RB: Die Ehekonferenz geht in diesem Jahr das zweite Mal über die Bühne. Wie war die Resonanz auf die erste Auflage? Waren Sie zufrieden?
Bischof Hermann Glettler: Ja, es gab viele positive Feedbacks: Lockere Atmosphäre, gute Gespräche, Einbindung nichtkirchlicher Referenten, Seelsorge und Therapie im Dialog und vieles mehr. Im Zentrum stand der Erfahrungsaustausch zum Thema „Coaching und Begleitung von Ehepaaren“. Unbedingt notwendig ist jetzt eine Fortsetzung, weil es für Paare in der heutigen Zeit viele Herausforderungen gibt, wie Stress, Konflikte und Belastungssituationen. Ganz zentral war bei der Konferenz das Zeugnis engagierter Paare, die das Ehesakrament bewusst leben.
In Beziehungen so zu leben, dass die Liebe nicht verkümmert, bleibt ein Dauerauftrag.
RB: Was bringen Sie persönlich als Familienbischof für die Konferenz mit und was ist Ihnen wichtig?
Glettler: Ich bringe Wertschätzung und Ermutigung mit, weil wir in allen Diözesen und geistlichen Bewegungen eine sehr engagierte Ehe- und Familienpastoral haben. Oft wird dies von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, auch nicht von der kirchlichen. In Beziehungen so zu leben, dass die gegenseitige Liebe nicht verkümmert, bleibt ein Dauerauftrag.
RB: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Familien?
Glettler: Mir fällt die Überdosis der digitalen Aktivitäten ein. Nicht wenige Kinder und Jugendliche sind in ihrer Social-Media-Nutzung suchtgefährdet – auch manche Erwachsene. Das kann zu Momenten von Aggression und Isolation führen. Ebenso würde ich die zunehmende Sorgearbeit für demenzerkrankte Angehörige nennen. Da braucht es weit mehr mobile Unterstützungsangebote. Nicht übersehen sollten wir auch die wirtschaftlichen Sorgen, wenn unvorhergesehene Belastungen dazukommen.
RB: Es gibt verschiedene Modelle für Ehevorbereitung und Eheseminare, weniger jedoch für eine konkrete Ehebegleitung. Warum glauben Sie, sind begleitende Maßnahmen wichtig?
Glettler: Wir sind immer in Veränderungen zu Hause, auch wenn dies nicht immer lustig ist. Jeder Mensch und jedes Paar entwickelt sich. Und wir alle – auch Eheleute – wachsen in unsere von Gott geschenkte Berufung ein Leben lang hinein. Wichtig ist mir die Erkenntnis aus dem Synodalen Prozess, dass wir einander Geschenk und Auftrag sind. Begleiten und Sich-begleiten-lassen ist urchristlich. Die erste Kompetenz für die Ehebegleitung liegt bei den Paaren selbst.
RB: Was wünschen Sie sich zum Thema „Ehe und Familie“ für die Zukunft?
Glettler: Ich wünsche mir, dass wir uns nicht in idealistischen Vorstellungen von Ehe und Familie verlieren. Das Leben überrascht uns mit vielen Zumutungen. Auch menschliches Versagen gehört dazu. Andererseits wünsche ich mir, dass wir die österliche Dimension des christlichen Glaubens für die Familien fruchtbar machen – das Wissen, dass der Auferstandene uns immer begleitet. Tröstend, hörend und fragend ist er in allen Situationen gegenwärtig.
teilnehmen
Ehekonferenz 2025: Das Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg richtet mit dem IEF (Institut für Ehe und Familie) im Auftrag des österreichischen Familienbischofs Hermann Glettler in Salzburg die zweite österreichweite Ehekonferenz aus. Für alle, die sich für die Begleitung von (Ehe-)Paaren und Familien interessieren oder in diesem Bereich Verantwortung tragen.
Wann: 25./26. April
Wo: Kapitelsaal, Kapitelplatz 6, Salzburg
www.ief.at/ehekonferenz
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