Salzburg. Anna ist Mitte Zwanzig, lebt in einer glücklichen Beziehung und hat vor drei Monaten ihren Sohn geboren. Die ersten Monate verlaufen problemlos. Eines Tages tauchen Schwierigkeiten beim Stillen auf, das Baby schreit stundenlang. Die junge Mutter macht sich Vorwürfe, etwas falsch zu machen. Dieses Beispiel steht stellvertretend für eine Fülle an Herausforderungen, denen Eltern gegenüberstehen. „Sie wollen alles richtig machen und bemühen sich selbst bei schwierigen Bedingungen ihre Kinder so gut wie möglich groß zu ziehen“, erklärt Barbara Resch, Studienleiterin für Bildung in St. Virgil.
Auf sehr schwere Bedingungen bis hin zu banalen Situationen des Alltags seien Familien oft nicht vorbereitet. „Die Welt ist voll von Einflüssen wie Klimawandel, Migration, Transgenderismus, Krieg und Digitaliserung. Gesellschaftliche Konzepte und Geschlechterrollen scheinen sich aufzulösen. Auch die Rolle der Väter ist neu definiert.“
Um all das zu bewältigen, brauchen junge Eltern Orientierung und Unterstützung. „In einer „Nix is fix Welt“ entstehen sehr leicht viel Unverbindlichkeiten, das heißt, es kann auch schwer fallen, für eine Erziehungsform oder für einen Wert einzustehen“, sagt Barbara Resch. „Wir haben erkannt, dass die ganzheitliche Versorgung am Lebensbeginn eine grundsätzliche Zusammenarbeit braucht. Es ist entscheidend, dass Eltern auf informierte, gut ausgebildete, interdisziplinär und ganzheitlich handelnde Fachkräfte treffen.“
Mütter gehen meist mit vielfältigen Problemen und Anliegen zum Kinderarzt, dabei gibt es genug adäquate Angebote wie die Elternberatungsstelle des Landes Salzburg. In der Stadt stehen die Elternschule der SALK, der Verein Salzburg „Birdy“, und am Land der Verein „Pepp“ zur Verfügung. Niederschwellig sind auch Spielgruppen eine gute Anlaufstelle.
„Ein Masterlehrgang Early Life Care und eine Konferenz, die gerade in St. Virgil über die Bühne geht, tragen bei, das einzigartige Potenzial eines guten Lebensbeginns durch gesicherte Begleitung wirksam werden zu lassen“, erläutert Studienleiterin Barbara Resch als Tagungsverantwortliche.
RB: Wie können Eltern einen Weg finden, ihren Kindern negative Schlagzeilen zu erklären?
Priewasser: Wir müssen auch den Kindern das, was auf dieser Welt geschieht zumuten, es ihnen altersgerecht erklären und dabei hoffnungsvoll bleiben. Information aus den Medien etwa über den Krieg in der Ukraine, ermöglicht uns Anteilnahme und Hilfeleistung. Wenn wir mit den Kindern zum Beispiel ein Spendenpaket schicken oder auf eine andere Weise helfen, erleben sie neben der Schwierigkeit auch Solidarität und Hoffnung.
RB: Die Veränderungen auf der Welt gehen in einem rasanten Tempo vonstatten. Wie schafft man es als Familie den Mut und die Zuversicht nicht zu verlieren?
Priewasser: Der Fokus auf die aktuellen globalen Probleme, wie dem Klimawandel, kann das Gefühl von Ohnmacht auslösen. Dann ist es wichtig, dass wir uns erlauben, den Blick auch auf die kleinen Dinge in unserem Leben zu lenken und sich zum Beispiel an der Entwicklung der eigenen Kinder zu freuen. Auch gemeinsam schöpferisch tätig zu sein, macht zuversichtlich und gibt Kraft, sich den Themen wieder zu stellen.
RB: Familienkonstellationen scheinen sich zu verändern. Hat das auch Auswirkungen auf die Kinder?
Priewasser: Familienkonstellationen haben sich schon immer verändert. Natürlich prägt uns die individuelle Familie, in der wir aufwachsen. Dabei kommt es aber vielmehr darauf an, wie gut das Zusammenleben funktioniert und wie es allen Personen im System geht.
Tipp: Die Fachtagung „MUTTERNACHT“ richtet sich primär an Expertinnen und Experten für Familienthemen. Diese beschreibt und analysiert nicht nur dieses erschöpfende Mutter-Sein, sondern zeigt auch Wege aus dieser Krise auf.
8. Mai, St. Virgil Salzburg, 8.30 – 19.30 Uhr, Ernst-Grein-Str. 14, Tel.: 0662/65901/514
anmeldung@virgil.at oder www.virgil.at
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