attraktive Veranstaltungen gibt.
Habt ihr jemals darüber nachgedacht, in die Stadt zu ziehen?
Natürlich reizt es einen jungen Menschen, in die große, weite Welt rauszugehen: bessere Jobaussichten, viele Bildungsmöglichkeiten, Unis etc. Das sind wichtige Vorteile, aber wir schätzen es hier sehr. Für uns gibt es nichts Schöneres, als in und mit der Natur zu arbeiten – wir betreiben unsere Landwirtschaft aus Leidenschaft!
Hans-Peter Schlegl und Sissi Arthofer, Der Hofveitl. Jungbauern am Hofveitl-Hof im steirischen Haselsdorf.
Aktuelles E-Paper