Rif. „Ein Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom macht glücklicher. Es bekommt mehr Tiefe und Oberflächlichkeiten fallen weg“, sagt Maria Moser aus Rif. Die siebenjährige Berta, ihr erstgeborenes Kind, ist mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen. Anfangs sei die Diagnose ein Schock gewesen. Sie konnte sich das Leben für das Kind nicht vorstellen. Kann Berta jemals ausgehen? Wie wird sie alles bewältigen? Diese und noch unzählige andere Fragen beschäftigten die Familie. „Wir sind mit unserer Tochter mitgewachsen und haben gesehen, es ist alles normal. Die Sorgen legen sich. Mit einem Kind mit Down-Syndrom sind Reisen und Sport machen durchaus möglich. Berta erstaunt uns immer wieder mit ihrer Beweglichkeit, sie liebt Bücher und das Spielen mit ihrer Schwester Salome“, erzählt die Sozialpädagogin.
Sie und ihr Mann seien in diese Aufgabe hineingewachsen. „Wenn organisch alles in Ordnung ist, sind die Herausforderungen gleich wie mit einem Baby ohne Down-Syndrom. Diese Erfahrung haben wir gemacht, als unsere Tochter Salome auf die Welt gekommen ist.“ Dass Kinder von Kindern lernen, hat Berta in der Krabbelstube bewiesen. „Kaum hat sie die anderen gesehen, ist sie alleine gegangen“, erinnert sich Maria Moser lächelnd. Natürlich gebe es auch unangenehme Begegnungen, doch die seien selten. Es überwiegen die schönen Erlebnisse. So erinnert sich die Mutter an die berührenden Worte ihres Kinderarztes: „Würde es mehr Menschen mit Down-Syndrom geben, wäre die Welt viel schöner. Sie sind eine Bereicherung.“
Dass Berta in der Krabbelstube und im Kindergarten Rif herzlich aufgenommen wurde, erfüllt Familie Moser mit Freude. Eine passende Schule zu finden, sei jedoch sehr schwierig gewesen. Nun besucht Berta die Montessorischule der Diakonie. „Sie ist dort gut aufgehoben. Doch im Hinblick auf das Schulwesen gehört in Salzburg noch viel gemacht.“ Viel Hilfe hingegen gibt es in den Selbsthilfegruppen in ganz Österreich. Dort finden Eltern nicht nur Halt und Unterstützung, es entstehen auch innige Freundschaften.
Interview
mit Barbara Schubert, Pastoral mit Menschen mit Behinderungen
RB: In welcher Form brauchen Kinder mit Down-Syndrom Unterstützung?
Schubert: Kinder mit Down-Syndrom sind so unterschiedlich in ihren Begabungen, Vorlieben, Wesenszügen, in ihrem Erscheinungsbild. Es gibt nicht die eine Therapie oder Unterstützung, die für alle Kinder mit Down-Syndrom hilfreich ist. Jedes Kind braucht eine lebensbejahende, liebende und fürsorgliche Umgebung und Beziehungen, die Entwicklung ermöglichen. Ein Kind mit Down-Syndrom braucht meist mehr vom „Normalen“ – zusätzlich hilfreiche Therapien kommen mit der Zeit fast von selbst daher.
RB: Ist es möglich, ein „normales“ Familienleben zu führen?
Schubert: Ja! Wenn Eltern versuchen auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen, unterstützt das genauso ein Kind mit Down-Syndrom. Geschwisterkinder von Kindern mit Behinderungen entwickeln eine höhere soziale Kompetenz. Das Leben bleibt spannend und sehr lebenswert mit einem Kind mit Down-Syndrom.
RB: Wie können Eltern mit Vorurteilen umgehen?
Schubert: Natürlich ist es kränkend, wenn Eltern panisch ihr Kind ohne Behinderung aus dem Sandkasten entfernen, wenn sich ein Kind mit Down-Syndrom nähert. Das kommt sehr selten vor. Meist gibt es viel Wohlwollen füreinander. Das Problem ist nicht das Kind mit Down-Syndrom, sondern das „Kopfkino“ derer, die Vorurteile haben. Eines muss immer wieder klar werden: „Es ist normal, verschieden zu sein“ (Richard von Weizsäcker).
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