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Salzburg. Politisch interessierte junge Menschen? Gibt es sie? Ja! Anastasia Srbulovic und Asel Yücel sind der beste Beweis dafür. Die beiden sind Schülerinnen der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW). Sie haben vor der Salzburger Landtagswahl mit ihren Klassenkolleginnen Briefe mit Erwartungen, die ihre Lebenswelt betreffen, an die im Landtag vertretenen Parteien verschickt. „Wir haben dabei Migration, Bildung, genauso wie Religion und die Bereiche Verkehr und Klima angesprochen.“
Drei Parteien antworteten. „Zwei haben gar nicht reagiert. Aber insgesamt war die Aktion sehr positiv. Vorher hatten manche von uns nicht so einen Bezug zur Politik. Wer denkt schon im Alltag daran? Das hat sich verändert“, sagt Anastasia und berichtet von den Diskussionen in der Klasse, die auch brisante Fragen nicht aussparten. Was ist mit der Gruppe an Drittstaatangehörigen, die nicht wählen dürfen? „Das brachte uns zum Nachdenken.“
Das Interesse an der Wahl kam nicht von ungefähr. Mitbestimmung und Teilhabe sind Themen die das Team „Menschenrechtsschule“ um Josef P. Mautner mit den Schülerinnen erarbeiten. Damit Menschenrechte selbstverständliche Basis für das Alltagshandeln werden, müssen sie für Kinder und Jugendliche bereits in Kindergarten und Schule erlebbar sein. „Wie das konkret aussieht, ist unterschiedlich. Wir gehen nach dem Bedarf an der Schule“, berichtet Mautner. Die Themen reichen von Asyl, Frauenrechte, Gewalt in Beziehungen, Mobbing, Konfliktbearbeitung bis zu Zielen für eine nachhaltige Welt.
Im ABZ St. Josef sind alle Klassen eingebunden. „Wir hatten bereits einen Workshop-Tag. Das war eine super Gelegenheit, unsere Erfahrungen zu teilen. So etwas schweißt zusammen“, betonen Anastasia und Asel. Barbara Lindtner freut sich über das Engagement ihrer Schülerinnen. Sie unterrichtet Geschichte und Politische Bildung. „Menschenrechte stehen natürlich am Lehrplan. Trotzdem ist es eine große Bereicherung, wenn es von außen Impulse gibt.“ Ihr sei wichtig, dass die Schülerinnen ihre Rechte kennen, Zivilcourage entwickeln und selbstbewusst durchs Leben gehen. Mit der Menschenrechtsschule ist St. Josef hier auf dem richtigen Weg.
Hintergrund
Auf dem Weg zur Menschenrechtsschule – der Prozess ist auf rund zwei Jahre angelegt – bringen sich die Schülerinnen aktiv ein. Anastasia und Asel haben zum Beispiel einen eigenen Workshop auf die Beine gestellt. „Unser Thema ist sexuelle Belästigung und Gewalt an Frauen. Wir sind eine Mädchenschule. Deshalb meinen wir, es ist sehr wichtig, dass wir uns damit auseinander setzen. Besonders jüngere Schülerinnen sind von sexualisierter Gewalt in sozialen Medien betroffen.“ Mit ihrem Workshop gehen die beiden in die Klassen an ihrer Schule. „Anfangs dachten wir, es könnte schwierig werden, die Schülerinnen zum Reden zu bringen. Deshalb haben wir sie gebeten, ihre Erfahrungen auf Kärtchen zu schreiben“, skizzieren die beiden ihre Methode, um das Eis zu brechen. „Alle haben mitgemacht und ihre Erlebnisse geteilt. Das hat sehr gut getan. Wir haben auch darüber gesprochen, wo es Unterstützung gibt und was zu tun ist, wenn wir Übergriffe mitbekommen.“
Stimmen
„Menschenrechte sollten an allen Schulen Thema sein. Es betrifft uns alle. Wir alle haben Rechte. Je-der Mensch hat eine eigene Stimme, die er einsetzen sollte. Und zusammen sind wir dann stark.“
Asel Yücel (16), 3HLW
„Auf das Thema sexuelle Gewalt aufmerksam zu machen, ist ein Herzensanliegen. Bei der Vorbereitung des Workshops haben wir uns die Frage gestellt: Was bedeutet Sexualisierung von Frauen überhaupt? Wo finden Belästigungen statt? Welche Erfahrungen haben wir selbst gemacht? Was ist bei sexueller Gewalt im Netz zu tun? Warum melden sich so viele Opfer nicht? Wir wollten unbedingt aufzeigen, dass es keinen Grund für Gewalt gibt, wo Betroffene Hilfe bekommen und dass Fälle unbedingt bei der Polizei gemeldet werden sollen.“ Anastasia Srbulovic (17), 2HLW
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