Obertrum. „We are the world, we are the children.“ „Wir sind die Welt, wir sind die Kinder.“ So klang es durch die Straßen von Obertrum. Grund dafür war ein großes Friedensprojekt, das Volks- und Mittelschule gemeinsam auf die Beine stellten. Sabine Kraihammer, Direktorin der Volksschule, erzählt, dass nicht nur das Gedenken an den Kriegsausbruch in der Ukraine ausschlaggebend für die Aktion war. Die Sehnsucht nach Frieden sei groß und immer wieder zeige sich, welch zerbrechliches Gut Friede doch sei. „Ein Jahr dauert nun dieser schlimme Konflikt schon an, der auch vor den Kindern bei uns nicht Halt macht. Täglich hören wir von Not und Elend rund um den Erdball. Daher haben wir uns entschlossen, ein Zeichen zu setzen.“
Frieden beginnt bei uns selbst – im Elternhaus und in der Schule. Kinder sind über die Medien vielen Informationen ausgesetzt, die sie selbst nicht einordnen können. Sie bekommen die Nachrichten über verschiedene Kanäle mit. Eltern bemerken oft gar nicht, was ihr Kind aufschnappt. „Ängs-te sind natürlich da. Daher ist es wichtig, mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen und eine Möglichkeit zu geben, selbst am Guten mitzubauen und es sichtbar zu machen“, berichtet Kraihammer.
Die Friedensaktion in Obertrum hat aufgerüttelt. Die Kinder fühlten sich in ihrem Einsatz für ein gutes Miteinander bestärkt und erzählten davon zu Hause. „In den Familien und im Dorf ist es Gesprächsthema. Wobei uns wichtig ist, dass die gute Nachricht im Vordergrund steht. Kinder sind nicht in der Lage, in die Welt der Erwachsenen einzugreifen. Aber sie sind die Erwachsenen von morgen und daher ist es wichtig, sie für den Frieden zu sensibilisieren.“
„Frieden betrifft uns alle, unabhängig von unserer Religion, Herkunft oder Kultur“, ergänzt Andrea Pann-Wintersteiger. Sie ist Direktorin der Mittelschule im Flachgauer Ort und wünscht sich, dass das schulübergreifende Obertrumer Projekt Nachahmer findet. Besonders berührend sei es gewesen als nach einer Andacht in der Pfarrkirche mit Pfarrer Christoph Eder Kinder sowie Lehrerinnen und Lehrer eine Menschenkette bis zum Eingang der beiden Schulen bildeten. Dabei wurde ein großer Ball, der die Welt symbolisierte, weitergereicht.
Das Fazit der beiden Direktorinnen: „Den Kindern ist es nicht egal, wie es um die Zukunft unserer Welt steht. Wir haben es – bildlich gesprochen – in der Hand, die Welt um uns herum zu gestalten.“
Interview
mit Religionslehrerin Johanna Schwarzmayr
RB: Wie kam es zum schulübergreifenden Friedensprojekt in Obertrum?
Schwarzmayr: Die Idee ist vor Monaten entstanden. Damals hatte ich noch die Hoffnung, es könnte am 24. Februar 2023 Frieden zwischen der Ukraine und Russland sein. Zum Schulstart begann dann der Austausch mit den Lehrerinnen. So eine Zusammenarbeit war neu, aber sehr bereichernd.
RB: Können Sie uns die Vorbereitung mit den Schülerinnen und Schülern beschreiben?
Schwarzmayr: In den Wochen vor der Friedensandacht war das Thema Frieden in den Klassen präsent. Es wurde vor allem in der Volksschule von allen Seiten beleuchtet und mit allen Sinnen erlebbar gemacht. Dabei entstanden bunte Tauben, die nun die Kirchenbänke zieren. Wir haben uns auch damit auseinander gesetzt, wie sich Jesus verhalten hat und wie wir von seinem Beispiel lernen können.
Schülerstimmen:
„Gefallen hat mir, dass wir in der Kirche gemeinsam gesungen haben. Frieden ist für mich wichtig, weil ich es gern habe, wenn man zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt.“ Franziska-Marie (12)
„Die Menschenkette hat gezeigt, dass wir zusammenhalten müssen, um die Erde zu retten.“
Leon (11)
„Mir hat gefallen, dass wir die Erde weitergegeben haben. Frieden ist für mich Freude.“
Jakob (11)
„Frieden bedeutet für mich, keine Spannung in der Luft zu haben. Man sollte miteinander reden. Keiner soll sich einsam fühlen.“
Elias (10)
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